Obwohl beim normalen Gehen unbewusst ein Fuß vor den anderen gesetzt wird, zeigt sich an der Kletterwand ein anderes Bild. Der Blick geht nach oben zum nächstbesten Griff und die Beine werden blind gegen die Wand gesetzt, um schnellstmöglich hoch zu dem rettenden Griff zu gelangen. Dann kommt ein fortgeschrittener Kletterer, der mit einer scheinbar spielenden Leichtigkeit diese schwere Route meistert…
Diese scheinbare Eleganz ist zu einem großen Teil einer guten Fußtechnik zuzuschreiben. Doch kein Problem, eine gute Fußtechnik ist erlernbar und bringt schnellere Fortschritte als jedes Kraft- und Beweglichkeitstraining. In diesem Artikel lernst du ein paar kleine Tipps worauf du beim Treten achten kannst.
Präzise und bewusst Treten
Ein häufiger Tipp den man als Anfänger hört, ist das „leise Treten“. Was damit eigentlich gemeint ist, ist das präzise Treten. Wird ein Tritt bewusst gesetzt hört man fast nicht, dass da jemand klettert. Denn wer präzise tritt, tritt auch leise. Hier hilft es nach unten auf den Tritt zu schauen, bis der Fuß gesetzt ist. Es ist ein Vorteil zu wissen, dass man richtig steht, das gibt mehr Vertrauen in den Tritt.
Viele kleine Schritte führen zum Ziel
Der stete Tropfen höhlt den Stein, so soll es auch beim Treten sein.
Mit kleinen Schritten an der Wand sparst du mehr Kraft und bist in der Lage deinen Körperschwerpunkt durchgehend im Lot zu halten. Deshalb macht es Sinn, auch wenn zwei Tritte weiter der bessere Tritt ist, den kleinen Schlechten davor mitzubenutzen.
Auf was stehst du so?
Die Zehen haben ein vergleichbares sensorisches Gefühl wie unsere Finger. Auch wenn man drei bis fünf Millimeter Gummi zwischen Haut und Tritt ist. Für dieses Feedback spielt der große Zeh eine besondere Rolle.
Doch Anfänger machen sich dies nicht zu nutzen und stehen eher auf der Seite des Fußes. Das mindert nicht nur das sensorische Feedback, sondern auch die Bewegungsfreiheit auf dem Tritt. Dabei ist sie hilfreich, um den Körperschwerpunkt optimal zu platzieren. Versuche also auf dem vorderen Bereich deiner Kletterschuhe zu stehen. Das bringt dir nicht nur Trittgefühl und Bewegungsfreiheit, sondern auch ein paar Zentimeter mehr Reichweite, da du dich komplett aus der Wade herausdrücken kannst.
Spitze
Assymetrisch, Vorspannung und Downturn sind Kletterschuhkonstruktionen, die dabei helfen sollen mehr Druck auf die Spitze des Kletterschuhs zu bringen. Auf der Spitze macht agiler bei positionswechseln, da man den Fuß auf dem Tritt meist auch rotieren kann. In überhängendem Gelände erlaubt das Stehen auf der Spitze das aktive Ziehen aus den Beinen. Vor allem sehr kleine Tritte und Löcher können oft nur mit der Spitze gestanden werden. Somit ist das Stehen auf der Spitze eine Fertigkeit, die man von Anfang an lernen sollte.
Innenkante
Die Innenkante kann besonders in senkrechten und leicht geneigten Wänden helfen den Körperschwerpunkt nah an der Wand zu halten. Zusätzlich steht man biomechanisch optimal, auf dem großen Zeh. Da die Innenkante es aber nur wenig zulässt sich auf dem Tritt zu drehen, schränkt es den Bewegungsspielraum ein.
Außenkante
Die wahrscheinlich am wenigsten genutzte Kante des Kletterschuhs, kann angestellt werden um beim Eindrehen besser an die Wand zu kommen. Aber auch beim Durchkreuzen der Füße beim Weitertreten stellt man sich eher auf die Außenkante. Hier steht man auf der kleinen Zehe oder auf dem Kleinzehballen.
Abschüssige Tritte
Bei abschüssigen Tritten und Volumen hilft es die maximale Kontaktfläche von Sole und Tritt zu generieren. Damit das funktioniert, sollte möglichst frontal angestanden und die Ferse aktiv gesenkt werden. Dies ist eine gewöhnungsbedürftige Fußposition, aber mit etwas Übung gewinnt man schnell an Sicherheit.
Volumen
Das Stehen auf Volumen ist sehr spannend, oft vertraut man ihnen nicht so ganz. Um die Reibung zu verbessern gilt es mit aktiv gesenkter Ferse zu stehen. Damit die Körperposition optimal ist, hilft es das Volumen möglichst außen an der Kante zu treten.
Fußwechsel-Techniken
Bei Trittmangel kann es gut möglich sein, dass man viel lieber mit dem einen Fuß auf dem Tritt stehen würde, der gerade mit dem anderen Fuß belegt wird. Ein Fußwechsel kostet immer ein bisschen mehr Energie und Konzentration, aber ist das ein oder andere Mal die beste Option. PS: Achte bei Fußwechseln möglichst im langen Arm zu klettern (Artikel 1).
1. Nachrücken
Ist ein Tritt ausreichend groß, so setzt man von Beginn den ersten Fuß so, dass für den anderen Fuß noch etwas Platz bleibt. Wie im Beispiel wird der linke Fuß an die linke Kante des Trittes gesetzt. Dann wird der rechte Fuß daneben gesetzt und mit einer eleganten Drehbewegung des Linken wird für den Rechten etwas mehr Platz gemacht.
2. Umspringen
Diese Variante funktioniert am besten, wenn der Körperschwerpunkt über dem Standbein (im Bild links) liegt. Dann wird der rechte Fuß direkt über die Zehen des Linken gelegt und durch kurze Kraftübernahme durch die Hände ein schneller Wechsel vollzogen. Dabei wird der linke Fuß sehr schnell unter dem rechten Fuß herausgezogen und der rechte Fuß landet auf dem Tritt.
3. An der Wand zwischen stehen
Wenn relativ gute Griffe zur Verfügung stehen kann man auf elegante Weise die Wand mitbenutzen. Durch ein Zwischentreten an der Wand wird der Tritt für den anderen Fuß frei. Dabei muss man etwas höher an der Wand anstehen, damit der Fuß ausreichend Druck auf die Wand bringt. Während des Manövers hängt man primär an den Armen, bis der andere Fuß auf dem freigewordenen Tritt steht. Das ist in Überhängen natürlich deutlich anspruchsvoller als in der Geraden und setzt ein gutes Können voraus.
Wir hoffen, dir hat unsere Reihe zur Klettertechnik gefallen. Solltest du noch Fragen haben, stell‘ sie gerne in die Kommentare! Teil 1-3 kannst du hier nachlesen:
Klettertechnik Teil 1: Klettergrundlagen!