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Höhenkrankheit – Prophylaxe und Behandlung

Inhaltsverzeichnis

Sie kann jeden treffen, egal, ob Profi oder Hobbybergsteiger und sie kommt oft schnell und unerwartet – die akute Höhenkrankheit (AHK), im englischen auch AMS (Acute Mountain Sickness) genannt. Und das nicht nur auf den 8.000ern dieser Erde. Selbst auf 3.000ern in den Alpen oder bei Passüberfahrten mit dem Rennrad können Sportler hiervon betroffen sein. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über Symptomatik, Erkennung und Behandlung der Höhenkrankheit.

Welche Symtome treten bei der Höhenkrankheit auf?

Es wird zwischen der akuten Höhenkrankheit (AHK), einem Höhenhirn- (HHÖ) und Höhenlungenödem (HLÖ) unterschieden. Im Folgenden findet sich eine Einteilung und Unterscheidung der Leitsymptome und Krankheitsbilder.

Allerdings haben alle 3 Krankheitsbilder gemeinsame Faktoren, die das Risiko deutlich erhöhen:

  • die absolute Höhe
  • Aufstiegsgeschwindigkeit
  • unzureichende Akklimatisation
  • individuelle Prädisposition

Um das Risiko für eine der Höhenkrankheiten einzuschätzen ist es wichtig, dass Aufstiegsprofil (wie viele Höhenmeter sind zu bewältigen), die Schlafhöhe und die individuelle Anfälligkeit aus der Vergangenheit zu berücksichtigen.

Symptome der akuten Höhenkrankheit (AHK)

  • Kopfschmerz
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Schwindel

Die häufigste Form der Höhenkrankheit ist die akute Höhenkrankheit (AHK / AMS). Deren Leitsymptom ist der Kopfschmerz. Daneben kommen meist unspezifische Symptome wie ein allgemeines Krankheitsgefühl, Schwindel, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schlafstörungen hinzu. Die akute Höhenkrankheit manifestiert sich zudem nach frühestens 4–6 Stunden ab einer Höhe von bereits 2.000 bis 2.500 m.

Die akute Höhenkrankheit ist nach der ersten Nacht in größerer Höhe häufig am stärksten ausgeprägt. Intensive körperliche Anstrengung wie lange, technische Aufstiege verstärken die Symptome zusätzlich. Bei Verzicht auf einen weiteren Höhengewinn sowie körperlicher Schonung verschwinden die Symptome in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach dem Auftreten wieder. Besonders gefährlich wird es jedoch, wenn trotz vorhandener Symptome weiter aufgestiegen wird – und sich die akute Höhenkrankheit zu einem Höhenhirnödem (HHÖ) weiterentwickelt. Nun gilt es, unverzüglich abzusteigen.

Dabei ist es wichtig, auf seinen Körper zu hören und auf etwaige Veränderungen zu achten. Ebenso bedeutsam ist es, seine Partner zu beobachten, wenn man nicht gerade alleine unterwegs ist. Ist mein langjähriger Bergkamerad einfach nur müde? Oder ist er tatsächlich deutlich langsamer unterwegs als sonst? Ein merklicher Leistungsverlust in der Höhe und erste Anzeichen der akuten Höhenkrankheit werden meist von anderen Bergsteigern in der Gruppe schneller wahrgenommen, sodass hier frühzeitig gegengesteuert werden kann.

Symptome des Höhenhirnödems (HHÖ)

  • starke Kopfschmerzen
  • Lähmungserscheinungen
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma

Symptome eines Höhenlungenödems (HLÖ)

  • deutlicher Leistungsverlust im Aufstieg
  • trockener Reizhusten
  • Atemnot
  • Zyanose (blaue Färbung von Schleimhaut und Lippen)
  • raschelnde Geräusche beim Atmen

Ein frühes Symptom und Warnzeichen eines Höhenlungenödems (HLÖ, englisch HAPE, „High Altitude Pulmonary Edema“) ist ein übermäßiger Leistungsverlust während des Aufstieges, oft begleitet von Atemnot und zunächst trockenem Husten. Das Höhenlungenödem entwickelt sich nach sehr schnellem Aufstieg in Höhen oberhalb von 4.000m in einem Zeitraum von 2-3 Tagen.

Höhenkrankheit - Prophylaxe und Behandlung
Über den Wolken ist es wunderschön – aber nicht ungefährlich.

Wie kann man der Höhenkrankheit vorbeugen?

Die sinnvollste Maßnahme zur Reduzierung der Risiken einer Höhenkrankheit sind ein langsamer Höhengewinn sowie die richtige, der jeweiligen Tour angemessene körperliche Fitness. Niedriger gelegene Schlafplätze als das erreichte Tagesmaximum tragen zusätzlich zu einer effektiven Akklimatisierung bei.

Bei bekannter Anfälligkeit für die akute Höhenkrankheit werden bis zu 500 hm Höhengewinn pro Tag oberhalb von 2.500 m bei Trekkings und (Hütten-)Wanderungen meist gut toleriert. Bei einer Anfälligkeit (z.B. während vorheriger Touren) sollte zusätzlich ein schneller Aufstieg mit Bergbahnen in große Höhen von über 3.000m vermieden werden. Die Symptome stellen sich dann oft erst beim Eintreffen auf der Hütte ein.

Vor einer Trekkingtour in Gebirgen wie dem Himalaya oder den Anden empfiehlt sich außerdem ein vorhergehender Aufenthalt in den Alpen mit Übernachtung auf den Hütten der Alpenvereine über 3000 m Höhe.

Wie sieht die Therapie der Höhenkrankheit aus? Gibt es Medikamente?

Höhenkrankheit - Prophylaxe und Behandlung
Ein zügiger Abstieg kann im frühen Stadium schnelle Linderung verschaffen.

Die wirksamste Therapie zur Behandlung der Symptome ist die Verbesserung der Sauerstoffzufuhr. Erreicht wird dies am einfachsten durch den Abstieg in niedrigere Höhenlagen. Bei Hinweisen auf ein Höhenhirnödem (HHÖ) oder Hirnlungenödem (HLÖ) muss unverzüglich abgestiegen werden! Dazu ist in den meisten Fällen eine Reduzierung der Höhe um 1.000 Höhenmetern notwendig, um eine erste signifikante Linderung der Symptomatik zu erzielen.

Leichte Symptome der akuten Höhenkrankheit (AHK) verschwinden häufig beim Einlegen eines Ruhetages, körperlicher Schonung und einer symptomatischen Therapie (viel trinken!) innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach dem Auftreten.

Beim Aufenthalt in großen Höhen, in Gebieten mit fehlender Infrastruktur oder in technisch anspruchsvollem Gelände ist ein sofortiger Abstieg oft nicht direkt möglich. Hier kann gegebenenfalls der Einsatz von Medikamenten vorübergehend die Symptomatik lindern und im schlimmsten Falle sogar Leben retten. Allerdings sollten Medikamente nur von Ärzten bzw. höhenmedizinisch ausgebildeten Bergführern verabreicht werden! Aus diesem Grund geht der Artikel auch nicht weiter auf die Gabe von Medikamenten bei der Höhenkrankheit ein.

Cocatee als Mittel gegen die Höhenkrankheit in den Anden

Die Einheimischen in den Anden schwören seit eh und je auf den Konsum von Cocatee. Dafür werden die Blätter der Coca-Pflanze mit heißem Wasser übergossen. Für die Bergvölker in den Anden spielt das Gewächs als Tee – mit Kalk oder Asche vermengt als eine Art Mischung zwischen Kautabak und Kaugummi – eine zentrale Rolle. Zum einen, weil der Genuss von Coca Hunger, Müdigkeit, Magen- und Kopfschmerzen sowie Kälte vertreibt. Aber auch, weil Coca wirksame Kräfte gegen die Höhenkrankheit zugeschrieben werden.

Tatsächlich scheinen die Blätter dabei die Sauerstoffaufnahme im Blut zu erhöhen. Allerdings kann aus den Cocablättern auch das Rauschgift Kokain hergestellt werden, was einer der Gründe ist, warum die Pflanze in Deutschland nicht käuflich zu erwerben ist.

Sauerstoffmangel und die Symptome

Hypoxie lautet der medizinische Begriff für Sauerstoffmangel. Die Hypoxie bezeichnet konkret den Sauerstoffmangel im arteriellen Blut des Körpers. Charakteristische Symptome des Sauerstoffmangels sind:

  • Veränderungen der Atmung
  • Beschleunigung des Pulses
  • Brustschmerzen

Ebenso können mentale Symptome wie grundlose Euphorie, Delirium und empfundene Leichtigkeit auf einen Sauerstoffmangel hinweisen. Schwindel, Schwächegefühl und allgemeines Unwohlsein gehören ebenso mit zu den häufigsten Symptomen am Berg.

Bei längerer Unterversorgung des Körpergewebes mit Sauerstoff kann eine Schwächung des Kreislaufs bis hin zur Bewusstlosigkeit die Folge sein. Auch Übelkeit ohne tatsächliche Beschwerden des Verdauungssystems gehört zu den Symptomen. Die Ausprägungen eines Sauerstoffmangels können somit in vielfältiger Form zu Tage treten. Besonders tückisch: Bei den typischen Beschwerden handelt es sich meist um unspezifische Symptome, die auch als Folge zahlreicher anderen Erkrankungen auftreten können.

Ein paar abschließende Worte…

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Höhenkrankheit eine akut lebensbedrohliche Situation darstellen kann. Bei empfindlichen und (gesundheitlich) vorbelasteten Menschen können die ersten Symptome bereits ab einer Höhe von ungefähr 2.000 m auftreten. Durch die langsame Anpassung und eine gezielte Vorbereitung des Körpers können das Auftreten sowie etwaige Symptome der Krankheit oftmals abgeschwächt, wenn nicht gar vollständig verhindert werden. Diese Anpassung funktioniert allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Daher spricht man an den 7 und 8.000ern dieser Welt auch häufig von der sogenannten Todeszone – Bereichen am Berg, in denen der Körper wortwörtlich zu sterben beginnt und in denen keine noch so perfekte Akklimatisierung dies verhindern, sondern lediglich hinauszögern kann.

Spezifische Vorbereitung, körperliche Fitness und ein langsamer Aufstieg sind und bleiben auch weiterhin die besten Maßnahmen für körperschonendes Trekking und Bergsteigen in großen Höhen. Das Motto „climb high, sleep low“ wir somit zum unwiderruflichen Mantra aller Alpinisten, die hoch hinaus wollen.

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Bergfreund Florian S.

Nach kleinen Bergtouren mit den Eltern kam erst einmal lange nichts. Skaten und Videospiele waren damals deutlich wichtiger. Mitte der zwanziger dann durch ein Video vom Ultra Trail du Mont Blanc inspiriert worden, vielleicht doch mal wieder in die Natur zu gehen. Seitdem bin ich laufend, wandernd und kraxeln in den Bergen unterwegs. Am liebsten daheim rund um den Königssee in den Berchtesgadener Alpen. Es muss nicht immer schnell und weit sein, das Erlebnis zählt.

2 Comments on the Article

  1. Peter 20. Juni 2017 07:25 Uhr

    "Allerdings kann aus den Cocablättern auch das Rauschgift Heroin hergestellt werden, was einer der Gründe ist, warum die Pflanze in Deutschland nicht käuflich zu erwerben ist." - Das ist so nicht ganz richtig. Aus Cocablätter kann Kokain gewonnen werden. Was natürlich am Risikopotential Abhängigkeit und Rechtsstatus nichts ändert.

  2. Helga 20. Januar 2022 09:10 Uhr

    Ich bin in Peru kurzzeitig an der Höhenkrankheit erkrankt. Dieses hat sich bemerkbar gemacht durch zittern und erhöhtem Puls. Unsere Reiseleitung sagte uns, dass wir beruhigt die Cocablätter als Tee trinken können die das Hotel bereit gestellt hat. Eine berauschende Wirkung hatte dieses nicht. Zumindest habe ich nichts davon gespürt, obwohl wir mehrere Tassen davon getrunken haben. Die Sauerstoffzufuhr im Blut soll dadurch erhöhrt werden. Die Atmung brannte in der Lunge. Bemerkbar machte sich das bereits als wir einen Pass überquerten (4532 Höhenmeter) und oben zur Pause ausgestiegen sind. Auf 4000 m am Titicacasee haben wir übernachtet. Ich habe eine zweite Blutdrucktablette eingenommen (sonst nur 1 am Tag). Besser geworden ist alles erst wieder, als wir auf 2700 m runter gefahren sind. Andere Reiseteilnehmer hat es deutlich schlimmer erwischt. Überkeit und Erbrechen. Einer hatte sogar bläuliche Finger und bekam im Hotel und auch im Bus eine Sauerstoffflasche. Danach ging es ihm schnell wieder gut.

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