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Zelte. Foto: Bergans

Kaufberatung Zelte: Ein Dach über’m Kopf

Inhaltsverzeichnis

Hauptsache Dach über dem Kopf
Hauptsache Dach über dem Kopf

Das Zelt sollte auf langer Tour ein zweites Zuhause sein, daher ist es wichtig, dass man sich darin wohfühlt. Aber wie soll man sich entscheiden, bei den unterschiedlichen Konstruktionen, Größen und Materialien -und sind Zelte nicht furchtbar kompliziert aufzubauen?

Zugegeben, beim Zeltkauf macht es wirklich Sinn sich vorher Zeit zu nehmen, denn es gibt inzwischen echt viele Zelte und vermeintlich unterschiedliche Systeme, und nichts ist ätzender, als bei Sturm in einem unzuverlässigen Zelt zu liegen und Angst haben zu müssen, die nächsten Tage alles in nass zu haben. Deshalb hier ein paar Tipps:

Welche Größe brauche ich?

Zuerst mal kommt das natürlich auf die Anzahl der Personen an, die Du in Deinem Zelt beherbergen möchtest und wie viel Gepäck Du dabei hast: Muss der Rucksack mit ins Zelt oder lagern die Klamotten im Auto?  Entscheidend ist auch, wie viel zusätzlichen Platz Du haben möchtest. Bei vielen Herstellern bedeutet zwei Personen auch wirklich zwei Personen. Der Rucksack liegt dann entweder draußen oder unter den Füßen. Wer gerne etwas Gemütliches haben möchte und das zusätzliche Gewicht in Kauf nehmen kann, sollte eine Person „drauf legen“, sich also für ein 3-Personen-Zelt entscheiden, wenn man zu zweit ist. Das ist ziemlich angenehm.

Wichtig sind die Innenmaße vor allem dann, wenn Du sehr groß bist und eine dementsprechend lange Liegefläche benötigst. Ein größeres Zelt bringt natürlich auch mehr Gewicht mit sich. Bedenke das vor allem bei Wanderungen, wenn Du das Zelt im Rucksack mitnimmst. Oftmals lassen sich die Einzelteile des Zeltes auch auf mehrere Rucksäcke verteilen, aber das geht auch nur, wenn man nicht solo unterwegs ist.

Wie viele Wände?

Es gibt Zelte mit ein oder zwei Wänden. Bei den zweiwandigen Zelten sind diese sind übereinander angeordnet mit einem Luftraum dazwischen. Wie immer haben beide Konstruktionen ihre Vor- und Nachteile:

Das zweiwandige Hubba HP - 1 Personenzelt von MSR
Das zweiwandige Hubba HP – 1 Personenzelt von MSR

Einwandig

+ schnell aufgebaut, vor allem bei Regen
+ leicht

– weniger Isolierung durch direkten Kontakt nach außen
– wenn Belüftungsöffnungen fehlen, bildet sich schnell Kondenswasser im Innenraum

Zweiwandig

+ gute Luftzirkulation zwischen Über- und Innenzelt
+ Im Sommer kann man das Außenzelt auch mal weglassen (geht nicht bei allen Zelten)
+ günstiger

– je nach Stangenkonstruktion kann man manche Zelte im Regen nicht trocken aufbauen

Die Konstruktion

Bei Zelten definiert sich die Form durch die Konstruktion des Gestänges. Im Outdoorbereich werden hauptsächlich folgende drei Konstruktionen eingesetzt: Kuppel– oder Igluzelt, Tunnelzelt und Geodät.

Als Faustformel kann man sich vielleicht merken: Je mehr Stangen es hat und je stärker diese miteinander verzweigt sind, desto stabiler steht das Zelt – umso schwerer ist es aber auch aufzubauen. Um heraus zu finden, welche Konstruktion für Dich die richtige ist, solltest Du Dir folgende Dinge im Vorfeld überlegen:

  • Wer trägt das Zelt? Du oder Dein Auto?
  • Welches Wetter ist zu erwarten? Regen, viel starker Wind, viel Schnee von oben, Sand, wie warm wird es?
  • Wie ruhig hättest Du es gerne? Stört es Dich sehr, wenn das Zelt im Wind etwas flattert?
  • Wie geschickt bist Du im Aufbau?
Nordisk - Halland 2 PU - 2-Personenzelt
Nordisk – Halland 2 PU – 2-Personenzelt

Tunnelzelt

Der Name kommt daher, dass bei dieser Zeltform das Gestänge hintereinander liegende Bögen bildet, die nicht miteinander verzweigt sind. Dadurch wird das Zelt wie ein Tunnel geformt. Durch diese Konstruktion ist der Anteil der Textilflächen recht groß, was diese Zelte anfällig für Wind von der Seite und große Schneemassen von oben macht. Die Tunnelform bringt allerdings in vielen Fällen eine gute Raumausnutzung, da die Wände relativ steil nach oben gehen. Das wiederum führt zu einem guten Gewicht-Raum-Verhältnis.

Einsatzgebiete: Trekking und Camping

+ gute Raumausnutzung
+ leicht im Verhältnis zur Größe

– steht nicht alleine
– nicht so gut bei stürmischem Wetter und wenn viel Schnee erwartet wird

Vaude - Campo Compact 2P - 2-Personenzelt
Vaude – Campo Compact 2P – 2-Personenzelt

Kuppelzelt / Iglu

Kuppelzelte stehen mit zwei Gestängebögen, die sich in der Mitte überkreuzen. Sie sind schnell aufgebaut und einfach in der Handhabung. Die Stärke und das Material der Stangen entscheidet darüber, wie stabil das Zelt steht. Kuppelzelte stehen zwar von selbst, sollten aber aus Gründen der Stabilität abgespannt werden.

Einige doppelwandige Kuppelzelte, bei denen das Gestänge zwischen der Außen- und Innenwand liegt und lediglich eingeklippt wird, lassen sich recht gut im Regen aufbauen, da man das Außenzelt zuerst aufbauen kann.

Inzwischen gibt es viele Kuppelzelte, die von der Grundkonstruktion abweichen. Solche Zelte bezeichnet man dann gerne als Hybriden.

Einsatzgebiete: Camping und Trekking, Hochtouren

+ leicht
+ hohe Stabilität
+ stehen von alleine
+ gut bei Regen aufzubauen (einige)

– viele sehr unterschiedliche Konstruktionen

Ortik - SWAT 21 - 2-Personenzelt
Ortik – SWAT 21 – 2-Personenzelt

Geodätzelte

Die Zelte bestehen aus mindestens drei sich an mehreren Stellen überkreuzenden Stangen. Dadurch ist die Fläche des Außenmaterials zwischen den Stangen in kleinere Flächen „zerteilt“ und dementsprechend sehr sturmstabil, schneelastsicher und standfest.

Die geodätische Form ist selbsttragend, sie kann also rein theoretisch ohne Abspannung stehen, was aber nicht zu empfehlen ist. Allerdings ist der Aufbau etwas komplizierter als bei den zwei anderen Konstruktionsweisen. Aber wenn man den Dreh einmal raus hat, dann ist es ganz einfach.

Ihre hohe Stabilität gegen Wind und Schneemassen macht sie sehr geeignet für Expeditionen, auch wenn sie durch das Mehr an Stangen vergleichsweise schwer sind.

Einsatzgebiete: Expeditionen

+ sehr hohe Stabilität
+ stehen selbstständig

– relativ hohes Gewicht

MSR - Zing - Tarp
MSR – Zing – Tarp

Noch ein paar andere Formen

Tarps sind im Grunde Planen, die mit Hilfe von Stangen oder Bäumen über einen gespannt werden. Sie haben weder Seitenwände noch Boden. Sie werden genommen, wenn man ganz extrem aufs Gewicht schaut, das Wetter nur einen minimalen Schutz erfordert oder der Anwender einfach gerne nah bei der Natur schläft und sich an Krabbeltierchen nicht stört.

Wurfzelte haben Stangen, die bereits eingebaut sind und sich nur unter Spannung zusammenlegen lassen. Ausgepackt entfaltet sich das Zelt von selbst und steht sofort. Aufgrund der dünnen Stangen sind Wurfzelte nicht sonderlich sturmstabil und tragen auch nur bedingt Schneelast. Sie eignen sich konstruktionsbedingt für leichtes Camping, Festivals o. Ä., sind dafür aber häufig schon sehr günstig zu haben.

Andere Zeltformen (Firstzelt, Pyramidenzelt/Tippi-Zelte) finden sich in unseren Breitengraden nicht so häufig. Besonders hinsichtlich der Sturmstabilität haben sich die oben genannten Zelttypen bewährt.

Pyramidenzelte, auch Tippi-Zelte genannt, werden allerdings gerne von Gruppen verwendet, z. B. bei den Pfadfindern. Außerdem sind sie in Norwegen und für Expeditionen an die Pole sehr beliebt.

Wohin mit dem Gepäck?

Stauraum ist nur durch noch mehr Stauraum zu ersetzen. Beim Zelt gibt es die Apsis, einen Vorraum, in dem Du Dein Gepäck unterbringen kannst. Im Zweifelsfall kommt der Rucksack mit ins Zelt und dient als Kopfkissen.

Größe und Form, und damit auch die Brauchbarkeit der Apsiden variieren sehr stark von Modell zu Modell. Manche können locker als Stauraum oder als kleine Küche dienen, in der man bei Regen auch den Kocher anschmeißen kann; andere reichen gerade mal, um die Schuhe trocken unterzustellen.

Gerade bei Geodäten bzw. Kuppelzelten ist ein zweiter Eingang sehr komfortabel, da man, je nach Form, in ihnen quer liegt und ggfs. für den nächtlichen Toilettengang das ganze Zelt aufwecken würde, wenn man durch nur einen vorhandenen Eingang muss :-).

Irrglaube Wassersäule

Alle Zelte sind grundsätzlich wasserdicht. Als wasserdicht gilt laut Norm ein Zeltobermaterial mit 1.500 mm Wassersäule. Es gibt auch Zelte mit 20.000 mm Wassersäule beim Obermaterial, aber sind die nun dichter? Die Wassersäule bezeichnet den hydrostatischen Druck, mit dem Wasser auf ein Material gedrückt werden kann, bis es durch das Material durchgeht. Da der Druck auf ein Zelt normalerweise nicht sehr hoch ist, braucht es keine Wassersäule von 20.000.

Der Druck auf den Zeltboden (dieser gilt ab 2.000 mm als dicht) kann hingegen schon deutlich höher sein, denn man liegt, kniet oder sitzt darauf.

Grundsätzlich ist es ratsam, eine Zeltunterlage zu verwenden. Diese einfach wirkenden Planen erhöhen die Wasserdichtigkeit stark. Aufpassen muss man nur beim Zeltaufbau, dass kein Wasser zwischen Zeltunterlage und Zeltboden gelangen kann. Die Zeltunterlage schützt zudem den Zeltboden vor spitzen oder scharfkantigen Gegenständen, die die Dichtigkeit des Bodens ebenfalls bedrohen.

Es sind nicht immer ausreichend Steine zur Hand
Es sind nicht immer ausreichend Steine zur Hand

Gimmicks

Viele weitere, das Leben im oder mit dem Zelt erleichternde oder verbessernde Eigenschaften lassen sich bei Zelten unterschiedlicher Hersteller finden. Seien es reflektierende Abspannleinen (jeder, der nachts beim Toilettengang das Nachbarzelt zerlegt hat, weiß warum die so toll sind), oder fluoreszierende Heringe (gegen schmerzende Fußsohlen).

Vieles ergibt durchaus Sinn. Zum Beispiel darfst Du Dir gerne Gedanken machen, welche Farbe Dein Außenzelt haben soll. Das ist nicht nur ein Modefaktor, sondern hat ganz klar vor allem Signalcharakter. Wenn Du nicht auffallen möchtest, ist orange sicher nicht die erste Wahl. Im Gebirge kann eine Signalfarbe aber lebensrettend sein. Aber auch der Lichteinfall ist bedeutend. Ein dunkles Zelt bietet sich im skandinavischen Sommer für den längeren Schlaf sicher an, während ein gelbes oder orangefarbenes Zelt auch bei grauem Himmel noch gute Laune verbreitet. Gleichzeitig gibt es aber auch Farben, die von Fliegetierchen sehr gerne angesteuert werden. Dann heißt es immer schön das Moskitonetz schließen.

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Bergfreund Gastautor

11 Comments on the Article

  1. Iris Barz 16. August 2014 09:48 Uhr

    Liebe Bergfreunde, so viele Zelte. Ich benötige ein Zelt zum Campen - sollte einem ordentlichen Wüstensturm standhalten, freistehendes Innenzelt haben, gut belüftet sein, nicht zu schwierig aufzubauen sein und Platz für 2 Personen haben (bin aber nur 1) und keine zu auffällige Farbe haben. Welches empfehlt ihr? Beste Grüße, Iris

  2. Thorsten 17. September 2014 15:06 Uhr

    Hallo, wir suchen ein passendes Zelt für 2 Erwachsene (nicht größer als 170 cm) und zwei Kinder (6 und 3). Wir wollen damit eigentlich in ganz Europa unterwegs sein und das Zelt auch mal mit in den Radurlaub (Anhänger) nehmen. Was brauchen wir unbedingt, oder auch nicht, wenn wir möglicherweise auf dem Holzweg sind: - Gewicht ca. 10 Kilo - Absolut wasserdicht, insbesondere der Boden - möglichst großer Schlafbereich, da wir (noch) unsere Kleider in Kisten im Schlafbereich haben. - normalgroße Apsis - Verstaumöglichkeiten (Taschen, Haken) in Apsis Was schon in die engere Auswahl kam sind: Vaude Division Dome Rejka Antao IV Habt ihr denn noch andere Tipps oder Ideen zwecks Zelten. Vielen Dank schon mal und beste Grüße Thorsten

  3. […] einer Sache bin ich überzeugt: Sich für ein Zelt zu entscheiden ist schwerer als ein Eigenheim zu bauen! Tunnel oder Kuppel? Leichtgewicht oder Sturmfestung? Und […]

  4. S. 25. April 2017 13:00 Uhr

    Hallo liebes Team :-) Für mich geht es im August nach Schottland (Wetter!) und ich suche ein 1-2 Personenzelt. Es sollte möglichst leicht sein, da ich nur mit dem Rucksack unterwegs bin und wenn es dann noch irgendwie möglich ist, mit einem kleinen angesparten Studentenbudget auskommen. Ich hoffe auf eure Hilfe, weil ich etwas ratlos bin. Auch zwecks Wassersäule/Wind usw. Liebe Grüße!

  5. Mariella 3. Mai 2019 07:02 Uhr

    Hallo liebes Bergfreunde Team! Der Artikel war wirklich hilfreich!! Trotzdem bin ich mir sehr unsicher, welches Zelt für uns am besten ist. Wir möchten zu zweit (173cm und 186cm große Personen) in Südschweden im Juli eine Trekkingtour machen (Patjelantaleden ), uns fehlt aber noch das passende Zelt. Wir hätten natürlich gerne ein Zelt, welches so leicht wie möglich ist (ca. 2 Kg realistisch?) und welches wasserdicht ist, da es in Schweden ja auch im Sommer gerne mal regnen kann. Da wir 2 Studenten sind, ist unser Budget sehr begrenzt. Gibt es schon für ca. 200 Euro ein gutes Zelt, dass für den Schweden-Trekkingurlaub gut einsetzbar ist? Habt ihr da einen Tipp? Die ganze Auswahl ist etwas überfordernd für mich! Vielen lieben Dank schon mal & freundliche Grüße, Mariella

  6. Carina Wimmer 28. Oktober 2020 12:46 Uhr

    Es gibt so viele verschiedene Zeltarten für so viele verschiedene Anlässe. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Dein Beitrag fasst verschiedene Zeltarten super zusammen und hilft sehr gut weiter! Ich selbst habe mich in einem Beitrag mit einer weiteren Zeltart beschäftigt - dem Biwakzelt. Auch das hat einige Vorteile und ist vor allem für sehr lange und weite Touren geeignet! Allerdings bietet es wie die meisten von Dir beschriebenen Zelte nicht so viel Platz. Naja - im Endeffekt kommt es ja auf die geplante Reise an. Jede Zeltart kann mit anderen Merkmalen punkten.

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