Alle Jahre wieder probe ich mit Freunden und Bekannten den Ernstfall beim Skitourengehen: einen Lawinenabgang mit Personenverschüttung. Zumeist vergraben wir diesbezüglich ein oder mehrere LVS-Geräte im Schnee und lassen dann den jeweiligen Kandidaten danach suchen. Entweder mit seinem eigenen oder aber auch mal mit einem fremden Gerät. Dabei zeigt sich zumeist eines: Wer systematisch vorgeht, ein gutes LVS-Gerät besitzt und auch damit umgehen kann, findet den „Verschütteten“ deutlich schneller, als untrainierte Personen. Auch LVS-Geräte, die mit neuester Technik und aktueller Software ausgestattet sind, liegen oft klar vorne.
Aber worauf sollte man achten, wenn man sich ein neues LVS-Gerät zulegen will? Schauen wir uns doch einmal an, worauf es wirklich ankommt.
Geschichte der LVS-Geräte
Die ersten Lawinenverschüttetensuchgeräte (kurz LVS) wurden bereits Ende der 1960er Jahre für das schweizerische Militär entwickelt. Mitte der 1970er Jahre kamen dann die ersten kommerziellen LVS-Geräte auf den Markt. Diese waren damals noch allesamt analoge Geräte und verfügten über eine rein akustische Signalortung. Außerdem war die Sende- bzw. Ortungsleistung mit nur einer Antenne eher begrenzt. Seit dieser Zeit hat sich im Bereich der LVS-Geräte viel getan. Heute sind digitale 3-Antennengeräte definitiv Stand der Technik. Sie ermöglichen eine deutlich bessere Ortung sowie eine einfachere Handhabung.
Beim Kauf von LVS-Geräten ist zu beachten, was vor 15 Jahren aktuell war, ist es heute schon lange nicht mehr. Daher sollte man ein Gerät mit möglichst neuester Technik und Software wählen. Wer hier spart, spart definitiv an der falschen Stelle! Denn wer ein veraltetes oder schlecht ausgestattetes Gerät mitführt, wird nicht nur im Ernstfall schlechter gefunden, sondern wird auch deutlich länger brauchen, verschüttete Kameraden zu orten. Von preisgünstigen Einstiegsgeräten mit veralteter Technik oder älteren LVS-Geräten sollte man daher grundsätzlich die Finger lassen.
Technik und Software von LVS-Geräten
Wie bereits erwähnt, ist die digitale 3-Antennentechnologie mittlerweile definitiv Stand der Technik. Dabei ist es zumeist so, dass Hersteller wie Arva, Mammut oder Ortovox neben dem Topmodell auch eine etwas vereinfachte und preisgünstigere Version anbieten. Diese „abgespeckten“ Geräte können, was Grob- und Feinsuche anbelangt, zumeist mit ihren großen Brüdern voll und ganz mithalten. Lediglich bei den Spezialfunktionen wird es deutlich übersichtlicher. Dies erleichtert jedoch auch die Handhabung. Für den „Otto-Normal-Wintersportler“ sind diese Geräte daher sehr gut geeignet. Geräte mit zahlreichen Spezialfunktionen sind da schon eher was für Technikfreaks oder professionelle Anwender. Egal, ob man sich nun aber für das Topmodell oder eine einfachere Version entscheidet, wichtig ist, dass das Gerät über eine aktuelle Software und Technik verfügt.
Zusätzlich verfügen Geräte von Mammut (Barryvox), und Ortovox (Diract Voice) über eine automatische Umschaltfunktion, vom Such- in den Sendemodus. Somit wird sichergestellt, dass das Gerät nach einer Suchaktion (ob Übung oder Ernstfall) oder auch bei einer Nachlawine nach einer bestimmten Zeit wieder sendet. Man kann also nicht versehentlich dauerhaft im Suchmodus unterwegs sein. Darüber hinaus gibt es je nach Gerät und Hersteller zahlreiche weitere Zusatzfunktionen. Welche man jeweils für wichtig oder notwendig erachtet, hängt stark von den individuellen Bedürfnissen ab.
Handling und Benutzerfreundlichkeit
Im Ernstfall muss es schnell gehen. Hat man im Gelände mit einer Einfach- oder Mehrfachverschüttung zu kämpfen, hat man alle Hände voll zu tun. Dazu kommen Faktoren, wie Panik, Stress und körperliche Anstrengung. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass man die Bedienung des eigenen LVS-Gerätes im Schlaf beherrscht. Benutzerfreundlichkeit und Handling ist immer auch ein Kriterium, das stark von den persönlichen Vorlieben abhängt. Daher sollte man sich hier vor einem Kauf die einzelnen Systeme, Menüführungen sowie die allgemeine Bedienbarkeit sorgfältig anschauen. Denn selbst das technisch beste Gerät ist immer nur so gut, wie der Mensch, der es bedient. Bei der Bedienung der einzelnen Geräte gibt es deutliche Unterschiede, auch Zusatzfunktionen und technische Besonderheiten variieren von Gerät zu Gerät. Was einem selbst dabei besonders wichtig ist, beziehungsweise womit man am besten klar kommt, ist wie so oft von Anwender zu Anwender verschieden. Im Zweifelsfall ist das Gerät, das man am besten bedienen kann, jedoch immer einem anderen vorzuziehen.
Ein weiterer Faktor, der nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Ablesbarkeit des Displays. Was auf den ersten Blick zu Hause im stillen Kämmerlein noch gut ablesbar ist, wird vielleicht bei vollem Sonnenschein auf dem Gletscher zum Problem. Generell lässt sich sagen, dass es diesbezüglich bei aktuellen Geräten kaum zu Problemen kommt. Trotzdem empfiehlt es sich dem Display des LVS-Gerätes, bei Sonne und mit Gletscherbrille, ein paar Blicke zukommen zu lassen. Auch hier sind es wieder individuelle Faktoren, die die Wahl des richtigen Gerätes beeinflussen.
Tragesystem und Komfort
Ob man nun das LVS-Gerät lieber direkt am Körper mittels geeignetem Tragegurt tragen sollte oder es auch lässig in eine verschließbare Hosentasche stecken kann, ist eine lang geführte Diskussion, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Fakt jedoch ist: Jedes LVS-Gerät kommt immer auch mit einem Tragegurt / Tragesystem daher. Laut Hersteller sollte das Gerät möglichst körpernah getragen werden. Da ist es natürlich besonders wichtig, dass die Gurte und Riemen angenehm zu tragen sind. Darüber hinaus muss das gesamte System so einstellbar sein, dass es auch bei wilden Abfahrten oder harten Stürzen nicht vom Körper rutscht oder den Träger behindert. Auch können die persönlichen Körperproportionen dazu beitragen, dass das eine oder das andere System besser sitzt. Daher lautet hier die Devise: anprobieren. Denn nur wenn das Gerät nicht weiter stört, wird man es auch gerne und immer mit auf Tour nehmen.
Zusammenfassung
Ob man nun viele Ski- oder Schneeschuhtouren macht oder nur gelegentlich in die Berge geht, am LVS-Gerät sollte man keineswegs sparen. Denn dadurch gefährdet man im Ernstfall nicht nur das eigene Leben, sondern auch das seiner Kameraden. Wichtig ist dabei neben einer guten Technik auch, dass man mit dem Gerät gut umgehen kann. Diesbezüglich sollte man zum einen auf eine intuitive Menüführung und hohe Benutzerfreundlichkeit achten, andererseits aber auch immer wieder den Ernstfall proben. Ist das Gerät dann auch noch gut zu tragen, hat man alles richtig gemacht.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Egal, wie kurz die Tour auch ist, eine vollständige Sicherheitsausrüstung (LVS-Gerät, Lawinenschaufeln und Lawinensonde) gehört bei jeder Wintertour in den Bergen dazu. Wer hier seine Ausrüstung mit Bedacht wählt, wird feststellen, dass diese nicht immer schwer ins Gewicht fallen oder übermäßig Platz im Rucksack wegnehmen muss. Glaubt Ihr nicht?
Hier gibt’s zwei Artikel, in denen wir uns einmal zum Thema Lawinenschaufeln und Lawinensonden ein paar Gedanken gemacht haben.