Der Frühling steht vor der Tür und sowohl Trails auch Straßen werden langsam wieder befahrbar. Zeit also, den Drahtesel aus dem Keller zu holen und mal wieder so richtig fit zu machen. Schließlich stand er fast den ganzen Winter rum und hat nun etwas Pflege nötig.
Mit ein paar leichten Handkniffen ist das Bike im Nu wieder einsatzbereit und Ihr könnt Euch in den Sattel schwingen. Wie das geht? Na so:
1. Grundreinigung
Je nachdem, wie verschmutzt das Fahrrad noch ist, kann man zunächst mit Schwamm und Bürste rangehen und Rahmen, Gabel und Felgen mit Wasser oder speziellem Fahrradreiniger säubern. Man sollte kein aggressives Reinigungsmittel, wie z.B. Kettenreiniger nehmen, da dieses Gummidichtungen angreifen kann – Spülmittel ist absolut in Ordnung. Risse, Verformungen oder andere verdächtige Quellen sollten am besten von einem Mechaniker überprüft werden.
2. Die Kette
Wenn die Kette sehr dreckig ist, könnt ihr sie mit einer speziellen Bürste oder einer Zahnbürste reinigen. Kettenreiniger, wie der von Finish Line, entfernen auch alte Ölreste. Bei einer weniger starken Verschmutzung reicht ein Tuch. Danach solltet Ihr die Kette mit einem Kettenöl oder –fließfett behandelt. Einfach an die Innenlasche der Kette halten und die Kurbel drehen. Überschüssiges Material wird entfernt, denn es zieht Schmutz an. Unbedingt darauf achten, dass kein Öl an die Bremse gelangt, besonders bei Sprühöl aufpassen!
Doch selbst bei bester Pflege ist die Kette irgendwann einmal verschlissen. Wenn das passiert muss sie (nicht selten in Verbindung mit den Kettenblättern und Ritzeln) getauscht werden. Dabei ist es wichtig nicht nur die richtige Kette für das jeweilige System (9-fach, 10-fach, 11-fach…) zu finden, vielmehr muss auch die Kettenlänge passen. Alles rund um den Wechsel der Kette und wie Ihr die richtige Länge berechnet, erfahrt Ihr bei unserem Kettenlängenkalkulator.
3. Schaltung
Zunächst könnt Ihr die Schaltzüge checken. Diese sollten keinen Knick haben und leicht zu betätigen sein. Ist letzteres nicht der Fall, könnt Ihr die Züge sowie den Umwerfer und die Schaltung mit etwas dünnflüssigem Öl behandeln. Hilft auch das nicht, sollte die Schaltung genauer unter die Lupe genommen werden.
4. Bremsen
Ihr solltet zunächst die Bremsbeläge checken. Wenn sie abgefahren sind, müssen sie ausgestauscht werden. Das erkennt man bei klassische V-Bremsen daran, dass die Querrillen nicht mehr zu sehen sind. Dazu einfach mit einem passenden Inbus die Befestigungsschraube der Beläge öffnen und den Belag samt Halterung herausnehmen und Austauschen. Am besten stellt ihr die Bremse dann so ein, dass zwischen Bremsbelag und Felge ein maximaler Abstand von 2 bis 4 mm bleibt und der vordere Teil des Belags (in Fahrtrichtung) zuerst die Felge berührt. Dadurch verhindert ihr lästiges Quietschen.
Scheibenbremsen zu warten ist etwas schwieriger, sollte aber ebenfalls regelmäßig durchgeführt werden. Auch hier solltet ihr die Beläge auf Verschleiß prüfen und gegebenenfalls austauschen. In der Regel müssen danach Kolben und Bremssattel mit einem Schraubenzieher vorsichtig zurückgedreht werden. Ob die Bremse entlüftet werden muss oder nicht, erkennt Ihr am ehesten daran, dass der Abstand zwischen Bremshebel und Griff kleiner als eine Fingerbreite ist. Am besten einen Fachmann zu Rate ziehen.
5. Laufräder
Auch Speichen und Felgen verschleißen mit der Zeit und müssen überprüft werden. Ob die Spannung der Speichen stimmt, könnt Ihr überprüfen, indem Ihr zwei benachbarte gegeneinander drückt. Lassen sich diese leicht gegeneinander drücken, kann das ein Hinweis auf eine zu niedrige Spannung sein.
Die Felge kann leicht auf zweierlei Weise überprüft werden. Zuerst schnappt Ihr Euch einen flachen Schraubenzieher und haltet ihn mit zwei Millimetern Abstand an die Felge. Damit er fest sitzt, einfach am Rahmen oder Gepäckträger anlehnen und mit den Finger fixieren. Danach dreht Ihr das Rad. Berührt es den Schraubenzieher oder fehlt bis dahin nicht mehr viel, könnte das Laufrad Seitenschlag haben und muss zentriert werden.
Zum Schluss versuchen wir, das im eingebauten Zustand noch hin und her zu bewegen. Hat es seitliches Spiel, solltet Ihr eventuell die Naben einstellen oder die Schnellspanner bzw. die Schrauben des Laufrades kontrollieren, ob diese richtig angezogen sind.
6. Reifen und Schlauch
Zunächst checkt Ihr, ob die Reifen noch genug Luft haben. Ein schlecht aufgepumpter Reifen hat schlechtere Fahreigenschaften und nutzt sich schneller ab. Den maximalen Druck könnt Ihr in der Regel an der Reifenflanke ablesen. Da der Maximaldruck nicht immer auch der optimale Druck ist, macht es Sinn diesen gezielt zu ermitteln. Je nach Fahrradtyp, Tourenlänge, Beladung und Gelände kann dieser Wert gänzlich unterschiedlich ausfallen. Alle wichtigen Infos zum Thema Reifendruck haben wir für euch bei unseren Rechen-Tools zusammengetragen. Außerdem könnt Ihr dort einfach und schnell den perfekten Luftdruck für Euer Rad errechnen: Mountainbike, Rennrad, Tourenrad.
Sind größere Risse im Reifen zu sehen oder ist er stark abgefahren, sollte er lieber ganz austauscht werden, denn es können sich Fremdkörper darin sammeln, die noch mehr Schaden anrichten.
Sollte der Schlauch undicht sein, könnt Ihr ihn mit einem einfachen Set, wie dem Tip Top – Fahrradreparatur-Set flicken – sofern das Loch nicht zu groß ist – oder ihn einfach gleich ganz austauschen. Seid Ihr euch nicht sicher, dann pumpt den Reifen abends auf und lasst ihn über Nacht stehen.
7. Steuersatz
Wenn der Lenker beim Bremsen während der Fahrt oder bei gezogener Bremse und schnelleren Vor- und Zurückbewegungen ein Ruckeln oder Wackeln aufweist, kann sich der Steuersatz gelöst haben. Um ihn wieder fest zu ziehen, müsst Ihr die Schrauben am Vorbau lösen und die senkrechte Steuersatzschraube mit kurzen Drehungen anziehen. Aber Vorsicht: Wenn Ihr sie zu fest zudreht, kann das Lenken beeinträchtigt werden. Nicht vergessen, alle Schrauben wieder anzuziehen. Ein Tipp: hebt das Rad und tippt den Lenker an. Schlägt er von selber auf eine Seite ein, ist alles in Ordnung.
8. Schrauben
Zu guter Letzt könnt Ihr Schnellspanner, Sattelklemme und andere Schrauben kontrollieren. Dabei am besten immer mit der Hand und nicht mit einem elektronischen Schrauber arbeiten. Das verhindert, dass Ihr Schrauben zu fest anzieht.
Fahrradpflege: Professionelle Wartung muss sein
Auch wenn man sein Rennrad oder Mountainbike regelmäßig zu Hause pflegt, so kann es nicht schaden, es ein bis zwei Mal im Jahr – am besten vor, beziehungsweise nach der Saison – zum Fahrradmechaniker zu bringen. Der Profi kann das Bike deutlich zuverlässiger auf eventuell vorhandene Mängel überprüfen und kann darüber hinaus Schaltung und Bremsen wieder optimal einstellen.
11 Comments on the Article
Danke für die tolle Pflegeanleitung.
Die Pflegeanleitung ist gut für Leute die sich noch nicht so intensiv mit ihrem Bike auseinander gesetzt haben. Ich finde es suuuuuuuper, daß ihr sowas anbietet. Würd mich freuen, auch in anderen Bereichen solche Anleitungen zu bekommen. Eure Pflegeanleitung für Fleecesachen war auch der Knaller. Hab einige Fleecepulover und dank eurer Tips sehen sie noch aus wie neu. Schade für Euch, aber gut für mich. ;)
Hallo Jörn, es gibt Funktions-Shirts (Trikots), die – obwohl frisch gewaschen – schon sofort nach dem Anziehen muffig riechen. Habt Ihr für dieses Problem Tipps? Grüße Tobi
Super Pflegeanleitung ich glaube ich sollte mein Mountainbike auch besser pflegen jetzt weiss ich genau wie, danke
'@ Tobi mit den Stinke Shirts. Leg' die Shirts mal eine Nacht in Natronwasser ein. ....Und vorher auch 2-3 mal mit Natron mit Handwäsche durchwaschen.
Manchmal, wenn ich in die Pedale trete, knarzt/knackt mein Mountainbike. Womit könnte das zu tun haben?
Danke für die vielen nützlichen Tipps. Lediglich beim Thema Reifendruck hätte ich mir kurze, prägnante Tipps pro Radtyp gewünscht. Die Hinweise sind mir zu schwammig und teilweise zu überflüssig. Hier bin ich nach dem lesen, genauso schlau wie vorher.
Die Tipp sind zwar spät dran, aber super. Kann man ja im nächsten frühjahr wieder rauskramen! Klasse Tips!
Sehr aufmerksam, vielen Dank
Ja es ist richtig, ich fahre gerne und viel mit dem Mountainbike. Ich besitze auch ein SUP- Board und bin auch gerne und viel auf dem Wasser. Wandern kommt bei mir und mein Partner auch nicht zu kurz. Für die Tips für mein Mountainbike bin ich sehr dankbar.
Hallo Marion, das klingt ja nach einer großen Bandbreite an Sportarten bei Dir und gut gepflegt hält Deine Ausrüstung noch länger. Deswegen viel Spaß Dir weiterhin und wenn Du weitere Tipps benötigst, lass es uns gerne wissen. Herzliche Grüße, Jemima