Du bist gerne abseits der Pisten unterwegs? Dann solltest Du ernsthaft darüber nachdenken, Dir einen Lawinenrucksack zuzulegen. Der kann im Fall einer Lawinenerfassung Deine Überlebenschancen stark erhöhen.
Inzwischen gibt es mehrere sehr unterschiedliche Systeme. Wir haben Dir ein paar Fakten zu den einzelnen Systemen zusammen geschrieben um Dir die Orientierung etwas zu erleichtern.
Bevor Du Dich für ein System entscheidest, empfiehlt sich aber auf jeden Fall ein Anruf bei uns im Kundenservice.
Eine gute Ausrüstung auf Tour ist heute eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit. Neben der individuellen Notfallausrüstung wie LVS Gerät, Schaufel und Sonde gehört heute auch der Lawinenairbag und der Helm zur Ausstattung eines jeden ambitionierten Wintersportlers. Da aber jede noch so gute Notfallausrüstung eine Lawinenerfassung oder Verschüttung nicht verhindern kann, sollte jeder Tourengeher in Kursen die Ortung und Rettung von Verschütteten erlernen, verbessern und immer wieder auffrischen.
Gerade in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Überlebenschancen mit einem Lawinenairbag stark gestiegen sind.
Wer sich daher diese Saison noch einen entsprechenden Rucksack zulegen will, steht vor der Qual der Wahl. Gab es vor wenigen Jahren nur das System des Airbag-Pioniers ABS, so stehen dem Interessenten in dieser Saison im Wesentlichen vier verschiedene Systeme zur Auswahl. Um einen Überblick zu bekommen, stellen wir Dir die aktuellen Modelle vor und fassen ihre wichtigsten Unterschiede kurz zusammen.
ABS
Der Lawinenairbag des Airbag Pioniers ABS besteht aus zwei getrennten, seitlich angebrachten Airbags, welche ein Fassungsvermögen von ca. 170 Liter haben. Durch Zug am Auslösegriff zündet eine kleine Sprengkapsel die Gaskartusche und füllt die Airbags in Sekundenschnelle. Dabei wird das eigene Körpervolumen um das 1,5-fache vergrößert. Durch die seitlich angebrachten Airbags entsteht eine flache Floßform, welche ein Zurücksinken in die Schneemassen verhindert.
Da die Airbagkammern getrennt voneinander sind, besteht selbst bei Zerstörung eines Airbags (Steine, Äste) noch Redundanz. Laut IATA (International Air Transport Association) dürfen nur leere Kartuschen im Flugzeug transportiert werden und manche Fluglinien beanstanden außerdem die Sprengkapsel im Auslösegriff. Mit der Variabase können verschiedenste Packsäcke kombiniert werden.
Mammut Protection / Removable Airbags System
Die Einkammerkonstruktion des P.A.S. erstreckt sich in einem Bogen bis hinter dem Kopf und schützt somit auch den Kopf- und Nackenbereich bei einer Lawinenerfassung. Durch Ziehen am Auslösegriff wird die Kartusche mechanisch geöffnet und befüllt den Airbag mit Stickstoff.
Ähnlich einer Schwimmweste sorgt diese Konstruktion für eine aufrechte Position in der Lawine, in dem sie den Kopf und Oberkörper an der Oberfläche hält. Der Airbag mit einem Volumen von 150 Liter soll daher nicht nur vor einer Gesamtverschüttung schützen, sondern einen auch noch vor möglichen Verletzungen bewahren. Anders als bei ABS kann die Airbageinheit selbst entnommen und in anderen kompatiblen Rucksäcken eingebaut werden.
Black Diamond Jet Force
Da nach einer Lawine die Gefahr von Folgeabgängen und somit einer Nachverschüttung besteht, hat der Hersteller Black Diamond in Zusammenarbeit mit Pieps ein völlig neues System entwickelt. Die wenigsten Tourengeher haben eine Ersatzkartusche dabei und wären somit nach einer Auslösung ohne zusätzlichen Schutz im lawinengefährdeten Gebiet unterwegs.
Bei dem in der Saison 2014/2015 neu auf dem Markt erschienenen Jet Force System befüllt ein batteriebetriebener Ventilator einen 200 Liter Airbag in unter 4 Sekunden, gefolgt von regelmäßigen Nachfüllungen (anders als z.B. bei ABS ist der Luftsack nicht luftdicht). Somit kann auch bei einem beschädigten Airbag ein gewisses Volumen aufrechterhalten werden. Nach drei Minuten wird die im Sack befindliche Luft abgesaugt und es entsteht eine Lufthöhle im Schnee, die das Atmen erleichtert.
Der Lithium-Polymer Akku hält für bis zu 4 Auslösungen und hat eine Stand-by-Zeit von knapp drei Wochen. Die im Auslösegriff befindlichen LEDs zeigen die noch verbleibenden Auslösungen an und die integrierte PIEPS-Elektronik führt bei jeder Inbetriebnahme eine Funktionsprüfung des Systems durch. Der Airbagrucksack kann jederzeit, auch im Tourengebiet, getestet werden. Dadurch verfliegt die Scheu vor der Auslösung und es baut sich eine Routine auf. Das hat den Vorteil, dass die Hemmschwelle, den Airbag auszulösen, sinkt und man eher mal auslöst als zu lange zu warten. Denn generell gilt, lieber einmal zu viel auslösen, als im falschen Moment zu lange zu warten.
Scott Alpride
Auch dieses Airbag System basiert auf Luftdruckkartuschen, welche sich allerdings von den Mitbewerbern unterscheiden. Hierbei werden für eine Auslösung zwei Kartuschen benötigt. Diese haben einen wesentlich geringeren Druck und ähneln denen, die in Rettungswesten zu finden sind. Dadurch kommt es laut IATS zu keinerlei Problemen beim Flugzeugtransport. Hierbei wird ebenfalls innerhalb kürzester Zeit ein 150 Liter Airbag aufgeblasen, welcher ähnlich dem P.A.S. zusätzlich den Kopf und Nacken schützt. Bei den kostengünstigen Kartuschen handelt es sich um Einweggebinde, welche nach einer Auslösung neu gekauft werden müssen.
Black Diamond Avalung
Hierbei handelt es sich um kein Lawinenairbag System. Da es aber bestehende Systeme ergänzt und die Überlebenschancen in einer Lawine vergrößert, hat es durchaus seine Berechtigung.
Die Avalung ist ein Luftstromregelungs- und Filtersystem, mit dem eine im Schnee verschüttete Person die Luft aus dem Schnee extrahieren kann. Einwegventile im System leiten die ausgeatmete CO2-haltige Luft in einen anderen Bereich des Schnees. Die Avalung wurde entworfen, um eine Möglichkeit zum Atmen zu bieten, auch wenn sich der Kopf unter einer Schneedecke befindet und keine Atemluft, beispielsweise aus einem Lufteinschluss, verfügbar ist.
Da die feuchte Ausatemluft vom Gesicht weg transportiert wird, verringert dies außerdem die Eisbildung auf dem Gesicht. Die Avalung verhindert weder eine Verschüttung, noch erleichtert sie das Auffinden des Opfers. Sie kann aber helfen, in der Lawine länger zu überleben. Mit der Avalung lässt sich laut Hersteller die Luftzufuhr bei einer Verschüttung fast vervierfachen, womit für die Kameradenrettung mehr Zeit zur Verfügung steht.
Kopf einschalten
Lawinenrucksäcke stellen sicher ein Mehr an Sicherheit dar, wenn man Gefahr läuft in eine Lawine zu geraten – garantieren können sie aber nichts. Auch mit einem Lawinenrucksack kann es in einer Lawine sehr unangenehm bis gefährlich werden. Daher ist immer noch die beste Vorsorge, den Kopf einzuschalten und erst gar nicht in eine Lawine zu geraten.
One Comment on the Article
Bei allem technischen Gerede, sollte man nicht den Kopf- und Nackenschutz vergessen. Nicht alle Modelle haben diesen.