Das bluesign-Siegel ist bei uns im Bergfreunde-Shop das am häufigsten anzutreffende, und vielleicht ist es Dir ja auch schon einmal begegnet. Hier erklären wir Dir, was es damit auf sich hat und was es Dir bringt.
Ansatz
Das bluesign-Siegel wird von der schweizerischen Firma bluesign technologies AG vergeben, und ist mehr als nur ein einfacher Standard. Es handelt sich dabei vielmehr um ein technologiebasiertes System, das mit einem möglichst ganzheitlichen Ansatz versucht, eine kontinuierliche Verbesserung der Textilproduktion herbeizuführen. Ziel ist die Gewährleistung einer umweltfreundlichen Textilherstellung, die ohne gefährliche Schadstoffe auskommt. Das Input Stream Management überprüft Rohwaren schon vor dem eigentlichen Produktionsbeginn. Somit wird sichergestellt, dass Materialien, die nicht den vorgegebenen Standards entsprechen, gar nicht erst in die Produktionskette gelangen. Das System basiert auf fünf grundlegenden Prinzipien: Ressourcenproduktivität, Verbraucherschutz, Gewässerschutz, Emissionsschutz und Arbeitssicherheit.
Ressourcenproduktivität
Hierbei geht es um die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen und Energie. Das bluesign-System setzt sich in diesem Bereich für die Optimierung der Fertigungsprozesse, sowie eine stetige Verbesserung der Prozesseffizienz ein. Somit soll mit einem möglichst geringen Einsatz von Ressourcen ein hoher Effizienzgrad erreicht werden, wodurch die Umweltbelastung sinkt.
Verbraucherschutz
Neben der Funktionalität und dem Preis spielt mittlerweile auch die Qualität und Herkunft der Produkte eine immer größere Rolle. Auch hier setzt das bluesign-System an und gibt das Versprechen, nur hochwertige Textilprodukte ohne Gesundheitsrisiken aus nachhaltiger Produktion zu zertifizieren. So dürfen laut Eigenangaben nur Materialien und Substanzen in den Fertigungsprozess eingebracht werden, die einen möglichst geringen Einfluss auf die Umwelt haben.
Gewässerschutz
Das Thema sauberes Wasser wird vielseitig diskutiert, doch noch immer findet gerade durch textile Fertigungsprozesse eine vergleichsweise hohe Wasserbelastung statt. Auch hier stellt das bluesign-System klare Anforderungen und definiert Standards zum Gewässerschutz. Durch den Einsatz von modernen Abwasseraufbereitungstechnologien, optimierten Produktionsverfahren und einem nachhaltigen Umgang mit Einsatzstoffen soll die Umweltbelastung möglichst gering gehalten werden. Die Einhaltung der Grenzwerte kontrolliert und überwacht man fortlaufend.
Emissionsschutz
Durch die Verwendung von bestimmten Rohstoffen, Chemikalien und Zusatzstoffen kann es bei textilen Fertigungsprozessen zu hohen Emissionen kommen. Das bluesign-System kontrolliert auch hier alle Bereiche und Prozessschritte, sodass durch die Optimierung von Technologien sowie der gezielten Wahl von Rohstoffen und Chemikalien eine Eindämmung der Luftverschmutzung erreicht wird. Darüber hinaus setzt das System eine moderne Abluftreinigung voraus, um die Emission von Treibhausgasen zu verringern.
Arbeitsschutz
Auch den weitgefasste Bereich Arbeitssicherheit kontrolliert das bluesign-System. Klar definierte Richtlinien legen sichere Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fest. bluesign hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gefahren aufzudecken und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Eine umfangreiche Liste schließt schädliche Chemikalien aus, die nicht im Produktionsablauf eingesetzt dürfen. Zusätzlich wird bei der Produktion auf einen sicheren Umgang mit Gefahrstoffen und regelmäßige Mitarbeiterschulungen geachtet. Das schützt die am Arbeitsprozess beteiligten Menschen ebenso wie Dich und mich als Konsumenten.
Wann bekommen Produkte das bluesign-Label?
Die Hersteller verpflichten sich, entsprechend der bluesign Criteria zu handeln. Diese umfassen ein „Höchstmaß an Sicherheit für den Verbraucher“, die „Herstellung mit geringstmöglichem Einfluss auf Mensch und Umwelt“ und den „verantwortungsvollen Einsatz von Ressourcen“. Außerdem müssen Hersteller relevante Informationen offenlegen und eine lückenlose Transparenz der Produktionskette ermöglichen. Dazu gehört die Rückverfolgung sämtlicher Bearbeitungsschritte der für das Endprodukt benötigten Rohstoffe und Zwischenprodukte. Alle Aussagen und Informationen sind nachprüfbar und stammen aus zuverlässigen Quellen. Relevante Informationen zu Verwaltungsorganen, zu Geldgebern und zum Umsetzungssystem werden offengelegt. Darüber hinaus ist für interessierte Kreise eine Beteiligung am Umsetzungsprozess möglich. Außerdem wird die glaubwürdige Durchsetzung der Richtlinien durch ein effektives Kontrollsystem überwacht, wobei unnötige Kosten und Hürden vermieden werden, was es auch kleineren Betrieben ermöglicht, den Anforderungen des Siegels gerecht zu werden.
Das bluesign-System beruht auf einer stetigen Weiterentwicklung. Auch die dauerhafte Verbesserung der Fertigungsprozesse innerhalb der Betriebe wird vorangetrieben.
Wenn bestimmte Komponenten der Produktionskette nachhaltig und ressourcenschonend produziert wurden, erhält das Endprodukt das Siegel bluesign APPROVED. Damit ein Produkt zu einem bluesign PRODUCT wird, müssen mindestens 90% der Textilien und mindestens 30% des Zubehörs bluesign APPROVED sein.
Kritik
Greenpeace kritisierte im Rahmen der Detox-Kampagne immer wieder, dass gerade in der Outdoorbranche zu viele schädliche Chemikalien im Rahmen der Textilproduktion freigesetzt werden. Da das bluesign-Siegel den Fokus auf Technologien und Materialien gelegt hat, sind hier verbotene und reglementierte Substanzen klar definiert. Auch die jeweiligen Grenzwerte sind klar hinterlegt und deren Einhaltung wird regelmäßig überprüft. Greenpeace bemängelte jedoch, dass manche Vorgaben nicht eng genug gefasst und Grenzwerte teilweise zu hoch angelegt sind. Als Konsequenz der Detox-Kampagne wurden innerhalb des bluesign-Systems einige Grenzwerte angepasst, allerdings bemängelt Greenpeace weiterhin, dass die Standards in einigen Bereichen noch nicht eng genug gefasst sind.
Was bringt Dir Bluesign?
Wenn Du ein bluesign PRODUCT kaufst, entscheidest Du Dich für ein schadstofffreies Produkt, das keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthält. Außerdem weißt Du, dass Dein Produkt einen möglichst geringen Einfluss auf die Umwelt hat und ressourcenschonend hergestellt wurde. Dass die an der Produktion beteiligten Menschen in sicheren Betrieben arbeiten und regelmäßig in puncto Sicherheit geschult werden, kommt noch obendrauf.
Schön und gut, aber wie glaubwürdig ist das ganze?
Das bluesign-Siegel trägt dazu bei, den ökologischen Fußabdruck in der Textilindustrie so klein wie möglich zu halten. Im Bereich der technologischen Weiterentwicklung sowie beim Umweltschutz sorgt das Zertifikat für klare Standards und überwacht deren Einhaltung. Struktur, Ziele und Richtlinien von bluesign sind transparent und schlüssig.
Die Initiative Siegelklarheit.de der Bundesregierung bewertet bluesign als „sehr gute Wahl!“. In den Kategorien Glaubwürdigkeit und Umweltfreundlichkeit erfüllt das Siegel „besonders hohe Anforderungen“.
Lediglich in der Kategorie sozialverträglichkeit sind die Anforderungen von siegelklarheit.de nicht komplett erfüllt, was daran liegt, dass bluesign soziale Aspekte, wie das Verbot von Kinderarbeit, gerechte Entlohnung oder soziale Absicherung nicht selbst regelt. Jedoch müssen sich alle teilnehmenden Unternehmen dem UN GLOBAL COMPACT verpflichten.
Zuletzt aktualisiert: 01.06.2023