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Skifreeride – was muss ich für den Einstieg ins Pulverschnee-Paradies wissen?

Inhaltsverzeichnis

In einem Reiseprospekt habe ich den ultimativen Skifreeride Trip meiner Träume entdeckt: 14 Tage mit einem Schiff in den Gewässern vor Alaska mit einem eigenen Helikopter an Deck. Pilot und Guides starten dann mehrmals am Tag und bringen die Skifahrer zu neuen unverspurten Abfahrten. Der Traum vom faszinierenden Freeride-Abenteuer fand jäh im darunter angeführten Preis sein Ende: knapp 20.000 € sollte der Spaß kosten.

Aber zum Glück können Skifahrer auch ohne Helikopter und ohne Alaska eine Menge Spaß beim Freeriding haben. In der Alpenregion zwischen Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Frankreichen bieten sich dafür unerschöpfliche Möglichkeiten. Und wer Lust auf neue Abenteuer verspürt, kommt auch in der Hohen Tatra, den Pyrenäen oder der spanischen Sierra Nevada auf seine Kosten.

Was ist eigentlich Skifreeride?

Auf in das Pulverschnee-Paradies (nachdem dieser Artikel gelesen wurde)!
Ski bereit?

Den Begriff „Freeriding“ hört man in der Regel im Zusammenhang mit Ski, Snowboard oder Mountainbike. Das Skifreeriding grenzt sich im Grunde vom Skifahren auf präparierten Pisten und abgesteckten Buckelpisten und Slalomstrecken ab. Um dies zu erleben, müssen Skifahrer nicht zwangsläufig jeden Aufstieg selber bewältigen und abseits der Skigebiete unterwegs sein.

Prinzipiell bezeichnet Skifreeriding alle Arten von Powder-, Backcountry und Variantenfahrten. Alle verbindet die Liebe zum unverspurten Tiefschnee und die sportliche Herausforderung im Gelände. Etwas überspitzt lassen sich folgende Typen von Skifreeridern unterscheiden:

Der Variantenfahrer

Skifreerider dieser Art mögen es im Tiefschnee ein paar Abfahrten zu machen, fühlen sich aber auf der Piste ebenso wohl. Je nach Schneelage fährt der Variantenfahrer gerne ein paar markierte Skirouten ab und nimmt auch mal die eine oder andere Powder-Abkürzung im Skigebiet. Den ganzen Tag aufsteigen, um dann nur ein einziges Mal abzufahren, ist dem Variantenfahrer viel zu anstrengend – deshalb verlässt er sich auf Lifte und Infrastruktur im Skigebiet.

Der Skitourengeher

Der Skitourengeher startet schon früh morgens und hat stets ein festes Ziel vor Augen. Für den stundenlangen Aufstieg ist er bestens trainiert und zieht seine Spur bis zum Traumgipfel. Ausgestattet mit Vesper, Trinken, LVS Ausrüstung und Skitourenrucksack bewegt er sich aus eigener Kraft. Er genießt die Stille und Ruhe abseits der hektischen Liftanlagen und wird mit einer fantastischen Aussicht und einer langen, unverspurten Abfahrt ins Tal belohnt. Da er sich oft alleine oder in kleinen Gruppen im hochalpinen Gelände bewegt, hat sich der Skitourengeher eingehend über Wetterverhältnisse und Lawinengefahr informiert.

Neben der üblichen Skiausrüstung, nimmt der Skibergsteiger auch seine Kletterausrüstung mit.
Das „Plus“ beim Skibergsteiger macht dessen zusätzliche Kletterausrüstung aus.

Der Skibergsteiger

In diesem Fall handelt es sich um die „Plus-Version“ der Skitourengeher. Der Skibergsteiger schreckt vor keinen Gletscherspalten, Abseilstellen und schmalen Rinnen zurück. Neben der üblichen Ausrüstung für Skitourengeher, gehören beim Skibergsteigen Klettergurt, Helm und Kletterseil zur Grundausstattung. In der Regel sind Skibergsteiger bereits erfahrene Alpinisten, die schon etliche Skitouren, Hochtouren und Kletterpassagen gemeistert haben.

Welche Ausrüstung benötigen die verschiedenen Freerider?

Für den Aufstieg verwendet man Steigfelle.
Für den Aufstieg werden die Ski mit Steigfellen komplementiert.

Zugegeben, nicht jeder Skifreerider passt in eine der oben genannten beispielhaften Kategorien; und zudem fühlt sich so mancher Variantenfahrer auf Skitouren wohl oder unwohl. Dennoch eignen sich die grob umrissenen Charaktere sehr gut dafür, um eine Vorstellung darüber zu bekommen, welches Equipment für die einzelnen Arten von Freeriding benötigt wird und auch welche Erfahrungen vorausgesetzt sein sollten.

Variantenfahrer kommen mit gewöhnlichen Alpin-, Freestlye oder Allround-Ski im Tiefschnee bestens zurecht. Auch Bindungen und Skischuhe sind dabei identisch, wie beim Skifahren auf der Piste, denn das Aufsteigen aus eigener Kraft entfällt und macht Skitourenbindungen überflüssig. Bei speziellen Tourenski machen sie wiederum effizientes Aufsteigen möglich. Für den Aufstieg werden die Ski dann mit Steigfellen ausgestattet, die auf den Skibelag aufgeklebt werden. Auf diese Weise lässt sich der Ski nach vorne schieben und kann zeitgleich nicht nach hinten rutschen.

Die Bindung ist für den Aufstieg auf der Zehenseite der extra Skitourenstiefel fixiert und an der Fersenseite beweglich. Dadurch ermöglicht das System zügiges und kraftsparendes Aufsteigen. Die Bewegung lässt sich dabei mit der von Langläufern vergleichen. Um Kraft zu sparen gehen Skitourengeher im Aufstieg gerne auf bereits vorhandenen Spuren.

In steileren Passagen ähneln die Spuren einer Loipe im Zickzack-Kurs. Bei besonders steilen Hängen oder verdichteter Schneefläche und Eis, kommen, neben den Steigfellen, Harscheisen zum Einsatz. Ähnlich wie Steigeisen sorgen Harscheisen für sicheren Halt und verhindern seitliches Abrutschen.

Trägt man eine Latzhose kann kein Schnee in die Hose gelangen.
An solch einer Stelle hat man es gut, wenn man eine Latzhose trägt.

Zusätzlich zu den Ski und Skischuhen, sind Skifreerider mit Skistöcken, Skihelm und der passenden Skibekleidung ausgestattet. Skihose und Skijacke sollten wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv sein sowie eine hohe Bewegungsfreiheit beim Skifahren garantieren.

Latzhosen sind bei Freeridern besonders beliebt, da mit diesen auch bei tiefstem Schnee keine Nässe von oben eindringen kann. Auch integrierte Gamaschen, die über dem Skistiefel abschließen, erweisen sich in tiefem Schnee als hilfreich. Bei Tourengehern und Skibergsteigern sollten außerdem die Beininnenseiten auf Höhe der Stiefel verstärkt sein, damit sie, durch die Stahlkanten, Harscheisen oder Steigeisen, nicht beschädigt werden. Eine Schneebrille, die möglichst gut am Gesicht abschließt und Skihandschuhe mit langer Stulpe komplettieren die Basisausstattung für Skifreerider.

Je nach Tour können zu dieser Grundausstattung noch alpine Ausrüstungsgegenstände, wie Kletterseil, Klettergurt, Eisgeräte und Steigeisen hinzukommen.

Im Skitourenrucksack findet Ausrüstung und Proviant ihren Platz.
Im Skitourenrucksack kann alles materielle sicher und gut verpackt werden. Wissen und Erfahrung sollten wiederum im Köpfchen verstaut werden 😉

Das wichtigste Equipment wird im Skitourenrucksack verstaut und ist, neben LVS Ausrüstung und Verpflegung, immer mit dabei.

Auswahl der Touren – passend zu Know How und Erfahrung

Skifreerider wachsen in der Regel mit ihren Aufgaben, beziehungsweise mit ihren Tourenzielen. Für Variantenfahrer reicht da meist ein Blick auf die Wetter-App und die derzeitige Lawinensituation. Je mehr Freerider im Gelände abseits der Skigebiete unterwegs sind und je schwieriger die Abfahrten werden, desto intensiver sollten sie sich auch mit dem Thema Risiken beim Freeriding, Gefahrenvermeidung und Erste-Hilfe beschäftigen. Wer im Backcountry eine Skitour plant, muss in jedem Fall:

  1. …die Wettervorhersage eingehend studiert haben.
  2. …die Lawinengefahr (mittels des aktuellen lokalen Lawinenlageberichts) für die geplante Route in Erfahrung gebracht haben.
  3. …eine LVS Ausrüstung (LawinenVerschüttetenSuch-Ausrüstung), bestehend aus LVS Gerät („Piepser“), Lawinensonde und Lawinenschaufel mit sich führen.
  4. …genau den Umgang mit diesen Geräten kennen (Bei einer Verschüttung geht es um jede Minute und das LVS Gerät nützt nur dem Freerider, der es im Schlaf bedienen kann).
  5. …am besten einen Kurs beim DAV, der örtlichen Bergwacht oder Skischule absolviert haben. In diesen Kursen werden die Gefahren beim Skitouren vermittelt sowie der richtige Umgang mit der LVS Ausrüstung erklärt und geübt.
  6. …über Kenntnisse in erster Hilfe verfügen und ein Erste-Hilfe-Set mit sich führen.
  7. …genügend Proviant und vor allem Flüssigkeit mitnehmen.
  8. …seine Route kennen und in der Lage sein diese auch bei schlechter Sicht zu finden und zu navigieren.
  9. …ein Telefon mit vollem Akku mit auf Tour nehmen, um im Notfall Hilfe zu holen (ggf. muss man sich vorher erkundigen, ob es im gewünschten Gebiet Empfang gibt).
  10. ….seine Kräfte und sein Fahrkönnen richtig einschätzen und immer Reserven für unerwartete Situationen einplanen.

Beim Skifreeriding lohnt sich daher nicht nur die Investition in zuverlässige und robuste Ausrüstung, sondern auch in Wissen und Erfahrung. Wissen über das Wetter, die Berge und wie Schnee, Wind und Temperatur die Lawinenlage beeinflussen sowie das Wissen wie eine sichere Aufstiegsroute zu wählen ist und welche Hänge sich am besten für eine sichere Abfahrt im Tiefschnee eignen.

Erst sollte die Liste abgearbeitet werden, bevor man sich in den unverspurten Tiefschnee wagt.
Liste abgehakt? Erst wenn jeder einzelne Punkt auf der Liste abgearbeitet wurde, kann der unverspurte Tiefschnee genossen werden.

Für den Einstieg in die Welt der Skitouren gibt es viele einfache Routen, die oft nicht zu anstrengend und auch nicht sehr gefährlich sind. Solche Touren eignen sich prima, um Erfahrungen zu sammeln und belohnen einen meistens mit wunderschönen Abfahrten.

Ebenfalls besteht die Möglichkeit, Skitouren mit ortskundigen Guides und Bergführern zu unternehmen, die ihr Know How und ihre Erfahrungen zur Verfügung stellen und die Sicherheit der Teilnehmer gewährleisten.

Wettkämpfe im Freeriding, Extreme Freeriding und Ski Mountaineering

Skitourenrennen gibt es schon seit über 100 Jahren als Wettkampfsport. Zeitweise war die alpine Wintersportart sogar in den olympischen Spielen präsent. Zu den renommiertesten Rennen des ISCM (International Council for Ski Mountaineering Competitions) gehören die Patrouille des Glaciers, die Pierra Menta oder der Frofeo Mezzalama. Bei der Pierra Menta werden beispielsweise in Zweier-Teams innerhalb von vier Tagen etwa 10.000 Höhenmeter in Aufstieg und Abfahrt bewältigt.

Bei anderen Wettbewerben, wie zum Beispiel dem legendären Xtreme Verbier (als Teil der Freeride World Tour), geht es nicht um den Aufstieg, sondern um die Abfahrt. Diese ist möglichst steil und mit hohen Klippen und schmalen Rinnen gespickt. Ziel der Teilnehmer ist es, die Kampfrichter durch eine spektakuläre Linienwahl und durch extrem riskante Sprünge über Wechten und Felsen zu beeindrucken.

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Bergfreund Jan L.

Angefangen hat alles mit Camping im selbstgebauten Wohnmobil. Im Winter erst auf zwei Brettern am Anfängerhügel, später dann nur noch auf einem im Powder. Im Sommer fast immer am und auf dem Wasser – ganz egal ob am Meer, See oder Fluss. Mal auf zwei Rädern über die Schwäbische Alb, mal auf vier Rollen durch die Stadt oder mit Wanderstiefeln an den Füssen in den Alpen, Pyrenäen und im Himalaya. Ob mit Kletterseil im Kalkstein, mit Klettersteigset im Granit oder mit Bouldermatte am Kunstharz.

One Comment on the Article

  1. Balewupp 19. November 2019 07:41 Uhr

    Pfüteufel, wie pervers ist denn dieser “Trip“ am Anfang dieses Artikels, abgesehen vom Preis. Es wird Zeit das der Homo sapiens („verstehender, verständiger“ oder „weiser, gescheiter, kluger, vernünftiger Mensch“) sich selber abschafft. Es ist unerträglich, vor allem gegenüber unseren Nachkommen.

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