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Was ist eigentlich die Fair Wear Foundation?

Inhaltsverzeichnis

Eines vorab: die Fair Wear Foundation ist kein Ökolabel für umweltfreundliche Stoffe, organisch angebaute Baumwolle oder artgerechte Tierhaltung. Die Ziele der Fair Wear Foundation richten sich stattdessen zu 100% auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Ländern, in denen die Bekleidung für den europäischen Markt konfektioniert wird, aus. Zu diesen Ländern gehören unter anderem Bangladesch, Bulgarien, China, Indien, Polen, Rumänien, Thailand, Tunesien, Türkei und Vietnam.

Der Kodex der Fair Wear Foundation

Um den teilweise unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie entgegen zu wirken, setzt die Fair Wear Foundation (FWF) seit ihrer Gründung 1999 auf einen strengen Kodex mit einigen unumstößlichen Richtlinien für Arbeitspraktiken und für Rechte der Arbeitnehmer in den Textilfabriken. Abgeleitet aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und Grundlagen der internationalen Arbeitsorganisation sind die folgenden acht Bestimmungen elementar für eine Zertifizierung durch die FWF:

  1. Die tägliche und wöchentliche Arbeitszeit muss geregelt und begrenzt sein.
  2. Der Arbeitsplatz muss vom Arbeitnehmer frei gewählt werden können.
  3. Die Ausbeutung durch Kinderarbeit ist streng verboten.
  4. Arbeitnehmer dürfen am Arbeitsplatz nicht diskriminiert werden.
  5. Das Arbeitsverhältnis ist durch einen rechtsverbindlichen Arbeitsvertrag abgesichert.
  6. Der Arbeitgeber sorgt durch gezielte Maßnahmen für Sicherheit am Arbeitsplatz und gesunde Arbeitsbedingungen.
  7. Für die Arbeitnehmer besteht Versammlungsfreiheit und sie haben das Recht auf Tarifverhandlungen.
  8. Der Lohn muss mindestens die Sicherung der Existenz gewährleisten.

Umsetzung und Einhaltung der Richtlinien in den Produktionsländern

Was ist die Fair Wear Foundation
Das Logo der Fair Wear Foundation

So einfach und klar die Grundsätze der FWF formuliert sind, so schwierig scheint es auch, sie in der Produktion umzusetzen und die Einhaltung der Vorgaben in den produzierenden Ländern dauerhaft zu kontrollieren. In der Organisation der FWF beraten daher Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden über die notwendigen Mittel, Strategien und Lösungen.

Für die direkte Kontrolle vor Ort stehen lokale Gruppen aus spezialisierten Organisationen bereit, die sich um die Einhaltung der FWF Vorgaben in den jeweiligen Betrieben kümmern. Sie verstehen sich aber nicht als reine Kontrolleure, sondern gestalten aktiv die Verbesserung der betrieblichen Arbeitsbedingungen mit und begleiten und beraten die Unternehmen auf ihrem Weg. Durch diese Prüfung und Betreuung können Abweichungen zügig korrigiert werden und die Garantie für die Einhaltung der FWF Grundsätze aufrechterhalten werden.

Um eine zweite Kontrollinstanz zu schaffen, ist es Arbeitern in den produzierenden Betrieben und Außenstehenden möglich, sich bei der FWF über eventuell auftretende Probleme zu beschweren oder auch auf Schwierigkeiten hinzuweisen. Spezialisten der FWF werden dann bei Bedarf vor Ort mit der Prüfung der Missstände beauftragt. Ziel ist es dabei immer eine konstruktive Lösung zu entwickeln, denn die Verbesserung der Arbeitsbedingungen steht klar im Fokus. Durch die Beendigung der Zusammenarbeit mit einzelnen Produzenten würde sich die Situation der Arbeitnehmer eher wieder verschlechtern. Da sich die Firmen, die der FWF beitreten, zur Einhaltung der Richtlinien in ihrer Produktion und ihrer Lieferkette verpflichten, ist die Wahrscheinlichkeit auch sehr hoch, dass alle Beteiligten an einer langfristigen und nachhaltigen Zusammenarbeit interessiert sind.

Das Fair Wear Label in der Outdoorbekleidung

Einige bekannte Hersteller von Outdoor- und Skibekleidung sind Mitglieder der Fair Wear Foundation. Dazu gehören beispielsweise Mammut, Odlo, Dynafit, Jack Wolfskin, Ortovox, Pyua, Salewa, Schöffel und Vaude.

Als Kunde erkennt man die Zertifizierung durch die FWF durch das Label mit dem roten Kleiderbügel in gesticktem Design und dem Fair Wear Foundation Schriftzug darunter.

Bei all dem Engagement der Hersteller kann man beim Kauf der Bekleidung leider nicht erkennen, in welcher Entwicklungsstufe sich der Produzent und der Auftraggeber in Bezug auf die FWF befinden. Das bedeutet konkret, dass eine Firma bereits seit vielen Jahren Mitglied in der FWF ist und in seinen Produktionsstätten für die Einhaltung der Richtlinien zu fast 100% garantieren kann und die andere Firma sich erst in der Anfangsphase befindet und um die Umsetzung bemüht. Beide sind allerdings mit dem gleichen Label gekennzeichnet. Aber auch wenn das zunächst verwirrend klingen mag, entspricht es dennoch dem Ansatz der FWF, die Arbeitsbedingungen in den textilverarbeitenden Betrieben langfristig zu verbessern. Die geplanten und angestrebten Verbesserungen sind in jedem Fall wertvoller, als die sozialen Missstände einfach zu ignorieren.

Vaude beispielsweise ist seit 2010 Mitglied der FWF und beschäftigt in Asien ein eigenes Team, das in den Vaude Produktionsstätten in China, Vietnam und Myanmar mit den produzierenden Betrieben zusammenarbeitet und auch vor Ort die Qualitätskontrollen durchführt. Als Mitglied der FWF werden außerdem nicht nur die Produktionsstätten unter die Lupe genommen, sondern auch Vaude selbst muss sich jedes Jahr in seinem „Brand Performance Check“ gegenüber der FWF verantworten. Dabei wird geprüft, inwieweit das Mitglied seine Anforderungen an die Mitgliedschaft erfüllt und seinen Verpflichtungen zur Einhaltung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen nachkommt.

Sehr guter Ansatz mit nur wenig Verbesserungspotential

Die Ansätze zur Verbesserung sozialer Standards in der Bekleidungsbranche durch die Fair Wear Foundation betrifft Millionen von Menschen. Mit zunehmender Bekanntheit und einem gesteigerten Bewusstsein der Kunden für die Arbeit der FWF ist mit einer steigenden Bedeutung des Zertifikats und der kontinuierlichen Erhöhung der Mitgliederzahlen und einer Ausweitung der sozialen Arbeitsbedingungen auf neue Betriebe zu rechnen. In den letzten Jahren konnten in Sachen umweltfreundliche Produktion, organisch angebaute Baumwolle und zertifizierte Daune bereits allgemein große Erfolge erzielt werden, die zu einem regelrechten Trend in Richtung ökologisch verträglicher Bekleidung geführt hat. Es besteht nun die Hoffnung, dass auch das Fair Wear Label zu einem echten Trend zur Schaffung und Einhaltung von fairen Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechten in den Produktionsländern führen wird.

Einzig das Kontrollsystem und die Überprüfung der Betriebe durch die FWF könnten eventuell noch engmaschiger und für den Kunden transparenter erfolgen, damit die Glaubwürdigkeit des sehr guten Ansatzes nicht untergraben werden kann. Dann kann der rote Kleiderbügel der FWF seinen Bekanntheitsgrad und seine Akzeptanz bei den Kunden weiter festigen und dazu beitragen die Arbeitsbedingungen von unzähligen Menschen zu verbessern.

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Bergfreund Gastautor

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