Fahrradanhänger aller Art sind immer häufiger zu sehen. Vor allem treue Fahrradfahrer, die ihr umweltbewusstes Gefährt nach dem Familienzuwachs nicht links liegen lassen wollen greifen auf die praktischen Anhänger zurück.
Wer radeln kann, kommt in aller Regel auch mit einem Fahrradanhänger zurecht. Je nach körperlichem Entwicklungsstand können auch Kinder und Jugendliche mit Fahrradanhängern fahren. Allerdings dürfen sie keine Kinder im Anhänger transportieren, hierfür gilt ein Mindestfahreralter von 16 Jahren.
Damit sind wir bei der Frage, was man denn so alles im Fahrradanhänger bewegen kann. Nun, hauptsächlich werden Kleinkinder, Hunde und Einkäufe befördert. Möglich ist Alles, die Grenzen werden nur durch Gewicht und Volumen gesetzt. Bei den allermeisten Anhängern bewegt sich die maximale Zuladung um die 40 Kilogramm.
Einige Fahrradanhänger würden zwar Lasten bis zu 400 Kilo standhalten, doch damit wären die allermeisten Fahrräder, Bremssysteme und Fahrer heillos überfordert. Ein Blick ins Handbuch des Fahrrades lohnt sich, einige Hersteller empfehlen mit ihren Fahrrädern keine Anhänger zu ziehen.
Grundsätzlich müssen die Gewichte des Fahrers, des Fahrrads und des Anhängers samt Ladung einigermaßen „zusammenpassen“. Das Zugfahrrad und die fahrende Person dürfen im Verhältnis zur geplanten Transportlast nicht zu leicht sein. Bringen sie zu wenig auf die Waage, kann beim Bremsen das Hinterrad des Fahrrads durch den mangelnden Druck auf die Fahrbahn ausbrechen. Außerdem belastet es die Gelenke einer leichten Person übermäßig, wenn sie eine zu schwere Anhängerlast zieht.
Wozu sind Fahrradanhänger zu gebrauchen?
Fahrradanhänger eignen sich für die Freizeit und den Urlaub ebenso wie für den Alltag und berufliche Einsätze wie Kurierfahrten. Beim Ausflug zum See oder in den Park kann man dank Anhänger viele Badesachen, Spielsachen und Gadgets einpacken. Im Supermarkt kann man den Wocheneinkauf tätigen, ohne mit dem Auto fahren zu müssen. Handwerker, Bastler und Gärtner können ihre Baumarkteinkäufe oder Dinge wie Brennholz oder Gartenabfälle in einem robusten Lastenanhänger transportieren.
Für Städter und Großstädter funktioniert all das am Besten. Auf dem Land sind die Entfernungen größer und es fehlt bisweilen an Radwegen. Man kommt zwar selbstverständlich auch dort von A nach B, aber dabei müssen oft stark befahrene Straßen und holprige Feldwege benutzt werden. Mit dem Fahrradanhänger auf Land- und Bundesstraßen zu fahren, sollte wenn überhaupt, nur in Notfällen geschehen.
Welche Arten von Anhängern gibt es?
Die Auswahl an Arten und Herstellern ist groß und sie wächst weiterhin. Die wichtigsten Kategorien sind Kinderanhänger, Transportanhänger und Hundeanhänger. Viele Hersteller flechten den Einsatzbereich schon mit Bezeichnungen wie „Kid“, „Cargo“ oder „Dog“ in den Produktnamen ein. Wir legen hier den Fokus auf Kinderanhänger, da es dort am meisten zu beachten gibt.
Kinderanhänger
Mittlerweile findet sich der Nachwuchs in einer riesigen Auswahl an Sitzen und Anhängern wieder und die Sicherheitstechnik nähert sich der eines Autos an. Fünfpunktgurte und Überrollbügel sind mittlerweile weit verbreitet, Helme sind auch in der Kabine schon lange Pflicht.
Erhältlich sind Kinderanhänger als Ein- oder Zweisitzer. Manche Modelle sind faltbar, was auf Reisen und bei wenig Abstellplatz von Vorteil ist.
Wer sich für einen Kinderanhänger entscheidet, bekommt im Vergleich zum weit verbreiteten Fahrradsitz viele Vorteile, aber auch einige Nachteile ins Haus. Die entsprechenden Abwägungen können ziemlich umfangreich sein und umfassen meist folgende Punkte (die Alternativen Nachziehrad und Lastenrad lassen wir hier aus Gründen der Übersichtlichkeit außen vor):
Vorteile des Kinderanhängers gegenüber dem Kindersitz:
- man muss weniger auf die Balance achten, sodass es weniger Schwierigkeiten bei Spurwechseln, engen Kurven, zappelnden Kindern sowie beim Anfahren und bei langsamer Fahrt gibt
- Anhänger sind auf langen Strecken kraftsparender zu fahren
- in den Anhänger passen oft zwei Kinder plus zusätzliches Gepäck wie Proviant und Spielzeug
- mehr Komfort und Entspannung für die Kinder, spielen und auch schlafen ist möglich
- geringeres Verletzungsrisiko bei Unfällen aufgrund geringerer Fallhöhe
- Kinder sind vor Wind und Regen geschützt
- Anhänger können oft zum Buggy oder Jogger umgebaut werden
Nachteile:
- auf engen Radwegen und bei viel Verkehr kann es stressig werden
- umständlichere Handhabung
- gewöhnungsbedürftig beim Bremsen und Rangieren
- nicht jeder Anhänger passt an jedes Fahrrad
- es ist nicht überall Platz zum Abstellen des Anhängers
- Teurer als der Fahrradsitz
- beim Fahren eingeschränkte Kommunikation zwischen Eltern und Kindern
Transportanhänger
Eine Pritsche oder eine Kiste mit Rädern und Deichsel: so einfach könnte man die meisten Transportanhänger beschreiben. Oft kommen sie auch einspurig, sprich mit nur einem Rad daher. Sofern die beabsichtigten Zuladungen nicht zu schwer und sperrig sind, ist das eine gute Lösung. Sollen sie jedoch auch schwere Ladungen transportieren, sind zwei Spuren mit mindestens zwei Rädern erforderlich.
Große Transportanhänger können auch mit zwei Achsen bzw. vier Rädern ausgestattet sein. Die Kontrolle der Ladung ist somit einfacher, allerdings ist der Wagen dann schwerer zu manövrieren und weniger wendig.
Wie sind Fahrradanhänger aufgebaut?
Damit sind wir auch schon bei den feineren Differenzierungen der Fahrradanhänger, die sich meist nach den unterschiedlichen Konstruktionsdetails richten.
Die Kabine
Die Kabine oder auch Fahrgastzelle bei Kinderanhängern besteht aus einem soliden Aluminium- oder Stahlrahmen, der oft als Überrollbügel dient. Der Boden besteht entweder aus stabilem Gewebe oder einer starren Wanne aus Metall oder Kunststoff. Der Rahmen aktueller Modelle hat ein als Stoßstange und Knautschzone dienendes, seitlich umlaufendes Rohr.
Die stabilen und kippsicheren Konstruktionen haben einen niedrigen Schwerpunkt, einen breiten Radabstand und ausreichend große Räder von etwa 20 Zoll. Je größer die Räder sind, desto höher der Fahrkomfort.
Der Aufbau ist mit stabilem Stoff verkleidet, der die Insassen vor Regen und fliegenden Steinchen schützt. Vorne und/oder an den Seiten befinden sich Fenster aus durchsichtigem Plastik, meist ist auch ein Fliegengitter vorhanden. Es sollte dem Kind nicht möglich sein, aus der Fahrgastzelle heraus mit den Fingern in die Speichen der Räder zu gelangen.
Die Kupplung
Es gibt zwei gängige Arten von Kupplungen für die Befestigung am Fahrrad: Hinterachs- und Sattelstützkupplung. Eher selten ist die Kupplung über eine Klemme am Rahmen.
Die meisten Fahrradanhänger werden an der Seite der Hinterachse befestigt. Das Gewicht befindet sich also hinter dem Fahrrad, wodurch dessen Rahmen entlastet wird. Außerdem bleibt der Anhänger durch den niedrigen Schwerpunkt beim Fahren stabiler. Auch ist die Kraftübertragung besser und der Bremsweg kürzer als bei anderen Kupplungsarten.
In den gängigen Modellen sind Gelenke in der Deichsel und an der Kupplung verbaut, damit der Fahrradanhänger auch dann stehen bleibt, wenn das Fahrrad einmal umkippt. Für Kinderanhänger wird in aller Regel die Kupplung an der Hinterachse empfohlen.
Bei Anbringung an der Sattelstütze befindet sich der Anhänger näher am Fahrrad, sodass enge Kurven besser gefahren werden können. Im Gegenzug ist der Schwerpunkt höher und die Stabilität geringer. Der Anhänger gerät auf unbefestigten Wegen schneller ins Schaukeln. Der Gepäckträger kann nicht benutzt werden, dafür lässt sich der Anhänger einfach als Handwagen verwenden.
Das Bremssystem
Schwere Fahrradanhänger mit mehr als 40 Kilo Zuladung benötigen hydraulische Bremssysteme, die wie die Auflaufbremsen bei Autoanhängern funktionieren. Die meisten Anhänger kommen jedoch ohne eigene Bremsen aus. Deshalb müssen die Bremsen am Zugfahrrad leistungsstark und in einwandfreiem Zustand sein. Selbstverständlich muss man mit einem Anhänger stets zurückhaltend und vorausschauend fahren.
Die Beleuchtung
Seit 2017 ist eine spezielle Fahrradbeleuchtung für Kinderfahrradanhänger gesetzlich vorgeschrieben. Vor allem die Rücklichter sind wichtig, da das Rücklicht des Fahrrads durch den Anhänger verdeckt wird. Näheres zur Beleuchtung von Fahrradanhängern findet sich u.a. hier bei Wikipedia.
Weitere Details und Differenzierungen:
Ein- oder Zweispurige Anhänger: einspurig sind sie leicht, wendig und geländegängig, Schlaglöcher umfahren sie elegant. Auch kann unterwegs nicht mehr als ein Rad platzen. Dafür neigen sich die Einradler in Kurven mit dem Fahrrad mit, was bei größerem Gepäck oder geringer Geschwindigkeit störend oder gar heikel sein kann. Zweispurige Anhänger bleiben in den meisten Fahrsituationen stabil. (Die Diskussion „Ein- oder Zweispurer?“ füllt locker einen eigenen Artikel, wie beispielsweise hier im Mybike-Magazin.)
Des weiteren unterscheidet man ein- oder zweiachsige Anhänger, Ein- oder Zweisitzer, es gibt multifunktionale Anhänger für verschiedene Fortbewegungsarten (z.B. mit Befestigungsmöglichkeiten für Kufen, Skier oder als Jogger) oder Anhänger mit Federung bzw. Stoßdämpfung.
Außerdem findet man in Fachmärkten weiteres Zubehör wie Sicherungsseile zwischen Anhänger und Fahrrad, signalfarbene Wimpel an langer, senkrechter Stange, Rückspiegel am Fahrradlenker oder Schutzbleche.
Wie finde ich den richtigen Anhänger? Worauf muss ich beim Kauf achten?
Am besten grenzt man die Auswahl mit gezielten Fragen ein, von denen wir hier die Wichtigsten aufgreifen:
- Ist mein Fahrrad überhaupt zum Ziehen von Anhängern geeignet? Laut ADAC sind rund 15 Prozent aller Räder wie zum Beispiel vollgefederte Räder (Fullys), Fahrräder mit Carbonrahmen oder mit Nabenschaltungen nicht geeignet. Bei der Gelegenheit ist auch gleich zu klären, für welche Kupplungssysteme das vorhandene Fahrrad kompatibel ist.
- Was möchte ich hauptsächlich transportieren? (Kinder? den täglichen Einkauf? Sperrmüll? Gartenabfälle?)
- Welches Transportvolumen brauche ich im Durchschnitt? Für den gelegentlichen Einkauf im Supermarkt und kurze Radtouren genügt schon ein Fassungsvermögen von 50–60 Litern. Bei mehrtägigen Touren und Campingtrips mit Zelt kann es auch gern ein Anhänger mit 100 Litern und mehr sein.
- Transportiere ich oft das Gleiche oder benötige ich einen Allrounder für alles Mögliche?
- Wie oft und auf welche Entfernungen bin ich unterwegs? Reicht durchschnittliche Qualität oder brauche ich maximale Robustheit?
- Bin ich auf gut asphaltierten Wegen oder unbefestigten Wegen unterwegs? Bei längeren und raueren Wegen sollten Upgrades wie Federung, V-Verstärkungsbügel und durchgehende Achsen verbaut sein.
- Ist die Größe und das Gewicht des zusammengelegten Anhängers von Bedeutung? Muss der Anhänger womöglich auch mal getragen werden?
- Will ich den Anhänger auch mal unbeaufsichtigt abstellen können? Muss er absperrbar und/oder regendicht sein? Anhänger für Kinder und Hunde sind standardmäßig mindestens wetterfest und meistens auch regendicht. Lastenanhänger werden oft mit Taschen aus wasserabweisendem Material geliefert, das jedoch keinem Dauerregen standhält. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, sollte eine Regenplane und/oder wasserdichte Packtaschen dazukaufen.
- Wie schwer darf der Anhänger maximal sein? Als solide Durchschnittswerte für Lastenanhänger gelten 10 kg Leergewicht, für Kinderanhängern etwa 20 kg. Wer lange Bergfahrten plant, wird jedes Gramm sparen wollen, was sich bei gleichbleibender Qualität natürlich auf den Preis auswirkt.
Bei preisgünstigen Anhängern wird die nötige Stabilität über ein höheres Gewicht „erkauft“. Zu beachten ist dabei auch das vorhandene Fahrrad: wie viel Gewicht darf es laut Herstellerangaben ziehen. Bei zu viel Gewicht kann es insbesondere bei Rädern mit Carbonrahmen zu Schäden bis hin zum Rahmenbruch kommen.
Je schwerer der Anhänger ist, desto besser sollten die Bremsen des Fahrrads funktionieren. Durch das zusätzliche nach vorn schiebende Gewicht werden diese nämlich deutlich stärker beansprucht.
Qualitätsmerkmale:
Kann ich die Qualität der Konstruktion und Materialien einschätzen? Wenn nicht, greife ich vor allem bei Kinderanhängern besser auf namhafte Markenhersteller wie Croozer, Thule oder Burley zurück. Dort werden in der Regel auch keine schädlichen Chemikalien bei Sitzpolstern und Regenplanen verwendet.
Ansonsten lässt sich die Qualität auch durch ein Studium der Bewertungen bei Onlinehändlern und Testberichte in Fachmagazinen einschätzen. Auch Erfahrungsberichte von Freunden und Bekannten sind hilfreich. Ein verlässliches Merkmal ist die Prüfung durch DIN-Norm EN 15918, für die ein Anhänger alle sicherheitsrelevanten Prüfungen bestehen muss. Sie garantiert, dass das Fahrverhalten stabil ist und bei Anhängern für Kinder ein Speichenschutz vorhanden ist.
Gute Fahrradanhänger haben eine Feststellbremse, die beide Räder bremst. Außerdem sind sie in der Regel einfach zu montieren und auseinander zu nehmen, es gibt keine Bruchstellen. Leider sind sie damit auch leichter zu stehlen, erfordern also ein großes Schloss, das mehrere Teile umfasst.
Was kosten Fahrradanhänger?
Abschließend muss natürlich noch die Frage geklärt werden, was der ganze Spaß denn kostet.
Lastenanhänger mit Hinterachskupplung und ordentlicher Zuladung von 50-60 kg sind in guter Qualität ab etwa 150 Euro zu bekommen, simple und weniger robuste Modelle mit Sattelkupplung auch für die Hälfte.
Kinderanhänger gibt es bei bekannten Namen wie Croozer, Burley oder Thule ab rund 400 Euro. Vereinzelt findet man solide Markenware von Herstellern wie Trixie oder Samax auch ab 200 Euro, muss dann aber Abstriche bei der Ausstattung und den Materialien machen. Wer das höchstmögliche Level an Komfort, Ausstattung und Sicherheit für zwei Kinder möchte, muss zwischen 800 und 1500 Euro auf den Tisch legen.
Hundeanhänger befinden sich preislich etwas unter Kinderanhängern.