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Jämtland Outdoor Experience – Zur Produktschulung nach Schweden

Inhaltsverzeichnis

Unsere Kollegen aus dem Kundenservice sind die ersten Ansprechpartner, wenn Kunden Fragen zu unseren Produkten haben. Daher versuchen wir, ganz besonders unsere eingefleischten „Gearheads“ kontinuierlich und bestmöglich zu schulen. Und was kann es Besseres geben, als die Produkte selber unter echten Bedingungen zu testen?

Ein ganz außergewöhnliches Schulungskonzept bieten die drei schwedischen Hersteller Hilleberg, Lundhags und Woolpower an, und so flog unser Kollege Robert aus dem Gearhead-Team für ein paar Tage nach Schweden und durfte gleich eine ganze Reihe von Produkten unter die Lupe nehmen. Im Folgenden könnt ihr lesen, was er erlebt und gelernt hat:

Von Kopf bis Fuß ausgestattet, freut sich unser Kollege Robert auf die JOE (Jämtland Outdoor Experience).
Komplett ausgestattet begibt sich unser Bergfreund-Kollege Robert zur JOE (Jämtland Outdoor Experience).

Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich Anfang August die Einladung zur Jämtland Outdoor Experience, kurz JOE, in Östersund / Schweden, bekommen habe.

Die JOE  ist eine 4-tägige Trekkingtour (46 km, 1200hm), bei der zahlreiche Produkte auf Herz und Nieren getestet werden und wo wir intensive Schulungen mit umfangreichem Produkt-Knowhow sowie den besten Insider-Hacks erhalten.

Ihr könnt Euch vorstellen, ich war sofort Feuer und Flamme! Zum Einen kenne ich die drei Marken und war besonders gespannt, diese großartigen Produkte live zu testen, zum Anderen war ich aber auch noch nie in Schweden. Also habe ich mit großer Vorfreude -und ohne lange zu überlegen- zugesagt und kurzerhand die Flugtickets gebucht. Auf nach Jämtland, dem Land der Rentiere.

Anreise nach Östersund

Von Stuttgart aus geht es erst einmal nach Stockholm. Nach einem kurzen Zwischenstopp dann der Weiterflug zum Flughafen Östersund. Dort treffe ich bereits einen Teil meiner Mitstreiter. Nach kurzem Vorstellen fahren wir also gemeinsam mit dem Bus in unsere Unterkunft, wo wir auf den anderen Teil der Gruppe treffen. Der erste Abend wird auch gleich mit einem original schwedischen Abendessen (Rentiergulasch) gekrönt.

Mein erster Eindruck von Schweden? Im Vergleich zu Deutschland geht hier alles etwas beschaulicher und höflicher zu. Die Schweden nennen das Lagom und Fika, wie ich in den nächsten Tagen lernen werde. Lagom lässt sich nicht wirklich übersetzen. Es ist mehr die Mentalität der Schweden, sozusagen deren Grundstimmung. Lagom ist, wenn alles stimmt und alles ausgewogen ist. Mindestens so wichtig wie Lagom ist Fika: Die Fika der Schweden ist ähnlich wie die Siesta der Spanier, allerdings ist die Fika nicht so sehr an einen Zeitraum gebunden. Es geht generell um Entschleunigung, egal, ob bei einer kurzen Mittagspause mit viel Kaffee und viel Kuchen oder bei einem Sabbat-Jahr. Ganz so, wie du es gerade brauchst.

Lagom und Fika: zwei Dinge die ins Gepäck jeder Outdoor-Tour gehören.

Bei den Werkbesichtigungen lernen die Teilnehmer allerlei neues über die bekannten Hersteller.
Abwechslungsreich und spannend sind besonders die Produktionsbesichtigungen von Hilleberg, Lundhags und Woolpower.

Besichtigung bei Hilleberg

Nach einem ausgedehnten Frühstück werden wir am gemeinsamen Treffpunkt abgeholt und zum Start der JOE bei Hilleberg gefahren. Mit ‚wir‘ meine ich die bunt gemischte Gruppe aus 25 internationalen Teilnehmern (Bergfreunde aus Deutschland, Schottland, der Tschechischen Republik, Schweiz und den Niederlanden; plus Guides von Hilleberg, Lundhags und Woolpower).

Nach einer Besichtigung der Produktionsstätte von „Hilleberg the tentmaker“ bekommen wir schließlich unser komplettes Equipment. Von Schuhen, einem Rucksack, passender 3-Schicht-Bekleidung, bis hin zur Unterwäsche ist alles dabei. In den Rucksack kommen außerdem noch Schlafsack, Isomatte, Zelt, Outdoorkocher und Trekkingnahrung (by the way, mein Favorit nach 4 Tagen, Apfel-Zimt-Haferbrei von Bla Band) und natürlich alles andere was man an persönlichen Gegenständen noch so braucht. Insgesamt kommen so beachtliche 23 kg zusammen. Wasser in Trinkwasserqualität gibt es zum Glück überall am Wegesrand, was die Wasserversorgung deutlich vereinfacht und Trinkwasserfilter überflüssig macht.

Als staatlich geprüfter Bergführer habe ich schon einige Zelt-Trekking-Touren gemacht, aber diese hier ist die erste in Schweden. Und wisst Ihr, was ich mir als ersten Hack von den Einheimischen abgeschaut habe? Immer einen kleinen faltbaren Becher in der Jackentasche zu haben, um ständig Wasser aufzunehmen. Damit musst Du nicht ständig mit 2-3 Liter Flüssigkeit umher laufen. Praktisch, oder?

So einfach es oftmals aussieht, hat es der Zeltaufbau doch in sich.
Auch der Zeltaufbau muss gelernt sein! – Das musste Robert am eigenen Leib erfahren.

Die erste Nacht im Freien

Nach einem Briefing sowie einer kurzen Busfahrt zum ersten Zeltplatz weiht uns Robin von Hilleberg in die Kunst des Zeltaufbaus ein. Das richtige Aufbauen will gelernt sein. Erst das Zelt mit zwei Heringen befestigen und dann die flexiblen Stangen einführen, Laschen einhängen und schon steht das Zelt. Klingt einfach, oder? Für uns ist es das auf jeden Fall nicht auf Anhieb, aber wir sind ja auch zum Üben hier. Insgesamt haben wir acht verschiedene Zelttypen aufgebaut. Von Ein- bis Vier-Personenzelten ist alles dabei. Mein persönlicher Favorit sind schließlich die Tunnelzelte: viel Platz, viel Stauraum und für meine Körpergröße von 190 cm ideal. Nach einem ersten Outdoor- Dinner am Lagerfeuer verschwinden wir  hundemüde in unsere persönlichen vier Wände.

Start der Trekking Tour

Wasser holen, Kaffee kochen, Ausrüstung packen und Zelt abbauen – das sind die Dinge, die uns die nächsten Tage begleiteten.

Bevor die Trekking Tour jedoch so richtig losgeht, steht erst einmal noch die Besichtigung von Lundhags, inklusive Produktschulung und Kennenlernen der Fabrikation auf dem Zettel. Lundhags legt großen Wert auf eine umweltfreundliche, ressourcenschonende und nachhaltige Produktion. Ein höchster Qualitätsanspruch an die Produkte, verbunden mit echter Liebe zur Natur, lassen  einzigartige Outdoor-Ausrüstung im Bereich Bekleidung, Rucksack und Schuhe entstehen.

Die Trekkingtour beginnt!
Die Trekkingtour beginnt!

Begeistert von den Impulsen und darauf gespannt, wie sich die Ausrüstung im Livetest schlagen wird, nimmt unsere Trekking-Tour nun am Ausgangspunkt At Bunnran ihren Anfang.

Die ersten Meter sind – zugegeben – mit den 23 kg ganz schön anstrengend. Ihr kennt das sicherlich, oder? Auch wenn man den Rucksack richtig gepackt hat und das Gewicht optimal verteilt ist, dauert es immer etwas, bis man sich an den schweren Rucksack gewöhnt hat. Zu Beginn führt uns die Tour über kleine Pfade und später auf weglosem Gelände ca. 10 km zu unserem ersten Lagerplatz an einem wunderschön gelegenen See.

Dort angekommen heißt es Zelt aufbauen, Isomatte ausrollen, Schlafsack auspacken, Wasser kochen für den Tee, Abendmahl zubereiten – eben all die Dinge, die am Ende eines Trekking-Tages auf einen zukommen. Mein Tipp hier: nehmt euch eine richtig gute Isolierflasche mit. So habt ihr die ganze Nacht und, wenn das Fassungsvermögen ausreichend groß ist, auch direkt am nächsten Morgen noch heißes Wasser. Auf diese Weise kann man noch direkt im Zelt seinen ersten Tee oder Kaffee genießen.

Tag Zwei der Trekkingtour

Mit Karte und Kompass führt Robert die Teilnehmer zum Endziel des heutigen Trekkingtages.
„Wohin nur?“ – Mit Karte und Kompass weist Robert den Weg.

Knackige 0°C sind es am Morgen. Nach dem ersten Kaffee, Frühstück und dem Packen, gibt es eine kurze Besprechung sowie einen Erfahrungsaustausch zu den Lundhags-Produkten, die wir im Einsatz hatten. Danach geht es auch schon weiter – allerdings mit der Aufgabe für mich, den Weg für die Tour zu finden. Nach einem Blick auf Kompass und Karte ist mir klar, wo lang es geht. Am Ende wird es eine 16 km lange Strecke, die bergauf und bergab, einen 600 Hm Anstieg, Bachüberquerungen, wegloses Gelände und viel Landschaft mit reichlich Fotopausen mit sich bringt.

Mein absoluter Höhepunkt der Tour kommt jedoch etwa eine Stunde vor dem Ende dieser Tagesetappe. Eine Bachüberquerung – ist doch kein Problem, denke ich. Doch als mir das Wasser dann plötzlich bis zu den Oberschenkeln steht, ändere ich meine Meinung recht schnell.

Und an dieser Stelle auch gleich mein nächster Hack für euch: Johann, der Guide von Lundhags, erklärt, wie in Schweden fachmännisch ein Bach überquert wird: Bevor es losgeht, Schuhe ausziehen und Einlegesohlen raus, Socken ausziehen und Barfuß wieder rein in die Schuhe.

Dieser Lundhags Trekkingschuh wurde kurzerhand zum Gummistiefel umfunktioniert.
Die Schuhe nach der Bachquerung…

Wenn einem das Wasser in die Schuhe läuft, ist klar, was eine anspruchsvolle Bachüberquerung bedeutet. Auf der anderen Seite angekommen, komme ich mir vor, als hätte ich Gummistiefel an den Füßen.

Also heißt es, Schuhe ausziehen, Wasser rausschütten und eine Pause von ca. einer Stunde einlegen. Danach die Einlegesohlen wieder rein und Socken anziehen. Während der ganzen Prozedur komme ich mir etwas komisch vor. Doch es funktioniert.

Nachdem wir am Ende des zweiten Tages den Zeltaufbau gemeistert und das Essen gekocht haben, fallen wir alle abermals müde in unsere Schlafsäcke. Ein langer, aber schöner Tag geht so zu Ende.

Tag Drei der Trekkingtour

Am nächsten Tag heißt es nach dem Frühstück erneut: Zusammenpacken. Unsere Zelte lassen wir jedoch stehen, da zunächst die Produktschulung von Hilleberg auf dem Programm steht. Dabei werden vor allem die Besonderheiten, Vor- und Nachteile eines jeden einzelnen Zelt-Modells besprochen, bevor wir endgültig aufbrechen.

Die wunderschöne Landschaft Schwedens.
Wunderschönes Schweden.

Nach dem von unseren Guides angeleiteten Briefing wandern wir über zwei Pässe und einige Fotopausen später sind wir unserem Ziel wieder ein Stück näher gekommen. Vor allem das Ende der Strecke hat es noch einmal in sich, da an einem steilen Abstieg unsere ganze Konzentration gefordert ist, und die Trekkingschuhe ausgiebig auf Grip getestet werden.

Nachhaltig beeindruckt mich vor allem die vollkommene Abgeschiedenheit in dieser großartigen Landschaft. Überall, wo wir unterwegs sind, haben wir so gut wie keine anderen Menschen getroffen. Jämtland bietet unwahrscheinlich tolle Landschaft mit vielen Seen und unberührter Natur. Das macht das Gebiet unglaublich einzigartig. Auch das Wetter hat einiges zu bieten: von Wind, Regen und Sonne ist alles dabei. Wer also Ruhe und unberührte Natur entdecken möchte, ist hier genau richtig.

In einem kleinen Wald erwartet uns schließlich ein wunderschön gelegener Zeltplatz. Mittlerweile hat sich alles eingespielt: Zelt aufbauen, Abendessen kochen, Tee zubereiten und relaxen.

Der letzte Tag

Nach der wackeligen Bootstour ist Robert wieder zurück in der Zivilisation und die JOE beendet.
Noch eine wackelige Bootstour, bevor die Zivilisation, das Willkommens-Bier und eine Dusche nahen.

Das morgendliche Standardprogramm geht am letzten Tag ganz entspannt vonstatten, haben wir doch nur noch etwa zwei Stunden Laufzeit bis zum Ziel vor der Nase. Nach einer weiteren Tasse Kaffee (ihr erinnert euch noch an Fika?), steht heute eine Produktschulung von Woolpower auf der Agenda. Wir tauschen unsere bisherigen Erfahrungen aus und – ganz wichtig – machen endlich den lange ersehnten Geruchstest nach vier Tagen on Tour. Zum Glück (und unserer Merinowäsche sei Dank) kippt niemand um. Geruchstechnisch ist also alles im grünen Bereich, und so können wir uns, ganz ohne Risiko, zurück in die Zivilisation trauen.

Kurz vor Ende überrascht uns letztlich noch eine abenteuerliche Bootsfahrt, und ehe wir uns versehen, ist es auch schon geschafft. Abklatschen, glückliche Gesichter… und zu unserer Freude steht bereits ein Willkommens-Bier für uns bereit. Wow, geschafft!

Jetzt heißt es, endlich wieder eine Dusche zu nehmen und die Füße hochzulegen. So wird am Abend nach einer gemeinsamen Diashow noch kräftig gefeiert. Alle sind stolz, es geschafft zu haben.

Eine letzte Stippvisite bei Woolpower

Am letzten Morgen geht es zum Abschluss noch ins Werk und zum Hauptsitz von Woolpower. Hier ist fast alles richtige Handarbeit und ich kann euch sagen: Die Produkte sind nicht nur angenehm auf der Haut zu tragen, sondern haben für mich in Sachen Temperaturregulierung auch super funktioniert. Auch den 4-Tage-Trekking-Geruchstest haben sie bestanden. Als mein neues Lieblingsteil stellt sich schlussendlich ein Midlayer mit 200 g/m² Materialgewicht heraus. Aber auch das Crewneck 200 darf bei meiner nächsten Tour nicht fehlen.

Kurz darauf steige ich glücklich und mit vielen neuen Erfahrungen sowie Eindrücken im Gepäck zurück ins Flugzeug nach Deutschland.

Zum Schluss noch ein dickes Dankeschön an Hillberg, Lundhags und Woolpower für dieses tolle Erlebnis.

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Bergfreund Robert

2 Comments on the Article

  1. Vincent 11. Oktober 2018 13:21 Uhr

    Wow, das sind schöne Fotos :-) Aber der Text erschrickt mich etwas.. Zeltaufbau als Herausforderung am Tag? 600 Hm..? Gut, die Strecke gewinnt natürlich erheblich an Respekt, wenn man zu 23 kg und fremden Schuhen gezwungen wird. Mein lieber mister singingclub, da hätte ich mich schon geweigert und hätte die Bergstiefel an den Rucksack gehängt und meine Bushidos angelassen :-P

  2. Joerg 20. Oktober 2018 16:09 Uhr

    Schweden ist doch immer wieder toll und die Fotos sind richtig gut. Wir sind auch jedes Jahr oben zum Wandern, Angeln, Relaxen usw., halt alles was einem richtig gut tut. Leider sind seit ein paar Jahren zu viele Touris auf diese Idee gekommen und zudem meist noch die falschen! Lieber Vincent, ich will Dich hier nicht ankreiden oder sonst etwas aber: Wenn jemand von Firmen eingeladen wird um deren Material zu testen dann muss er dieses auch testen. Das heißt anziehen, aufbauen und alles was dazu gehört!!! Dann ist Jämtland auch definitiv nicht die Strecke 3-mal rund ums Haus sondern definitiv (in den nicht besiedelten Gebieten) Wildnis wo es über Stock und Stein geht und mit 23 Kg auf dem Rücken kein Spaziergang. Wenn man dann noch etwas lernen will von den Schweden (was zu empfehlen ist) sollte man deren Anweisungen schon folgen!!! Alleine bei der Bachquerung sieht man, warum die meisten Schweden Einschalenstiefel tragen, die sind einfach schneller trocken und ein Zelt aufstellen ist auf einem Campingplatz mit poliertem Boden kein Problem aber in der Wildnis sollte man da schon einiges mehr beachten auch da es in Jämtland definitiv Wölfe, Bären und das gefährlichste Tier in Skandinavien den Elch gibt! Leute lasst Euch nicht von solchen Kommentaren entmutigen und bringt weiter solche Artikel! Danke Joerg

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