Was ist Fleece? Naja, das ist doch dieses weiche, flauschige Polyestergewebe, das enorm atmungsaktiv ist und tolle isolierende Eigenschaften mit sich bringt! Stimmt im Grunde, aber Fleece ist nicht gleich Fleece. So kann man diese gängige Antwort auf die Frage nach der zurecht gelobten Fleecejacke durchaus um einige wesentliche Aspekte erweitern.
Etwa, weil moderne Fleecearten nicht mehr nur innen und außen weiche Polyesterstoffe sind, sondern es auch Mischgewebe mit Polyamid, Elasthan oder Wolle gibt, Fleecetextilien außen auch glatte Oberflächen aufweisen können oder in der Optik eines gestrickten Wollpullovers daherkommen. Fleece ist aber in jedem Fall innen weich, hochgradig atmungsaktiv und hat ein tolles Verhältnis von Isolationsvermögen zu Eigengewicht zu bieten, vor allem im Vergleich zu Textilien aus reiner (Baum-)Wolle.
Des Weiteren bietet Fleece unter den Funktionsstoffen neben synthetischen Shirts die besten Trocknungseigenschaften, es ist beim Reinschlüpfen auf Anhieb warm, pflegeleicht, formbeständig und häufig sogar (stark) elastisch.
Hier soll es im Folgenden rund um das Thema Fleece gehen. Und zwar in der Form funktioneller Outdoor Jacken aus Fleece. Fleecejacke ist eben auch nicht gleich Fleecejacke, und einige Tipps und Hinweise können helfen, das passende Kleidungsstück im großen Angebot unterschiedlichster Modelle zu finden.
Wofür brauche ich denn überhaupt eine Fleecejacke?
Würde man jemanden fragen, mit welchen Arten von Outdoor Jacken man die meisten Bedingungen, ob warm oder kalt, ob trocken oder feucht, windig oder windstill, möglichst universell abdecken kann, so wäre die wohl sinnvollste Antwort: es genügen eine leichte Windjacke (Softshell), eine Wetterschutzjacke (Hardshell), eine atmungsaktive Jacke (Fleece) und eine besonders isolierende Jacke (Daune oder Kunstfaser). Mit diesen vier Typen von Jacken und dem Zwiebelprinzip im Hinterkopf ist man im Grunde für alle Wetterbedingungen auf unterschiedlichsten Unternehmungen im ganzen Jahr gewappnet.
Eine leichte Softshell ist ein vielseitiger, atmungsaktiver Wetterschutz für intensive Touren. Die Hardshell ist der unverwüstliche Schild gegen Wind und Wetter mit dauerhaftem Nässeschutz. Die Daunen- oder Kunstfaserjacke ist warm und dennoch leicht, außerdem kann sie mit und ohne Außenjacke darüber getragen werden und nimmt kaum Platz in Anspruch. Und die Fleecejacke ist die atmungsaktive Isolationsschicht für die zweite Lage, die ebenfalls mit und ohne (je nach Art des Fleeces) Überjacke getragen wird.
Fleecejacken sind essentielle und nicht wegzudenkende Begleiter im aktiven Alltag oder Outdoor-Einsatz, da sie stark isolieren, aber Wasserdampf deutlich besser aufnehmen und schneller abgeben können als Isolationsjacken mit Kunstfaser- oder Daunenisolation. Bei kühlerem Wetter bilden sie daher die bestmögliche Zwischenlage, wenn es etwas schweißtreibender zugeht. Egal ob Skitour, winterliches Mountainbiken, Alpinklettern, Wandern, Kajakfahren oder Slacklining: wenn es kühler wird, ist die Fleecejacke schnell übergeworfen und bietet Wärme, ohne einen Hitzestau zu verursachen. Eine Fleecejacke brauche ich als Outdoorsportler also genauso sehr wie wasserdichte Funktionskleidung und extra warme Isolationskleidung. Sie ist die vielseitigste Unterjacke für alle Unternehmungen und bietet besten Klimakomfort unter wechselnder Witterung. Je nach Modell kann sie auch bei windigem Wetter als Außenjacke getragen werden, da es sogar nahezu winddichte Fleecearten gibt.
Welche Arten von Fleecejacken gibt’s denn eigentlich?
Strickfleece, Teddyfleece, High-Loft-Fleece, bipolares Fleece, Microfleece, Stretchfleece, Hardfleece, Waffelfleece, Fleece in verschiedenen Stärken (100er, 200er, 300er etc.) – es gibt haufenweise Bezeichnungen für diverse Verarbeitungsarten von Fleece, von denen einige redundant sind, weswegen hier nur die wichtigsten zur Orientierung differenziert werden sollen.
Klassisches Fleece
Das klassische Fleece besteht normalerweise aus Polyester und ist innen und außen sehr weich. Es wird in verschiedenen Stärken verarbeitet. Am gängigsten sind Stärken um 200g/m². Solche Jacken sind ideal zum Drunterziehen und mollig warm. Sie kommen in der Regel als Innenjacken in Doppeljacken zum Einsatz. Leichtere Fleecejacken aus dünnerem Stoff dienen als Midlayer für intensive Unternehmungen (Microfleece). Solche Jacken sind manchmal in einer schachbrettartigen Struktur verarbeitet, was die Atmungsaktivität und Robustheit erhöht und gleichzeitig die Trocknungszeit reduziert. Diese Varianten bezeichnet man als Waffelfleece-Jacken. Waffelfleece findet sich beispielsweise als Pontetorto Tecnostretch bei verschiedenen Herstellern wieder.
Strickfleece
Strickfleece ist Fleece in etwa 200er Stärke, das außen in der Optik eines Strickpullis gearbeitet ist. Es ist ebenso funktionell, aber mit einer urbanen Optik. Solche Jacken haben meistens eine Kapuze und einen etwas lockereren Schnitt. Strickfleece Jacken machen im Alltag und beim Sport eine tolle Figur! Ebenso optisch ansprechend ist bipolares Fleece. Außen verfügt es über eine modische Oberfläche aus gröberem Fleece und weist innen eine herkömmliche Verarbeitung auf. Solche Jacken sind eher schwer und relativ dick gefüttert, aber auch kaum verbreitet.
Teddy/High-Loft-Fleece
Daneben gibt es das besonders flauschige High-Loft-Fleece (auch Teddyfleece). Solche Fleecejacken haben eher ein geringes Gewicht, sind aber dennoch sehr warm, da die Härchen der Polyesterfasern sehr lang und besonders fein sind. Dadurch wird auch bei dünneren Jacken ein hohes Isolationsvermögen erreicht. Besonders Bergfreundinnen wissen das flauschige Jäckchen zu schätzen, denn es macht sich beim Sport ebenso gut wie auf der Couch.
Glatte Außenseite
Besonders vielseitige Fleecearten sind in Jacken mit einer glatten Außenseite zu finden. Sogenanntes Stretchfleece verfügt über eine Hardface-Außenseite. Dabei kommt zusätzlich zu Polyester auch Polyamid und Elasthan zum Einsatz. Innen sind diese Jacken klassisch weich, außen robust und leicht bis stark windabweisend. Das erweitert den Einsatzbereich der eher körpernah geschnittenen Jacken enorm, da sie auch mit Rucksäcken, bei leichtem Wind und besonders intensiven Sportarten, bei denen viel Bewegungsfreiheit gefragt ist, eingesetzt werden können. Als Markenname wäre hier das bewährte Polartec Fleece zu nennen, beispielsweile Polartec Power Stretch, Polartec Power Stretch Pro, Thermal Pro oder Power Dry. Besonders robuste, sogenannte Hardfleecejacken, sind außen gewebt und so robust, dass sie eher an Softshells erinnern. Sie bringen wasserabweisende und nahezu winddichte Eigenschaften mit.
Weitere Aspekte: Passform, Einsatzbereich und Ausstattung von Fleecejacken
Je nach Bedarf sollte eine Fleecejacke eher etwas legerer oder körpernah gewählt werden. Generell gilt wie bei allen Funktionstextilien im Lagensystem: Je körpernaher, umso bessere Atmungsaktivität. Etwas Luft sollte aber immer sein, um Isolation und Bewegungsfreiheit zu erhalten.
Alltagsorientierte Fleecejacken
Urbane Varianten wie Jacken aus Strickfleece, High-Loft-Fleece, bipolarem Fleece und in sehr dicker Stärke (250g/m² und mehr) sind meist bereits eher leger geschnitten, da sie für den alltagsorientierten Einsatz gemacht sind. In der sportlichen Freizeit, vor und nach dem Training und zu Hause bieten sie kuschelig-warmen Komfort. Da darf auch gerne noch ein Pulli drunter passen.
Klassische, athletische Fleecejacken
Klassische 200er– sowie Microfleece– und Waffelfleece-Jacken haben eine normale, athletische Passform und werden in der Regel direkt über einer Lage Funktionswäsche und unter einer Wetterschutz- oder Isolationsjacke getragen. Da das Dickste nicht zwingend das Wärmste ist, sollte man solche Jacken nicht zu weit kaufen und eher noch ein langärmeliges, dünnes Funktionsshirt darunter tragen statt eines schweren Pullovers. Solche Jacken sind im alpinen Skisport ebenso zu Hause wie auf ganzjährigen Trekking-, Wander- und Bergtouren sowie im Alltag als vielseitige, wärmende Begleiter.
Die sportlichsten Fleecejacken sind definitiv die ohnehin schlank geschnittenen Stretchfleece-Jacken. Sie bieten bedingten Wetterschutz und beste klimaregulierende und Trocknungseigenschaften. Hier ist eine körpernahe Passform unbedingt Programm, da durch den Elasthananteil jede Bewegung bestens ermöglicht wird. Solche Jacken kommen vorrangig beim Ausdauersport, Bergsteigen, Klettern sowie auf Skitouren zum Einsatz.
Hardfleece
Die seltenen Hardfleecejacken sind etwas schwerer und robuster. Da sie auch als Außenlage getragen werden können, bietet sich eine etwas weitere Passform an, sodass noch ein Midlayer darunter passt. Sie werden alternativ zu leicht gefütterten Softshells bei kühlen Bedingungen als sehr atmungsaktive Wetterschutzjacken eingesetzt. Hier ist ein Allround-Einsatz möglich.
Wie auch bei anderen Funktionsjacken für Männer und Frauen sollte neben der Passform auch der Schnitt beachtet werden. Es gibt (hinten) verlängerte Jacken, solche die kurz geschnitten sind und unter eine Außenjacke passen und Modelle mit femininer Taillierung.
Daumenschlaufen, Taschen und Kapuzen
Lange Ärmel besitzen häufig praktische Daumenschlaufen. Die Taschenanordnung und –anzahl ist ebenso wichtig wie die Saumabschlüsse (eingefasst oder verstellbar). So modisch wie praktisch sind Kapuzen an Fleecejacken. Diese sind entweder verstellbar oder passgenau geschnitten und passen unter die meisten Kletter- oder Fahrradhelme.
Fleecejacken sind meistens durch eine flache Konstruktion bereits für die Verwendung als Midlayer vorbereitet. Manche besonders sportliche Jacken sind in einer Hybridkonstruktion hergestellt. Hierbei kommen entweder an verschiedenen Körperzonen unterschiedliche Materialstärken oder sogar verschiedene Fleecearten zum Einsatz (z.B. Stretch unter den Armen). Qualitative Stoffe sind pillingresistent, formbeständig, pflegeleicht und langlebig. Eine passende Fleecejacke ist ein unverzichtbarer Baustein in jedem soliden Outdoor-Kleiderschrank!
3 Comments on the Article
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Schöner Artikel! Sehr informativ gestaltet. Man kann nie genug lernen, auch nicht über Fleece.
Super, total informativ, danke, hilft mir sehr