Heute geht es um ein Tier, das vergleichsweise unauffällig ist. Es kreist nicht hoch oben in den Lüften oder springt galant durchs Gelände. Es kann nicht gejagt oder gegessen werden. Denn an diesem Tierchen ist wirklich nichts dran, es hat nicht einmal ein Fell. Zu allem Unheil ist es auch noch nachtaktiv und tarnt sich dabei perfekt durch seine dunkle Farbe. Es lebt im Gebirge, nutzt dort unterschiedliche Habitate und hat sich gut angepasst.
Es steht unter Naturschutz, sein Bestand ist aber soweit stabil. Das vielleicht auch, weil es sich auf besondere Art und Weise fortpflanzt und einen guten Abwehrmechanismus für Fressfeinde parat hat. Alles Klar doch: Heute geht es um den Alpensalamander! Und nein, das ist nicht der mit den gelben Punkten und schon gar nicht der mit den Schuhen.
Daten und Fakten
Alpensalamander sind Amphibien aus der Ordnung der Schwanzlurche. Sie leben im Gebirge und finden ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Alpen. Dabei bewohnen sie Gebiete, die überwiegend feucht sind und ihnen aufgrund ihrer Beschaffenheit zahlreiche Unterschlüpfe bieten.
Keinesfalls verwechseln sollte man den Alpensalamander mit dem Lanzas Alpensalamander, der zwar eng mit dem Alpensalamander verwandt ist, aber nur in einem kleinen Gebiet in den Westalpen an der französisch-italienischen Grenze vorkommt.
Alpensalamander (Salamandra atra)
auch: Bergsalamander, Bergmandl oder Wegmandl (Bayern und Österreich)
Ordnung: Schwanzlurche
Überfamilie: Salamanderverwandte
Familie: Echte Salamander
Unterfamilie: Salamandrinae
Gattung: Eigentliche Salamander
Art: Alpensalamander
Kopf-Rumpf-Länge: bis zu 15 cm
Gewicht: ca. 8 g
Lebenserwartung: 15-20 Jahre
Besonderheiten: Bilden giftiges Sekret zur Abwehr von Fressfeinden
Verbreitungsgebiet: Alpen, Dinarisches Gebirge
Lebensraum: Karstgebiete, Hochgebirgsschluchten, Bergmischwälder, feuchte Wiesen, Schutthalden, normalerweise in Höhenlagen ab ca. 400 bis maximal 2400-2800 m NN
Nahrung: Larven, Insekten, Spinnen, Würmer
Hauptaktivität: nachts
Paarungszeit: alpines Frühjahr
Tragezeit: mindestens 2 Jahre, lebendgebärend
Winterstarre: November-März
Aussehen und Merkmale
Alpensalamander können bis zu 15 cm lang werden, also in etwa so groß wie ein kleines Lineal. Auffällig ist dabei, dass die Weibchen mit 14-15 cm deutlich größer als die Männchen mit nur ca. 11-12 cm Körperlänge sind. Egal ob Männchen oder Weibchen, die Färbung ist bei den Alpensalamandern mit einer Ausnahme immer schwarz. Gesunde Tiere glänzen, sind jedoch nicht schleimig.
In einem recht kleinen Gebiet am italienischen Bosco del Dosso gibt es jedoch eine Unterart, die Salamandra atra aurorae. Diese Tiere verfügen über eine auffällige Rückenzeichnung mit gelben Punkten, sind aber sonst ebenfalls glänzend schwarz. Entlang der Rückenmitte und an den Seiten verfügen Alpensalamander über Reihen von Warzen, die mit kleinen Drüsenöffnungen versehen sind. Außerdem sind die stark hervortretenden Ohrdrüsen ein weiteres markantes Merkmal der Alpensalamander.
Wie bereits erwähnt, sind Männchen und Weibchen bei den Alpensalamandern unterschiedlich groß. Doch auch zwischen den einzelnen Populationen gibt es mitunter starke Größenunterschiede. Woran das liegt ist noch nicht abschließend erforscht, man geht jedoch davon aus, dass es unter anderem vom jeweiligen Habitat und dem damit verbundenen Nahrungsangebot zusammenhängt.
Lebensweise und Verbreitungsgebiet
Wie der Name schon sagt, besiedelt der Alpensalamander vornehmlich die Alpen und angrenzende Gebiete. Außerdem gibt es auch Populationen auf dem Balkan, genauer in den Dinarischen Alpen. Die bayerischen Kalkalpen zählen dabei zum nördlichen Rand des Verbreitungsgebiets, die südlichsten bekannten Population des Alpensalamanders leben im Valbona-Tal in Albanien sowie im Raški do Tal zwischen Serbien und Montenegro.
Die genaue Verbreitung ist aber noch immer nicht abschließend erforscht. Verallgemeinernd lässt sich aber sagen, dass die Tiere nahezu überall in den vergleichsweise trockenen Zentralalpen fehlen. Was genau zu einer Ansiedlung des Alpensalamanders führt und welche Rolle dabei beispielsweise die Geologie und die Habitatausstattung spielen, ist derzeit noch nicht eindeutig geklärt.
Ganz generell lässt sich jedoch sagen, dass der Alpensalamander in den tieferen Lagen feuchte Bergwälder in Bachnähe besiedelt, oberhalb der Baumgrenze bewohnt er nicht selten Schutt- und Blockhalden sowie Feuchtwiesen. Alpensalamander bevorzugen feuchte Regionen, daher dienen ihnen oft auch Bergschluchten und Gischtgebiete von Wasserfällen als Habitat. Wichtig ist dabei auch, dass das Gebiet ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten bietet.
Alpensalamander ernähren sich von allem, was irgendwie krabbelt. Spinnen, Larven und sogar Regenwürmer stehen dabei ganz oben auf dem Speiseplan. Alpensalamander sind nachtaktiv, ihre hauptsächliche Aktivität findet dabei in den frühen Morgenstunden statt.
Außerdem sind sie nur in der warmen Jahreszeit anzutreffen und fallen bereits ab Temperaturen von 3-5° C in eine Winterstarre. Diese dauert, abhängig von den klimatischen Bedingungen des jeweiligen Gebiets, von November bis März. Hierzu suchen die Tiere unter Steinen und tief im Boden gelegenen Verstecken Schutz vor der Witterung.
Fressfeinde haben die Alpensalamander vergleichsweise wenige. Lediglich Elstern, Alpendohlen und Kreuzottern sind gelegentlich an ihnen interessiert. Der Grund hierfür liegt bei einem giftigen Hautsekret, das die Tiere zur Abwehr von Fressfeinden ausscheiden. Werden Alpensalamander von einem Fressfeind oder auch dem Menschen berührt scheiden sie aus de Ohrdrüsen ein weißes Sekret aus.
Dieses enthält Steroid-Alkaloide (Samandirin und Samandarin), die bei Kontakt mit der Haut und den Schleimhäuten zu einer Reizung führen. Außerdem wirken die Nervengifte krampfauslösend und können Atemstörungen sowie Bluthochdruck hervorrufen. Das klingt ziemlich fies und das ist es auch, jedoch sind ernstzunehmende Vergiftungen durch Alpensalamander beim Menschen nicht bekannt. Das liegt vor allem auch daran, dass die Giftmenge und -konzentration dabei schlichtweg zu gering ist.
Trotzdem sollte man die Tiere (schon alleine aus Vorsicht und im Sinne des Naturschutzes) nicht anfassen. Kommt es dennoch zum Kontakt und einer Hautreizung, genügt es in der Regel die betroffenen Stellen mit reichlich Wasser gründlich abzuspülen. Treten weitere Symptome auf können diese problemlos ärztlich behandelt werden.
Fortpflanzung und Population
Anders als viele andere Amphibien paaren sich Alpensalamander an Land. Es wird vermutet, dass der Alpensalamander das Wirbeltier mit der längsten Tragzeit ist. Diese dauert normalerweise zwei Jahre, kann aber in höheren Lagen im Extremfall auch bis zu fünf Jahre dauern.
Besonders ist dabei, dass das Weibchen nach dieser langen Zeit ein bis zwei voll entwickelte und lebende Junge zur Welt bringt. Alpensalamander legen also kein Laich ab wie beispielsweise Frösche und sie gebären auch keine kiementragenden Larven wie beispielsweise der Feuersalamander.
Die Jungtiere des Alpensalamanders kommen meist im Sommer zur Welt und sind ab der Geburt selbstständig an Land lebensfähig. Der Alpensalamander benötigt daher für seine Existenz nicht zwingend ein Oberflächengewässer, wenngleich er nicht selten in der Nähe von Bächen und Tümpeln anzutreffen ist und generell feuchte Gebiete bevorzugt.
Trotz der langen Tragzeiten und der damit einhergehenden geringen Fortpflanzungsrate sind Alpensalamander nicht akut gefährdet. Sie gelten jedoch als regional selten und stehen daher in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter einem strengen Schutz. Heißt: Alpensalamander treten nur in einzelnen Regionen auf. Dort, wo sie zu finden sind, sind die Populationen meist sehr stabil.
Lokal kann der Alpensalamander jedoch durch eine Veränderung des Lebensraums, beispielsweise durch intensive Forstwirtschaft bedroht sein. Europaweit gilt der Alpensalamander daher nach der FFH-Richtlinie als streng geschützt. Dies heißt, dass Alpensalamander nicht gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen. Auch ist es verboten, sie in ihrem Habitat zu stören.
Also…
Alpensalamander sind eher unscheinbare Tiere und werden wahrscheinlich von zufällig vorbeikommenden Wanderern oft nicht wahrgenommen. Das liegt sicherlich nicht nur an ihrer geringen Größe, sondern auch daran, dass die Alpensalamander überwiegend nachtaktiv sind. Hat man dennoch einen Alpensalamander entdeckt, ist es ratsam, ihn nicht anzufassen.
Streng ausgelegt, kommt man damit bereits mit dem Naturschutz in Konflikt. Außerdem sondern die Tiere bei drohender Gefahr ein giftiges Sekret ab. Dieses kann zwar einen Menschen nicht umbringen, aber beispielsweise bei Augenkontakt ziemlich unangenehm werden.