Klar, Alpinklettern findet irgendwo draußen in den Bergen statt, in großen Wänden, an langen Felsgraten. Aber eben nicht nur: Ein wesentlicher Teil des Spiels passiert woanders. Gemeint ist hier nicht nur die gewissenhafte Vor- und Nachbereitung konkreter Touren, sondern vielmehr die Bereitschaft, gedanklich tief in die Welt der Berge und des Kletterns einzudringen. Klingt das zu theoretisch? Hoffentlich nicht, denn es ist extrem wichtig, sich auch mit dieser Seite des Bergsports zu befassen.
Die Idee hinter diesem Beitrag
Dieser zweiteilige Beitrag richtet sich an Alpinkletterer, die bereit sind, bisherige Ansätze zu überdenken – und die verstanden haben, dass die Thematik zu komplex ist für starre Regeln. Seid ihr an der berühmten Lehrmeinung oder an den simpelsten Lösungen interessiert? Dann seid ihr hier wahrscheinlich nicht an der richtigen Stelle!
Die Idee hinter diesem Beitrag: Ich möchte ein paar Anregungen geben, die hoffentlich dazu führen, dass ihr auf einem insgesamt besseren Niveau in den Bergen unterwegs seid – effizienter, risikobewusster, selbstkritischer.
Um den Rahmen nicht zu sprengen, gehe ich nur auf einzelne ausgewählte Themen ein – insbesondere auf solche, an die man vermutlich nicht als erstes denken würde und über die bisher auch weniger geschrieben wurde.
Teil 1: Ausrüstung
Teil 1 dieses Beitrags widmet sich dem Thema Ausrüstung. Ein allzu starker Fokus auf dieses Thema ist meines Erachtens nicht zielführend. Allerdings geht’s hier primär um taktische und sicherheitstechnische Aspekte – und ich denke, dass dieses Thema einen guten Einstieg darstellt.
Achtung!
Alpinklettern ist gefährlich! Alle Anleitungen, Beschreibungen und Empfehlungen in diesem Beitrag erfolgen selbstverständlich nach bestem Wissen und Gewissen. Vieles liegt jedoch im großen Graubereich zwischen Sicherheit und Effizienz. Manches entspricht wohl nicht den Herstellervorgaben zum Einsatz der Ausrüstung. Jeder Anwender muss für sich entscheiden, welche Techniken er überblicken und verantworten kann.
Weder der Autor noch Bergfreunde.de können haftbar gemacht werden für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den Informationen dieses Beitrags resultieren.
Wichtige Teile aus der zweiten Reihe
Wahrscheinlich denken wir beim Thema Kletterausrüstung hauptsächlich an Seil, Gurt, Helm, Schuhe und diverse Hardware. Hier werfen wir aber einen Blick auf andere Teile:
Leichte Zustiegsschuhe
Die Devise bei der Auswahl des richtigen Schuhwerks für Zu- und Abstieg: So wenig wie möglich! Klar, Sicherheit steht an erster Stelle. Laufschuhe sind im hart gefrorenen Altschneefeld suboptimal. Nur wären ausgelatschte Wanderstiefel ebenfalls suboptimal, wenn es eigentlich ein Eisgerät oder Steigeisen bräuchte.
In der Praxis lässt sich mit guten Trailrunningschuhen mehr machen, als man denkt – Vorsicht allerdings auf glatten Granitplatten oder ähnlichem: mit dem typischen Stollenprofil kommt man hier schnell ins „Schwimmen“! Im felsigen, technisch schwierigen Gelände also besser auf leichte Approachschuhe mit flacher Sohle und guter Kantenstabilität setzen. Außerdem hilfreich sind stabile (!) Schlaufen zum Anhängen der Schuhe.
Faltstöcke
Für längere oder auch schnelle Zustiege gehören hochwertige, leichte Faltstöcke zum wichtigsten Handwerkszeug. Ideal sind Modelle mit Fixlänge, also ohne die Möglichkeit, die Länge zu variieren. Für rein sommerliche Aktionen reichen Micro-Teller, für einen vielseitigeren Einsatz (Zustiege im Schnee, Hochtouren) sollte man Stöcke mit austauschbaren Tellern wählen. (siehe Bild 3)
Rucksack
Die „Nose“ am El Capitan kletterten Flo und ich mit einem einzelnen 16-l-Rucksack. Dieses Beispiel zeigt, dass es für große Touren nicht zwangsläufig große Rucksäcke braucht. Etwas vereinfacht dargestellt gehe ich beim Packen folgendermaßen vor:
Erste Überlegung: Mit welchem Rucksack am Rücken lässt sich die jeweilige Route gut klettern? Oder: Welcher Rucksack würde am wenigsten stören? Mir ist beispielsweise eine kurze Rückenlänge wichtig, damit ich uneingeschränkten Zugriff auf den Chalkbag habe. Und: Wie robust sollte das Material sein? Geht’s durch Kamine oder wird gar gehault?
Zweite Überlegung: Wie müssen wir uns organisieren, um den Materialtransport hinzubekommen? Kommt man nach einer Klettertour zurück zum Einstieg, ist es eine gute Lösung, mit drei Rucksäcken zu planen: zwei größere für den Zustieg und einen zusätzlichen, deutlich kleineren für die Wand. Oder mit einem kleineren und einem größeren Rucksack zusteigen und den größeren am Einstieg zurücklassen. (siehe Bild 4)
Wird nichts am Einstieg zurückgelassen und dementsprechend das gesamte Material durch die Wand getragen, sollte man versuchen, mit ein bis zwei möglichst kleinen Rucksäcken auszukommen.
Wichtig ist eine zuverlässige Schlaufe, zum Anhängen des Rucksacks. Die vorhandene Trageschlaufe sollte man im Zweifelsfall zuhause mal testen, also ordentlich belasten, oder sie irgendwie verstärken! Zum schnellen Anhängen am Standplatz fixiere ich an der Trageschlaufe eine kleine Schlinge mit Karabiner. (siehe Bild 5)
Unnötigen Schnickschnack am besten entfernen. Irgendwann sollte man wissen, welche Ausstattung man braucht – und den Rest dann entsorgen. Bei Mini-Rucksäcken (Bereich 12 l) am besten auch den Bauchgurt abtrennen. Bei größeren Modellen die störenden Hüftflossen entfernen. Ein dünner Bauchgurt reicht aus!
Dünne Lederhandschuhe
Dünne Lederhandschuhe mit gutem Griffgefühl haben sich im alpinen Gelände oft bezahlt gemacht: für Zu- und Abstiege (Altschnee, Fixseile, Schrofen, scharfer Fels, …), das Sichern und Abseilen und natürlich auch als Kälteschutz. Also mitnehmen! (siehe Bild 6)
Wasserflaschen
Für sommerliche Tagestouren keine fetten Bomben – besser kleinere Flaschen verwenden. Beispiel: anstelle der klassischen 1-l-Nalgene zwei gewöhnliche 0,5-l-PET-Flaschen mit selbstgebastelter Aufhängung. Ist eine solche Flasche leer, kann man sie plattdrücken und gewinnt Volumen im Rucksack. Sollte ein Flasche verloren oder kaputt gehen, hat man noch eine zweite. (siehe Bild 7)
Längenverstellbare Selbstsicherungsschlinge
Alles mit dem Seil lösen? Sollte man können und gleichzeitig vermeiden. Eine am Gurt installierte längenverstellbare Selbstsicherungsschlinge bringt in den unterschiedlichsten Situationen enorme Vorteile.
Mittlerweile gibt es interessante Modelle, bestehend aus einem Seilstück (gutes Energieaufnahmevermögen) und einer Seilklemme für die Längenverstellung. Mit der Zeit wird man sich mit dem Umstand arrangieren, dass sie „im Weg“ sein kann (ich stecke die Seilschlaufe meiner Selbstsicherungsschlinge beim Klettern in die Beinschlaufe, wo sie nicht groß stört).
Achtung: Es gibt ähnliche Konstruktionen aus Bandmaterial, die aufgrund niedriger Bruchlasten nicht als Selbstsicherungsschlingen verwendet werden dürfen!
Keile und Cams
Viele Routen lassen sich gut mit mobilen Sicherungsmitteln absichern. Je nach Gesteinsart und äußeren Bedingungen kann der Einsatz von Keilen und Cams allerdings auch ernüchternd sein: Man bringt einfach nichts unter, und wenn doch, dann hält das Zeug (wahrscheinlich) nicht. Dafür kostet das Anbringen der Sicherungen Zeit und Kraft und bringt letztendlich nur zusätzliche Seilreibung. (siehe Bild 8)
Was also tun?
- Wir brauchen ein gutes Verständnis für die Funktionsweise unseres Materials, viel Routine in der Anwendung und – ganz wichtig – den Blick für geeignete Placements. Also im Klettergarten üben, inklusiv Teststürzen (natürlich hintersichert und nur dort, wo keine Beschädigung der Routen zu befürchten ist).
- Wir sollten die Eigenheiten verschiedener Gebiete bzw. Gesteinsarten kennen. Welche Geräte funktionieren besser oder schlechter? Ist bekannt, dass Cams nicht halten, weil der Fels sehr glatt ist? Braucht es spezielle Cams, die besser in Löcher passen?
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Ums Material kümmern: alles regelmäßig checken, Cams schmieren, Drähte von Klemmkeilen zurechtbiegen usw.
- Es braucht eine gute Organisation des Materials am Gurt:
- Nicht zu viele Keile in einem Karabiner. Im Zweifelsfall zwei Bündel: eins mit den großen Keilen, eins mit den kleinen. Klemmkeilentferner separat, mit eigenem (kleinen) Karabiner.
- Jeder Cam bekommt seinen eigenen, farblich passenden Karabiner. Cams und Keile am Gurt ordnen (z. B. alle Cams eines Typs auf einer Seite, kleine vorne, große hinten). (siehe Bild 9)
- Wer traditionelles Alpinklettern auf einem höheren Niveau betreiben will, sollte über folgendes Material nachdenken, um seine Möglichkeiten zu erweitern und seine Sicherheit zu erhöhen:
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Ein paar Aliens oder vergleichbare Klemmgeräte (z. B. DMM Dragonfly oder Metolius Master Cam). Für den typischen Einsatz beim Alpinklettern sind m. E. Größen ab 7 kN angegebener Bruchlast interessant. Die kleinsten Ausführungen oder auch Offset-Varianten können natürlich goldwert sein, primär aber bei sehr schwierigen Granitrouten, Techno-Routen usw. (pauschale Empfehlungen sind schwierig).
- Ein paar Totem Cams, insbesondere die mittleren Größen (lila, grün und rot). (siehe Bild 10)
- Ein paar Tricams für feuchte, dreckige oder unregelmäßige Risse sowie für kleine Löscher. Ja, das Legen und Entfernen ist etwas mühevoll… aber wenn sonst nichts geht!
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Offset-Keile. Empfehlung: DMM Offset Nuts sowie DMM Brass Offsets Gr. 4 bis 6.
- Ein paar moderne Hexentrics. Persönlich verwende ich sie überwiegend im Winter, aber auch im Sommer sind sie immer wieder einmal Cams überlegen. Entscheidend ist auch hier die Option der Offset-Positionierung. Bei Bedarf kann man sie zusätzlich mit dem Hammer festklopfen. (siehe Bild 11)
- Ein paar längere Exen (25 cm Schlingenlänge) – die zusätzliche Schlingenlänge macht sich am Klettergurt nicht bemerkbar, der Effekt kann aber enorm sein!
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- Akzeptieren, dass in gewissen Bereichen mit Hammer und Haken gearbeitet werden muss.
Hammer und Haken
Sind Felshammer und Normalhaken für dich unbekannte Wesen oder Relikte vergangener Zeiten? Dann solltest du deinen Standpunkt noch einmal überdenken. In den klassischen Routen der Dolomiten oder des Sarcatals beispielsweise sind Normalhaken nach wie vor Sicherungsmittel Nummer eins, Alpenweit spielen sie bei der Absicherung von Abenteuerrouten eine entscheidende Rolle.
Hängt unser Leben von ein paar Haken ab, die irgendjemand irgendwann einmal in die Wand gedroschen hat, dann sollten wir das nicht als Schicksal verstehen. Vorhandene Normalhaken kann man mit einem Felshammer prüfen und möglicherweise auch nachschlagen.
Führt man auch nur eine kleine Auswahl an Haken mit, erweitert dies die Optionen enorm, insbesondere beim Standplatzbau und beim Einrichten von Abseilstellen. Darüber hinaus kann der Felshammer als Allround-Werkzeug verstanden werden: zum Festklopfen von Klemmkeilen, fürs Ausräumen von Rissen, zum Stufenschlagen im Eis und für vieles mehr. (siehe Bild 13)
Welche Haken sollte man mitführen?
Für eine moderate Felsroute in den Dolomiten würde ich beispielsweise ein bis zwei Knifeblades, einen mittleren Fichtelhaken und vielleicht noch einen mittleren V-Profilhaken einpacken – also insgesamt nur zwei bis vier Haken.
Für eine Aktion im Granit statt dem Fichtelhaken beispielsweise einen dünnen Z-Profilhaken. Da Normalhaken vergleichsweise schwer sind, machen manche Typen und Größen mehr Sinn als andere. Ein Beispiel: Statt massiven Hartstahl-Schmiedehaken sollte man beim klassischen Alpinklettern besser dünne Profilhaken verwenden.
Empfehlenswert sind Haken mittlerer Länge. Sollten sie einmal zu lang sein, kann man sie meist mit einer dünnen Bandschlinge abbinden. Bei geschlossenem Fels halten „Beaks“ wie die Peckers von Black Diamond in der Regel am besten. Ab der Größe 2 (mittlere Größe) sind diese Haken nach meinen Erfahrungen auch zum Halten von größeren Stürzen geeignet.
Wenig hilfreich sind übrigens die gängigen Empfehlungen bzgl. Hakentyp (Hartstahl/Weichstahl) und Gestein sowie Einstecktiefe vor dem Einschlagen. Zwar sollte man in hartem Gestein wie Granit oder Gneis Hartstahlhaken einsetzen, viel mehr lässt sich pauschal allerdings nicht sagen. Stattdessen gilt: Übung macht den Meister.
Das Setzen von Normalhaken beinhaltet logischerweise eine große handwerkliche Komponente und verlangt ein gutes Gespür für die Materie. Sucht euch Felsen, wo ihr keinen größeren Schaden anrichten könnt und es niemanden stört, und macht euch an die Arbeit!
Welches Seil für welchen Zweck?
Die Eigenschaften des Seils spielen eine große Rolle. Gleichzeitig handelt es sich beim Seil um einen Verschleißartikel – es muss zwangsläufig hin und wieder ein neues erworben werden.
Daraus folgt: unbedingt mehrgleisig fahren! Um das Feld etwas einzugrenzen, bleiben wir thematisch beim Mehrseillängen-Felsklettern. Und um es nicht zu kompliziert zu machen, nähern wir uns dem Thema mit ein paar Beispielen an (ausgehend von einer 2er-Seilschaft, sofern nicht anders beschrieben):
1. Die Leichtkletterei: Eine lange Route mit einfacher Kletterei, teils gesichert, teils seilfrei.
Hier bietet sich ein dünnes 50-m-Einfachseil an. Hintergrund: Mit einem solchen Seil gehen die Sicherungsmanöver einfacher von der Hand und es lässt sich für die Passagen mit ungesicherter Kletterei schneller aufnehmen und stört weniger. Mein Standard-Seil dafür: Edelrid Swift 8,9 mm. Ergänzend kann eine Rapline für längere Abseilstrecken mitgeführt werden.
2. Die klassische Alpinkletterei: Eine Route mit gemischter Absicherung, möglicherweise schwieriger Zu- und Abstieg, der gewisse Seilmanöver erfordert.
Um in dieser Situation flexibel zu sein, kommen moderne, nicht zu dicke Halbseile mit 50 m Länge zum Einsatz. 60-m-Seile gingen natürlich auch. Nur: weshalb sollte man sich das antun? Viele Seilschaften sind unter anderem deshalb langsam, weil sie sich mit unnötig langen Seilen herumschlagen. Mein Allround-Seil dafür: Edelrid Apus 7,9 mm. Mit diesem Seil lassen sich diverse sicherungstechnische Ansätze vernünftig umsetzen! (siehe Bild 15)
3. Alpinklettern in der 3er-Seilschaft:
Es wird komplizierter: Je nach Gelände, Körpergewicht der Nachsteiger und weiteren Faktoren (Kletterkönnen, Eigenverantwortung, …) sollten Halbseile mit einem größeren Durchmesser verwendet werden. Es geht hier primär um die Sicherheit der Nachsteiger bei einem möglichen Kanteneinfluss im Sturzfall.
Aber auch die psychologische Wirkung des Seildurchmessers sollte nicht unterschätzt werden. Es gilt also gut abzuwägen und sich im Team für eine Option zu entscheiden. Als Bergführer setze ich öfters auf die Kombination eines dünnen Einfachseils und eines kräftigen Halbseils (8,5 mm), um in gewissen Situationen variabler zu sein. Mit dieser Lösung habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, und ich denke, dass sie auch unabhängig von der Führungs-Situation vorteilhaft sein kann. Eine leichte Lösung sind die neuen Starling Protect Halbseile (8,2 mm) von Edelrid. Deren Seilmantel ist mit Aramid-Fasern verstärkt, wodurch sich die Schnittfestigkeit an Felskanten deutlich erhöht!
4. Die alpine Sportkletterei: Eine längere Route mit guter Bohrhakenabsicherung. Tendenziell höhere Schwierigkeitsgrade, mitunter auch lange Seillängen mit bis zu 60 m Länge.
Hier bieten sich 60-m-Zwillingsseile an. Moderne Zwillingsseile wie z. B. das Edelrid Skimmer 7,1 mm sind zwar als auch als Halbseil zertifiziert, persönlich ordne ich sie aber nach wie vor als Zwillingsseile ein und verwende sie beim Felsklettern aus verschiedenen Gründen nicht als Halbseil.
Aber: Bringen diese ultradünnen Seile überhaupt nennenswerte Vorteile? Ich würde sagen: ja, auf jeden Fall! Gerade leichtere Kletterer profitieren enorm vom geringeren Seilgewicht und dem dadurch reduzierten Seilzug. Auch funktioniert die Halbmastwurfsicherung bei dünnen Doppelseilen deutlich besser. Und wer insgesamt auf leichtes Material setzt, findet bei insgesamt 120 m Seil viel Sparpotential. Allerdings braucht es unbedingt ein Sicherungsgerät mit ausreichender Bremskraft!
5. Moderates Gelände (mit Fußabstieg): Eher kürzere Routen mit gut überschaubarem Gesamtanspruch.
Persönlich klettere ich in einem solchen Gelände am liebsten mit einem 60 m langen, mitteldicken Einfachseil (z. B. 9,8 mm) mit gutem Handling (nicht zu steif). Im Falle eines Rückzugs muss man mit 30 m Abseillänge klarkommen, was wahrscheinlich bedeutet, dass man nicht immer von Stand zu Stand kommt.
Man sollte also in der Lage sein, Fixpunkte zu bewerten und ggf. Abseilstellen einzurichten. Warum kein Doppelseil? Mit dem Einfachseil läuft’s einfach besser und macht mehr Laune. (siehe Bild 18)
6. Überhängendes, schwieriges Gelände: Es geht in Richtung Freikletter-Bigwall, wobei die Wände gar nicht so hoch sein müssen.
Entscheidend ist, dass Vor- und Nachsteiger nur mit dem Nötigsten am Gurt und ohne Rucksack klettern können. Geklettert wird mit einem mitteldicken Einfachseil (z. B. 9,8 mm) mit gutem Handling (nicht zu steif). Das Gepäck wird mit einem zweiten, dünnen Seil oder einer speziellen Leine nachgezogen. (siehe Bild 19)
7. Besonders lange Routen, Enchaînements, und schnelle Begehungen:
Schnelle Seilmanöver wie auch das Simultanklettern (mit Seilklemmen als Rücklaufsperren) erfordern den Einsatz eines Einfachseils. Länge und Durchmesser müssen auf die jeweilige Route abgestimmt sein. Wichtig ist, dass das Zusammenspiel von Seil und Sicherungsgerät(en) sowie Seilklemmen perfekt funktioniert! Nicht nur bei erhöhter Gefahr durch Felskanten empfiehlt sich ein etwas kräftigeres Seil bzw. ein Seil mit einem stärkeren Mantel (z. B. Edelrid Swift Protect 8,9 mm). Auf jeden Fall sollte der Mantel des Seils in einem guten Zustand sein! Ergänzend kann eine Rapline für längere Abseilstrecken sinnvoll sein. (siehe Bild 20)
One Comment on the Article
Sehr schöner Artikel, der nochmal schöne Anregungen gibt! (Wie z.B. eine Rapline mal ins Auge zu fassen) Dann muss ich also kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mit Petzl Connect Adjust alpin klettere. In Routen, in denen nur rostige Normalhaken stecken, gehe ich allerdings gar nicht erst rein. Wen die Midlife Crisis so hart trifft, dass nur noch sowas den Kick gibt, kann das ja gerne tun. Aber diese vorgeschobenen Argumente gegen Bohr-/Klebehaken in Richtung "die machen den Fels kaputt" kann ich null nachvollziehen. Mit den Normalhaken haut man Kerben in die Risse und deren Rostspuren teils einen Meter den Fels runter sind schlimmer als jeder Bohrhaken.