Wenn man die Bezeichnung Nubuk Leder hört, denkt man oft gleich automatisch an edle Lederschuhe für gehobene Anlässe. Doch dieses Naturprodukt wird für sehr viel mehr verwendet als nur für elegante Salonschleicher. Aus Nubuk Leder bestehen zum Beispiel verschiedene Verstärkungen für Kleidungsstücke und es kommt sehr häufig als Hauptmaterial bei Handschuhen und Bergschuhen zum Einsatz.
Wie jedes andere natürliche Material hat auch das Nubuk Leder seine Vor- wie auch seine Nachteile. Diese wollen wir an dieser Stelle kurz unter die Lupe nehmen – selbstverständlich beim Einsatz im Bergsport.
Was genau ist Nubuk Leder?
Zunächst einmal sollten wir uns aber die Frage stellen, was dieses Nubuk Leder eigentlich genau ist. Hergestellt wird es im Normalfall aus Kalbs– oder auch aus Rinderhäuten. Charakteristisch für dieses Leder ist seine raue, fast schon samtartige Oberfläche. Diese Oberfläche hat es jedoch nicht von Natur aus. Sie entsteht durch das Aufrauen mithilfe von Schleifmitteln. Es wird übrigens vermutet, dass das Leder gerade durch dieses Aufrauen auch seinen Namen hat. Denn Wildleder, dem es nach dem Aufrauen ähnelt, wird im Englischen als „Buckskin“ bezeichnet. Da es sich nun jedoch um ein damals neues und künstliches Verfahren handelte, mit dem das Leder aufgeraut wurde, vermutet man, dass man es dadurch als „New Buck“ bezeichnete, woraus dann der Name Nubuk abgeleitet wurde.
Die Vorteile von Nubuk Leder
Der wohl größte Vorteil des Nubuk Leders ist seine atmungsaktive Eigenschaft. Diese kommt durch das gerade beschriebene Aufrauen des Leders zustande. Daher eignet es sich vor allem für den Einsatz im Sportbereich, weshalb Wander- und Bergstiefel oftmals aus diesem Material gefertigt sind. Zusätzlich zur Atmungsaktivität ist die wasserfeste Eigenschaft erwähnenswert. Diese kommt jedoch erst durch ein zusätzliches Imprägnieren zustande, hält jedoch danach sehr lange an.
Des Weiteren sorgt die weiche Art des Leders für einen angenehmen Tragekomfort. Besonders auf langen Bergtouren ist dies von enormem Vorteil. Denn erst, wenn die Schuhe bequem und weich am Fuß liegen, macht ein schwieriger Aufstieg auch den Spaß, den er machen sollte.
Die Nachteile von Nubuk Leder
Neben der atmungsaktiven sowie wasserabweisenden Eigenschaft und der weichen Art hat das Nubuk Leder jedoch auch einen kleinen Nachteil. Dieser kommt ironischerweise ebenfalls durch das Aufrauen der Oberfläche zustande. Dadurch ist es nämlich sehr anfällig für Flecken. So können Matsch und Schlamm oft und schnell unschöne Stellen hinterlassen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass die UV-Beständigkeit nicht besonders groß ist. Daher ist ein Ausbleichen der Farbe oft das Resultat nach häufigerem Einsatz. Setzt man jedoch auf eher helle Farben, hält sich dieser Nachteil in Grenzen.
Pflege und Reinigung von Nubuk Leder
Natürlich ist nicht jeder Wanderschuh aus Nubuk Leder gleich hinüber, wenn er einmal einen Fleck abbekommen hat. Denn die Reinigung dieses Materials gestaltet sich sehr einfach. Bei normaler Verschmutzung nimmt der Wanderer einfach eine gewöhnliche Wildlederbürste zur Hand und bürstet damit die verschmutzten Stellen und im besten Fall auch gleich den gesamten Schuh ab. Dies sollte jedoch nur bei einem trockenen Schuh gemacht werden. Neben der Wildlederbürste gibt es auch spezielle Rohgummibürsten, die schonender sind und sogar noch mehr Schmutz entfernen können. Nach der Reinigung sollte das Leder dann mit einem Imprägnierspray behandelt werden. Dadurch wird das Leder vor einer neuen Verschmutzung und je nach Imprägnierung auch vor der UV-Strahlung geschützt.
Unschöne Flecken mit speziellen Pflegematerialien behandeln
Sollten sich nach einiger Zeit doch einmal die angesprochenen Flecken auf dem Leder bilden, können diese mit speziellen Radiergummis behandelt werden. Diese wurden speziell für den Einsatz auf Nubuk Leder entwickelt und können die Flecken reduzieren oder gar ganz entfernen. Jedoch sollte bei der Anwendung äußerst vorsichtig vorgegangen werden, damit das Leder nicht beschädigt oder abgerieben wird. Neben den Radiergummis sind auch spezielle Nubuk Leder Reinigungsmittel oder ganze Pflegesets erhältlich, die speziell auf die Eigenschaften dieses Leders abgestimmt sind.
Stark verschmutzte Nubuk Leder-Schuhe benötigen eine feuchte Reinigung
Bei besonders stark verschmutztem Leder hilft meist nur noch eine feuchte Reinigung. Bei dieser werden beispielsweise die Nubuk Leder-Stiefel unter fließendes Wasser gehalten und mit einer Bürste gereinigt. Hier kann auch etwas Seife zum Einsatz kommen, die jedoch nicht zu aggressiv sein sollte. Nach der Reinigung wird der Schuh mit Zeitungspapier ausgestopft und in einem trockenen Raum von Luft getrocknet. Wichtig ist dabei, dass die Temperatur nicht zu hoch ist. Die Zeitung hilft dabei, dass der Schuh seine Form behält und gleichzeitig Feuchtigkeit abgeben kann.
Auf keinen Fall dürfen die Schuhe zum Trocknen auf oder unter die Heizung gestellt werden. Dadurch würde das Leder austrocknen und seine weiche und atmungsaktive Eigenschaft verlieren. Auch hier ist im Anschluss eine Imprägnierung absolut sinnvoll und auch wichtig, um das Leder optimal zu pflegen.
Besonders für den Berg- und Wanderbereich sind Stiefel aus Nubuk Leder eine wirklich gute Wahl. Durch den hohen Tragekomfort und ihre robuste Art werden sie zu einem treuen und auch langlebigen Begleiter. Reinigt und pflegt der Bergsteiger seine Wanderschuhe dann auch regelmäßig nach jedem Einsatz, steht einer Vielzahl an weiteren und langen Ausflügen wirklich überhaupt nichts im Wege.
7 Comments on the Article
Können die Meindl Journey pro GTX auch mit Meindl Sport Wax behandelt werden
Danke Jörn, das hilft mir
Wenn man Wanderschuhe für die Arbeit im Wald anzieht, ist dann Nubukleder robuster gegen Brombeerdornen als glattes Leder? Oder zumindest sieht man leichte Kratzer weniger?
Bzgl. der Anfälligkeit für Feuchtigkeit findet man online sehr viel unterschiedliches. Viele schreiben, dass sie sehr viel anfälliger für die schädlichen Auswirkungen von Feuchtigkeit sind, im direkten Vergleich zu Glattleder. Ihr schreibt dagegen, dass Nubuk Leder wenn es imprägniert wird, sehr wohl gut zu recht kommt mit Nässe. Welches Leder ist also für Schnee/Regen wirklich besser geeignet? Glattleder oder Nubuk?
Hallo Veit, ich trage seit 10 Jahren meine Wanderstiefel aus Nubuk und ich hatte noch nie nasse Füße. Impräniere aber auch regelmäßig meine Schuhe mit ganz normalem Imprägnierspray. Ich meine, wenn die Schuhe ordentlich gepflegt werden, kommen sie sehr wohl sehr gut mit Nässe zurecht, besser als normale Schuhe, die nicht imprägniert sind. Viele Grüße Helga
Moin. Seit mittlerweile fast 20 Jahren trage ich hanwag alaska gtx aus Glattleder, noch ohne GoreTex. Sehr überrascht war ich, dass der Hersteller mittlerweile nur noch Produkte aus Nubuk anbietet. Ich war enttäuscht, obwohl meine Stiefel mit zweiter neuer Sohle auch noch 10 Jahre mehr schaffen düften. Aber offenar überwiegen die Vorteile des Nubuk bei angemessener Pflege und der Thread hier bestätigt diese These. Zum Glattleder kann ich sagen, dass Stiefel bei anfänglich intensiver Pflege und dem Einlaufen sehr pflegeleicht werden. Kleinste Risse können nach 20 Jahren natürlich an kritischen Stellen schon auftreten. Aber es ist sehr interessant, was hier berichtet wird. Kann man ungewachste Produkte aus Nubukleder nachträglich waxen? Viele Grüße
Hallo Marco, vielen Dank für die Antwort! Ungewachstes Nubukleder nachträglich wachsen. Und erst dann imprägnieren? In dieser Darstellung gehe davon aus, dass zwei Produkte - Wachs und Imprenator ;) - verwendet werden. Ich hab mich im Shop hier schon mal umgeschaut, da gibts auch all in one Wachsprodukte. Das hängt doch sicherlich auch vom Einsatzort ab, ob nun ein oder zwei Produkte sinnvoll sind, nehme ich mal frei heraus an. Angesichts der großen Zustimmung hier im Thread und der Tatsache geschuldet, dass man fast aussschließlich Produkte aus Nubukleder findet, werde ich mich nach einer Vor-Ort-Begutachtung solcher Stiefel beim nächsten Kauf sicherlich auch für Nubukleder entscheiden. Es scheint mir ganz unbedarft allerdings etwas mehr und regelmäßiger Pflege notwendig. Nun denn. Viele Grüße