Für die meisten Kletterer und Boulderer ist Chalk ein fester Bestandteil ihrer Kletterausrüstung. Der Kletterer und Turner John Gill aus den USA gilt als der Urvater des Boulderns und als der Mann, der das Chalk in den 70er Jahren von den Turngeräten an den Kletterfelsen brachte. Das Magnesiumcarbonat war damals beim Reck- und Ringeturnen weit verbreitet, um die Hände beim Turnen trockener zu halten und dadurch einen besseren Grip an den Geräten zu haben.
Der Grund für Gill, Chalk auch beim Bouldern zu verwenden, war der Gedanke, auch an rutschigen Klettergriffen guten Halt mit den Fingern zu finden. Da seine Idee sehr gut funktionierte und Gill dadurch in der Lage war, schwierige Boulder zu klettern, fand die Verwendung von Chalk beim Klettern immer mehr Beachtung und verbreitete sich in der gesamten Kletterwelt. Heutzutage findet man kaum einen Kletterer oder Boulderer in der Kletterhalle oder am Fels, der nicht mit einem Chalkbag ausgerüstet ist und regelmäßig seine Finger mit dem weißen Pulver einreibt.
Was genau ist eigentlich Chalk?
Was sich beim Klettern unter dem Namen Chalk verbreitet hat, ist genau genommen Magnesiumcarbonat. Von Turnern oder Kraftsportlern wird Chalk auch als Magnesia oder Magnesia-Pulver bezeichnet. Bei Turnern wird dem Magnesiumcarbonat allerdings Talkum beigemischt, damit das Pulver an den Geräten rutschfähiger wird. Beim Klettern dagegen achtet man auf eine hohe Reinheit des Chalks, um möglichst nicht zu rutschen. Die natürliche Substanz Magnesit wird neben der Verwendung beim Klettern auch für Lebensmittel, Heilbäder, Arzneimittel und Baustoffe genutzt. Je nach Hersteller werden dabei unterschiedliche Rohstoffquellen zur Herstellung der einzelnen Chalkvarianten bevorzugt und unterschiedliche Körnungen und Formen hergestellt. Dadurch bekommt jedes Chalk seine individuelle Note. Die einen Kletterer schwören dabei voll auf das Chalk von Black Diamond und andere wollen ohne Chalk von Metolius nicht mehr klettern.
Die Wirkungsweise und Anwendung von Chalk ist denkbar einfach. Durch das Auftragen des Magnesiumcarbonats auf die Finger und Hände halten Kletterer beim Klettern ihre Finger trocken. Das Pulver saugt quasi den Schweiß an den Fingern auf und sorgt so dafür, dass man an Klettergriffen einen sicheren Halt findet und mit seinen rutschigen Fingern nicht vom Griff abrutscht.
Chalk als Pulver, Chalk als Block, Chalkball oder doch flüssiges Chalk?
Gerade Kletteranfänger sind mit der großen Auswahl an Chalk-Herstellern und Produktformen gerne etwas überfordert. Deshalb hier eine kurze Übersicht über die verschiedenen Chalkarten:
- Chalk in Pulverform
In unterschiedlicher Körnung von ganz fein bis grob mit Brocken gibt es das Chalkpulver oder offenes Chalk in Beuteln oder Dosen zu kaufen. Für die Verwendung wird der Chalkbag mit dem Pulver befüllt. Allerdings nur etwa zu maximal einem Viertel und nicht komplett. Die Hand muss ja noch bequem in den Chalkbag passen. Ansonsten ist regelmäßiges Nachfüllen besser, als den Beutel zu voll zu machen. - Chalkball
Sehr beliebt und einfach in der Anwendung sind Chalkbälle. Die fertigen Stoffbälle sind mit Chalkpulver gefüllt und es gibt sie in verschiedenen Größen zu kaufen (auf die Füllmenge und den Durchmesser achten). Sie sollten von der Hand gut umschlossen werden können. Das bedeutet, für große Hände empfiehlt sich ein großer Chalkball in einem großen Chalkbag, und für kleine Hände eben alles eine Nummer kleiner. Durch das Quetschen und Kneten des Balls im Chalkbag werden die Hände schön gleichmäßig mit Chalk bedeckt. - Chalk als Block
In kompakte Blöcke gepresst wird Chalk angeboten, den Kletterer nach Belieben in kleinere Brocken zerteilen, brechen und zerbröseln können. - Flüssigchalk
Flüssiges Chalk oder Liquid Chalk ist eine auf Alkohol basierende Flüssigkeit, in der das Magnesiumcarbonat gelöst wurde. So kann man aus den kleinen Flaschen mit ein paar Tropfen die Handflächen und Finger einreiben, die dann mit einer dünnen Schicht Chalk überzogen sind.
Und welche Form ist jetzt die beste für mich?
Eine eindeutige Empfehlung, welche Variante sich am Besten eignet, gibt es nicht. Das klassische Pulver ist beliebt, effizient und einfach in der Handhabung. Allerdings ist die Staubentwicklung durch das Chalkpulver recht hoch, vor allem durch das Abpusten des überschüssigen Chalks von den Händen (auch „French Blow“ genannt). Was am Kletterfelsen kein großes Problem darstellt, führt in vielen Kletterhallen zu einer echten Belastung durch Chalk-Feinstaub.
Das flüssige Chalk ist ideal für kurze Kletterrouten und Boulder geeignet. Bei längeren Touren kann man allerdings nicht mehr einfach in den Chalkbag greifen und nachchalken. Für Anfänger sind Chalkballs sicherlich eine gute Lösung, denn sie sind einfach im Handling und für Kletterhalle und Kletterfels gleichermaßen gut geeignet. Je nachdem, wie intensiv der Chalkball genutzt wird, also wie oft man klettern geht und wie oft man dabei den Chalkball benutzt, hält ein Chalkball mal etwas länger und mal etwas kürzer. Bei durchschnittlicher Größe und Benutzung kann man aber schon einige Kletterrouten meistern, bevor es daran geht, für Ersatz zu sorgen, denn die Chalkballs sind ziemlich sparsam und ergiebig.
Chalkbags – die praktischen Behälter für Chalk mit dem individuellen Style
Die Chalkbags, die Kletterer meist am Klettergurt tragen, dienen zum Transport des Chalks beim Klettern und natürlich um die Chalkschicht auf den Fingern in der Kletterroute zu erneuern. Der kleine Behälter lässt sich in der Regel mit einem integrierten Kordelzug verschließen und wird mit einer Schnur oder einem Nylonband an der Hüfte befestigt. Dabei ist wichtig, dass man den Chalkbag von beiden Seiten am Rücken gut erreichen kann, da man mit den Händen in der Route nur einzeln und abwechselnd in den Chalkbag greifen kann. Eine fellartige Innenseite macht die Chalkbags angenehm und sorgt für eine gleichmäßig Verteilung. Die Öffnung des Chalkbags ist in der Regel verstärkt, so dass der Behälter offen bleibt und man in jeder Situation gut hinein greifen kann.
Welcher Chalkbag der Beste ist, kann nur jeder Kletterer für sich selbst beantworten. Manche Hersteller bieten ihre Chalkbags in verschiedenen Größen an, manche sind eher tiefer geschnitten, andere breiter. Je nach Größe der Hände sollte der Chalkbag nicht zu groß, aber auf keinen Fall zu klein ausgewählt werden, damit die Hand sich zum Chalken gut im Chalkbag bewegen und den Chalkball komplett umgreifen kann. Von den praktischen Aspekten abgesehen, sind Chalkbags auch ein Ausdruck des individuellen Styles und ein fester Bestandteil der Kletterausrüstung. Es gibt sie in zahlreichen Variationen von einfarbig, bunt gemustert bis hin zu liebevoll gestalteten kleinen Kunstwerken.