Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Wer in der Bergen was erreichen will, muss nicht selten Zähne zeigen. Das gilt gerade bei Gletscher- und Eisklettertouren, und, in einer etwas abgewandelten Form, auch für Steigeisen oder Grödel. Damit sich diese möglichst immer im Eis festbeißen können, empfiehlt es sich, in regelmäßigen Abständen die einzelnen Zacken zu überprüfen. Denn der größte Feind aller Ausrüstungsgegenstände war schon immer der Zahn der Zeit, und das ist auch bei Steigeisen oder Grödeln nicht anders. Selbst bei geringem Gebrauch setzt sich an den Metallteilen schnell Flugrost ab. Darüber hinaus kommt es bei Touren im gemischten Gelände immer wieder zu Felskontakt. Kleine Riefen, runde Zähne und stumpfe Grate sind die Folge.
Mit der Pflege von Steigeisen und Co. verhält es sich daher ähnlich wie mit der regelmäßigen Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt: Wer kleinere Schäden frühzeitig erkennt, kann Schlimmeres vermeiden. Ganz im Gegensatz zu löchrigen Backenzähnen sollte man den Metallzähnen der Steigeisen jedoch nicht mit einem Bohrer zu Leibe rücken. Ein paar Metallfeilen und Schleifpapier reichen völlig aus.
Flugrost ade…
…Schleifen tut nicht weh. Flugrost zu entfernen ist keine große Sache und geht vergleichsweise leicht von der Hand. Mit einem feinkörnigen Sandpapier oder einem handelsüblichen Scheuerschwamm, wie man ihn zur Reinigung von Pfannen verwendet, kann man den entstandenen Rost vom Metall schrubben. Wichtig ist, dass man für diesen Vorgang kein Wasser verwendet, da sich dadurch zum einen die Schleifwirkung reduziert und zum anderen schnell wieder neuer Rost bilden kann. Auch nach längeren Touren bietet es sich an, die Steigeisen mit einem Tuch trocken zu reiben, hierdurch reduziert sich die Rostbildung auf ein Minimum.
Frontal- und Vertikalzacken
Alle modernen Steigeisen verfügen in der Regel über Frontalzacken. Diese sind je nach Modell und Einsatzzweck mehr oder weniger ausgeprägt. Bei manchen Steigeisen lassen sich die Frontalzacken sogar austauschen. Da diese Zähne mitunter einer hohen Belastung ausgesetzt sind und gerade bei Mixedtouren immer wieder Kontakt mit dem felsigen Untergrund haben, und durch das Eindringen ins Eis mit der Zeit regelrecht rund geschliffen werden, lohnt sich das Nachschleifen hier besonders. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Zähne gut ins Eis rutschen und damit ordentlich halten. Doch auch die Vertikalzacken leiden beim Einsatz immer wieder, daher sollte auch hier bei Bedarf die Feile angelegt werden. Je nach Abnutzungsgrad der einzelnen Zähne kann es jedoch vorkommen, dass diese oder das ganze Steigeisen ausgetauscht werden müssen. Zugegeben, das ist meistens der Fall, denn die Vertikalzacken zu schleifen ist eine ziemliche Arbeit und austauschen kommt preislich einem Neuen Eisen sehr nah.
In der Regel reicht aber eine kleine Frischzellenkur. Wichtig ist, dass man bei der Bearbeitung der Zähne immer von Hand arbeitet. Schleifmaschinen würden den Stahl zu sehr erhitzen, wodurch sich das Metall verändern und an Festigkeit verlieren kann. Wer also selbst Hand anlegt, schont nicht nur das Material, sondern legt auch gleichzeitig ein kleines Workout für die Unterarme ein.
Das hierzu erforderliche Werkzeug ist erfreulich übersichtlich und sicherlich in vielen Hobbywerkstätten vorhanden: Schraubstock, Schlichtfeile (Flachfeile), Drahtbürste, Schleifpapier, ggf. geeigneter Schraubenschlüssel zur Demontage einzelner Zacken.
Schleifen, Schleifen, Schleifen
Zunächst wird am Steigeisen alles demontiert, was beim Einspannen in den Schaubstock stören würde oder beschädigt werden könnte. In der Regel lassen sich Drahtbügel und Kipphebel ohne Werkzeug abnehmen, Körbchen und Riemen sind hingegen oft fest angebracht. Auch Antistollplatten sollten abgenommen werden. Lassen sich die Frontalzacken demontieren, ist es ratsam, diese vor der Bearbeitung ebenfalls abzuschrauben und separat zu bearbeiten.
Daraufhin wird das Steigeisen in den Schraubstock eingespannt. Hierbei ist es wichtig, mehrere Dinge zu beachten: Der Bereich, der bearbeitet werden soll, muss gut zu erreichen sein. Auch wenn die Zacken so rund sind, dass sie im Eis nicht mehr richtig beißen, kann man sich bei der Bearbeitung trotzdem verletzen. Hier ist also Vorsicht angebracht. Daher empfiehlt sich das Tragen von Arbeitshandschuhen. Das Steigeisen darf darüber hinaus nur an Stellen eingespannt werden, die durch den Druck des Schraubstockes nicht verbogen oder beschädigt werden können. Wird beispielsweise der Rahmen zu sehr geklemmt, wird nicht nur die Funktionalität, sondern auch die Steifigkeit des Steigeisens beeinträchtigt.
Frontalzacken
Bei den Frontalzacken werden zunächst die Seiten angeschliffen, sodass sie wieder über einen scharfen Grat verfügen. Hierzu eignet sich eine kleine Flachfeile besonders gut. Wichtig ist bei dieser Arbeit jedoch, dass nicht zuviel Material abgetragen wird. Auch sollte man peinlichst darauf achten, dass man die ursprüngliche Form nicht verändert. Für einen guten Biss im Eis werden die Frontalzacken auch von unten angeschliffen, sodass eine scharfkantige Spitze entsteht.
Vertikalzacken
Die Bearbeitung der Vertikalzacken ist vergleichsweise einfach, da sie in der Regel lediglich vorne und hinten mit einer Flachfeile ein wenig angeschliffen werden. Kommt es hier jedoch zu abnutzungsbedingten Rundungen, empfiehlt es sich, die ursprüngliche Form wiederherzustellen.
Unabhängig davon, was wo wie stark geschliffen wurde, der nächste und gleichzeitig letzte Arbeitsgang ist das Rostentfernen bzw. Polieren. Grobem Rost kommt man am besten mit einer Drahtbürste bei; so lassen sich viele leicht korrodierte Teile wieder auf Vordermann bringen. An Stellen, die stärker vom Rost befallen sind, helfen aber nur Schleifpapier und Beharrlichkeit. Bei sorgfältiger Arbeit strahlt das Steigeisen danach in neuem Glanz und ist wieder absolut fit für den Einsatz am Berg.
Fazit
Von Zeit zu Zeit macht es durchaus Sinn, die Steigeisen zu überprüfen, und, wenn nötig, Hand und Feile anzulegen. Genau genommen trägt man dabei jedoch Material ab und das Steigeisen verliert somit an Substanz. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass das Schleifen, Feilen und Schrubben maßvoll betrieben wird. Denn selbst das härteste Metall gibt, wenn es zu dünn wird, irgendwann nach.
Wer jedoch nach dem Motto „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“ arbeitet, verlängert die Lebensdauer der Steigeisen und verbessert ihre Performance erheblich. Wird das Metall nach mehrfachem Schleifen einmal zu dünn, ist auch hier die Grenze erreicht und die Steigeisen müssen ausgetauscht werden.