Im undurchsichtigen Siegel-Dschungel mischt mit dem Grünen Knopf noch ein weiteres Siegel mit und das aus staatlicher Hand. Es wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vergeben und hat das Ziel, verbindliche Anforderungen zu schaffen, die Mensch und Umwelt schützen. Dafür werden zum einen Produkte und zum anderen Unternehmen mit insgesamt 46 Kriterien geprüft. Wir stellen Dir die wichtigsten vor.
Unternehmen auf dem Prüfstand
Der Unternehmensprüfung liegen die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte zugrunde. Die Prüfung basiert auf fünf Kernelementen:
- Die Unternehmenspolitik muss auf Menschenrechte und Umweltschutz ausgerichtet sein. Das heißt im Detail, dass Unternehmen Verantwortung für die ganze Lieferkette übernehmen und soziale und nachhaltige Einkaufspraktiken anwenden. Außerdem sollen sie Aufträge nach umwelt- und menschenrechtlichen Kriterien vergeben.
- Die Unternehmen müssen Risiken und Auswirkungen der Lieferkette ihrer Produkte analysieren und priorisieren. Ihre Geschäftstätigkeit darf keine Auswirkungen auf Umwelt oder Menschenrechte haben.
- Die analysierten Risiken entlang der Lieferkette müssen durch geeignete Maßnahmen gemindert werden und negative Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit abgestellt werden.
- Die teilnehmenden Unternehmen müssen mindestens einmal im Jahr öffentlich und transparent über die Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit und den Umgang damit berichten.
- Die Unternehmen müssen Beschwerden berücksichtigen und einen fairen Beschwerdemechanismus fördern. Dazu gehören festgelegte Prozesse für den Umgang mit Beschwerden. Sollte durch die Geschäftstätigkeit Mensch oder Umwelt zu Schaden gekommen sein, müssen die Unternehmen diesen wieder gut machen und verhindern, dass dieser Schaden weiterhin entstehen kann.
Auch Produkte werden scharf unter die Lupe genommen
Doch nicht nur die Unternehmen müssen sich an strenge Auflagen halten, sondern auch hergestellten Produkte müssen einem umfassenden Kriterienkatalog standhalten. Dieser teilt sich auf in Sozial- und Umweltkriterien.
Mit folgenden Sozialkriterien werden die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie sichergestellt:
Zwangs- und Kinderarbeit sind streng verboten. So dürfen beispielsweise keine Ausweis- oder Arbeitspapiere einbehalten werden, wodurch die Arbeiterinnen und Arbeiter gezwungen werden können, zu arbeiten. Grundlage der Arbeitsbedingungen sind die Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO (International Labour Organization).
- Ebenso ist in den Fabriken jegliche Form von Diskriminierung und Gewalt verboten. Dazu zählen auch sexuelle Belästigung, Einschüchterung oder missbräuchliche Bestrafungen.
- Löhne müssen entweder mindestens dem nationalen Mindestlohn entsprechen oder aber dem Industriestandard, sollte dieser höher als der nationale Mindestlohn sein. Außerdem muss sichergestellt sein, dass Löhne nicht zurückgehalten werden und fristgerecht an die Arbeiterinnen und Arbeiter ausgezahlt werden.
- Auch in Bezug auf Arbeitszeit und Überstunden müssen die Konventionen der ILO eingehalten werden. Konkret bedeutet das, dass die Arbeitszeit begrenzt sein muss und Überstunden bezahlt werden müssen.
- Allen Angestellten muss gestattet werden, sich in Gewerkschaften zu organisieren und kollektiv über Arbeitsbedingungen verhandeln zu dürfen.
- Ein weiter wichtiger Punkt ist Arbeitssicherheit: So muss sichergestellt sein, dass Gebäude, Arbeitsplätze und Maschinen sicher sind. Außerdem müssen Notausgänge und Evakuierungspläne zu Verfügung stehen und Brandschutzmaßnahmen getroffen worden sein.
- Auch die hygienischen Bedingungen werden kontrolliert. So müssen alle Angestellten Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen haben.
Produkte, die mit dem grünen Knopf zertifiziert sind, müssen folgenden Umweltkriterien entsprechen:
- Umweltschädliche Chemikalien sind in der Textilproduktion verboten. Für Schwermetalle und andere Stoffe müssen verbindliche Grenzwerte eingehalten werden. Wenn chemische Stoffe verwendet werden, müssen diese biologisch abbaubar sein.
- Für Abwässer beispielsweise von Färbereien müssen in Bezug auf Schadstoffe, Temperatur und pH-Wert Grenzwerte bestehen. Auch die Abluft der Fabriken wird kontrolliert und in Hinblick auf Treibhausgas-Emissionen und CO2 bewertet.
- In der Produktion verwendete Naturfasern dürfen keine Schadstoffe enthalten, müssen also beispielsweise ohne gefährliche Pestizide angebaut worden sein oder aus ökologischer Landwirtschaft stammen.
- Synthetische Fasern müssen mit verringerten Umweltauswirkungen hergestellt worden sein und entweder aus Zellulosefasern aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder recycelten Synthetikfasern bestehen.
Ganz schön umfassend, aber hält das Siegel, was es verspricht?
Da der Grüne Knopf nur etwas älter als ein Jahr ist (Einführung: September 2019) und sehr viele Bereiche für Nachhaltigkeit in der komplexen Textilindustrie abdecken will, gibt es einige Kritikpunkte. So sind zum Beispiel nicht alle Bestandteile der Produktionskette von Textilien abgedeckt, sondern nur die Endproduktion.
Allerdings soll sich das Siegel stetig weiterentwickeln und langfristig entlang der gesamten Lieferkette ansetzen. Aktuell (Stand: Februar 2021) laufen die Entwicklungen für den Grünen Knopf 2.0, an dem auch Du teil haben kannst. Hier kannst Du selbst am Optimierungsprozess teilnehmen und mithelfen das Siegel glaubwürdiger und aussagekräftiger zu machen.
Der Grüne Knopf garantiert Dir also schon ein gewisses Maß an umfassender Nachhaltigkeit, dass sich aber noch vergrößern kann und wird. Es bleibt spannend, wie der Grüne Knopf sich weiterentwickelt.
Quellen: https://www.gruener-knopf.de/