Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gehen jedes Jahr Lawinen ab, wodurch auch Menschen verschüttet und verletzt werden. In einem solche Fall ist schnelle Hilfe gefragt, um die Überlebenschancen der verschütteten Person zu erhöhen. Um diese Person schnellstmöglich zu finden, kommen häufig sogenannte Lawinenhunde zum Einsatz.
Um euch das Leben eines Lawinenhundes näher zu bringen, haben wir von Bergfreunde mit der Lawinenhundestaffel der Bergrettung Tirol gesprochen und für euch dokumentiert.
Im folgenden Beitrag erfahrt ihr, was ausgebildete Hunde können müssen, welche Aufgaben sie genau erfüllen und welche Ausbildung die Hunde durchlaufen, bevor sie als Lawinenhunde eingesetzt werden.
Interview
Frage: Was ist die Aufgabe eines Lawinenhundes?
Antwort: Die Aufgabe eines Lawinenhundes ist die Suche nach in einer Lawine verschütteten Personen. Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche technische Hilfsmittel, wie Lawinenverschüttetensuchgeräte (LVS) und RECCO Reflektoren, die eine rasche und punktgenaue Ortung durch Kameraden oder Rettungskräfte ermöglichen. Allerdings sind auch der Technik Grenzen gesetzt oder nicht jeder Wintersportler ist mit einem entsprechenden Gerät ausgestattet. Dann ist der ausgebildete Lawinenhund die einzige Möglichkeit, einen Lawinenkegel effizient abzusuchen.
Frage: Eignen sich alle Hunderassen gleichermaßen zum Lawinenhund?
Antwort: Im Prinzip ja – sie müssen auch nicht reinrassig sein. Sehr kleine oder zu schwere Hunde sind nicht geeignet. Für die anspruchsvolle Arbeit im alpinen Gelände sollten sie eine mittlere Größe haben, das heißt zwischen 20 und 40 kg. Bei Kälte, Schnee und Wind sind Hunde mit einem dichten Haarkleid, im Vergleich zu Kurzhaarrassen, klar im Vorteil.
Frage: Welche Charaktereigenschaften muss ein Lawinenhund mitbringen?
Antwort: Am wichtigsten sind Neugierde und Aufgeschlossenheit, damit der Hund für seine Aufgabe motiviert ist. Da sowohl im Training, als auch in der Ausbildung und im Einsatz immer im Team gearbeitet wird, muss ein Lawinenhund ein ausgeglichenes und verträgliches Wesen besitzen.
Frage: Was muss ein Lawinenhund können?
Antwort: Diese Hunde können den Geruch von verschütteten Personen wahrnehmen und orten. Sie sind dazu dank ihres ausgezeichneten Geruchssinnes in der Lage. Ein Hund besitzt rund 220 Millionen Riechzellen, der Mensch im Vergleich dazu nur an die 5 Millionen. Wie schnell und effektiv ein Hund Geruchstoffe einer verschütteten Person wahrnehmen kann, ist auch noch von Umgebungsfaktoren wie Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Verschüttungstiefe und –dauer abhängig.
Frage: Wie wird ein Hund zum Lawinenhund?
Antwort: Die Fähigkeit Personen aufzufinden ist unseren Hunden praktisch schon in die Wiege gelegt. Ein Lawinenhund wird dazu ausgebildet und konditioniert, gezielt verschüttete Personen aufzufinden und anzuzeigen. Das Training beginnt am besten bereits im Junghundealter. In verschiedenen Aufbau- und Schwierigkeitsstufen wird die Suche nach Verschütteten spielerisch gefördert und verstärkt. Dabei wird der Beute- oder Futtertrieb der Hunde ausgenutzt und jeder Erfolg mit einem Spiel oder Leckerli belohnt.
Frage: Wie lange dauert die Ausbildung?
Antwort: Bis zum vollständig ausgebildeten Lawinenhund vergehen in etwa 3 Jahre. Diese Ausbildungszeit ist sehr anspruchsvoll und zeitintensiv. Vor allem Junghunde profitieren von regelmäßigen kurzen Trainingseinheiten. Trainiert wird immer in einer Gruppe aus mehreren Hundeführern mit ihren Hunden. Einmal jährlich findet ein Intensivkurs über mehrere Tage statt, in dem die Hunde in verschiedenen Gruppen, je nach Ausbildungsstand, trainieren. Einen Lawinenhund kann man nicht alleine ausbilden, da steht immer ein Team dahinter.
Schlusswort
Wir möchten der Lawinenhundestaffel der Bergrettung Tirol für das Interview danken. An die Bergrettung Tirol und die Alpine Rettung Schweiz ein Danke für die Bereitstellung der Bilder. Und selbstverständlich auch für die gute Arbeit, die sie da draußen leisten, um den Winter in den Bergen ein Stück sicherer zu machen.
Titelfoto: Lawinenhundestaffel Bergrettung Tirol