Heute Morgen kam meine Kollegin Anni ins Büro und schwärmte erstmal eine Runde von ihrem neuen Ski-Helm, dem Receptor Bug von POC. Klingt spannend, denke ich so bei mir. Warum also nicht mal einen Blick hinter jene drei Buchstaben werfen, denen man auf sämtlichen Skipisten und MTB-Trails dieser Erde begegnet, und auch auf immer mehr Straßen.
Starten wir mit einem Blick in die Geschichtsbücher, auch wenn diese Geschichte noch gar nicht so sehr alt ist – sie beginnt in Stockholm, etwa 2004.
Erstmal zur Zahnbürste greifen
Am Anfang läuft alles schief, was nur schief laufen kann: die Helme kommen nicht. Anstatt wie geordert in August/September trudeln sie erst zu Neujahr in Stockholm ein – eindeutig zu spät, um sie pünktlich zur Wintersaison in die Shops zu bringen. Und als sie dann endlich da sind, sind sie auch noch in einem miesen Zustand, schmutzig und zum Teil unbrauchbar. Auf den ersten Blick sind nur etwa 1.000 der 5.000 Helme noch zu gebrauchen. Nichtsdestotrotz, es hilft ja alles nichts, man kennt das ja. Zahn- und Polierbürsten, sowie Reinigungsmittelchen aller Art kommen also zum Einsatz um zu retten, was noch zu retten ist.
Denn es ist Winter, in wenigen Wochen steht die 2005er ISPO in München an und mit ihr der ISPO Brandnew Award. Mit einem kleinen Team präsentiert Stefan Ytterborn sein junges Unternehmen – und überzeugt auf ganzer Linie! Rückblickend ist dieser Award bloß der erste von vielen, die noch folgen werden. Möglicherweise ist er aber doch der wichtigste: POC ist plötzlich da! Anschließend geht es steil bergauf, weltweit erfreuen sich die Ski- und Snowboardhelme von POC einer wachsenden Begeisterung. Und spätestens seit die beiden POC Team-Mitglieder Jon Olsson und Tanner Hall 2008 bei den X-Games abräumten, ist das schwedische Label vom Outdoor-Markt nicht mehr wegzudenken.
Safety First
Dieser Erfolg ist wohl auch dem Fakt geschuldet, dass Ytterborn zur richtigen Zeit die richtige Idee hatte. Ende der 1990er Jahre ist es nämlich keinesfalls Standard, dass Skifahrer und Snowboarder mit Helm unterwegs sind. Dabei gehen die gängigen Entwicklungen auch am Wintersport nicht spurlos vorbei: die Grenzen des Machbaren werden immer wieder neu ausgelotet, die Geschwindigkeit und die Sprunghöhe nehmen zu, Fun- und Terrain-Parks wachsen überall aus dem Boden, inkl. Slides, Half-Pipes, Boxes und Co.
POC stellt sich dieser Entwicklung mit einem klaren Ziel: »It’s our mission to do everything we can to develop protective gear that can save lives and reduce the severity of injuries.« (Stefan Ytterborn)
Um dieses Ziel zu erreichen, setzt POC auf eine interdisziplinäre Arbeitsweise. Ingenieure und Materialwissenschaftler gehören zum Entwicklungsteam, ebenso wie Neurologen und Mediziner, die auf Nacken-, Wirbelsäulen- und Hirnverletzungen spezialisiert sind. Geht ein Artikel in die Testphase, sind zudem zahlreiche Sportler mit den Helmen, Protektoren oder Brillen draußen unterwegs. Und für den starken Look sämtlicher POC-Produkte sind natürlich auch Industrie- und Grafikdesigner im Einsatz – schließlich ist Firmengründer Ytterborn von Haus aus nicht nur passionierter Skifahrer, sondern auch großer Designliebhaber.
Über die Jahre hat POC so immer wieder neue Standards gesetzt, vor allem wenn es um technische oder materialwissenschaftliche Lösungen für die Helmkonstruktion geht. Eine Reihe von Patenten spricht hier für sich.
Das POC-Lab
Das Herz der Firma ist also eindeutig das POC-Lab, in der Necka Gatan 4 / Stockholm. Es ist der Ort, an dem das Wissen und die Erfahrung Aller zusammenlaufen. Unabhängige Experten aus den verschiedensten Bereichen kommen hier zusammen: Sportler und Sportmediziner, Orthopäden, Ingenieure und Materialwissenschaftler, Designer. Nicht ohne Grund vergleicht Ytterborn seine Firmenstruktur mit der einer Mauer: »It’s all about interacting. It’s like building a brick building, brick after brick.«
Das Ergebnis sind High-Performance-Produkte, die keine faulen Kompromisse eingehen: die Helme sind leicht, aber absolut zuverlässig in puncto Schockabsorption und Stoßdämpfung. Auf einen Aufrüstungswettbewerb mit anderen Labels lässt sich POC dabei nicht ein. Die Schweden setzen vielmehr auf eine kleine, dafür aber absolut ausgesuchte Palette an Technologien und Materialien. Ebenso wie auf anhaltende Innovationen, so präsentierte man zum Beispiel kürzlich das MIPS – Multi Directional Impact Protection System, welches man mit Wissenschaftlern der Königlich Technischen Hochschule Stockholm entwickelt hat und das in der Lage ist, bei Stürzen selbst Rotationskräfte zu absorbieren.
Kompromissloser Schutz
Über die Jahre wächst die Produktvielfalt stetig: Freerider, Skifahrer und Snowboarder, Mountainbiker und Rennradler sind bei POC gleichermaßen gut aufgehoben – kurz: Sportler, die sich einem hohen Verletzungsrisiko bewusst sind, dieses aber nicht rat- und tatlos in Kauf nehmen möchten.
Und für alle, die schon immer wissen wollten, wofür POC eigentlich steht: Pieces of Cake. Das Logo sieht ganz einfach aus wie zwei gegenüberliegende Stück Kuchen.