Lockdown, das Unwort des Jahres?
Vielleicht! Denn auch für die Teilnehmer der MTB Ausbildung beim DIMB und erst recht für die Verantwortlichen der DIMB stellt die gegebene Situation eine enorme Herausforderung dar.
Umso glücklicher war ich als dann die Nachricht von der Geschäftsstelle kam, dass die Ausbildungen wieder aufgenommen werden können. Ein strenges Hygiene- und Sicherheitskonzept macht den Unterricht wieder möglich und natürlich auch die Tatsache, dass wir uns viel an der frischen Luft aufhalten. An dieser Stelle nochmal ein ganz dickes Dankeschön alle Beteiligten bei der DIMB. Ich bin Euch sehr dankbar für die Möglichkeit meine Ausbildung weiter machen zu können.
Basismodul Fahrsicherheit – Tag 1
So heißt es für mich dann also wieder Sachen packen und Aufbruch in Richtung Fichtelgebirge an den Ochsenkopf zum Basismodul Fahrsicherheit.
Ehrlich gesagt hab ich mir auch hier gedacht: „Naja…ich kann ja Rad fahren, aber ich muss es halt machen und es gehört dazu.“
Ich sollte recht schnell eines Besseren belehrt werden.
Der erste Tag startet mit einer kurzen Vorstellung des Tagesablaufs und einer theoretischen Einführung in den „Roten Faden Fahrsicherheit“. Was bedeutet das?
Er beschreibt die Grundsätze der modernen Fahrtechnik:
- Der Körperschwerpunkt bleibt grundsätzlich zentral
- Der Kopf/Oberkörper bleibt ruhig das Bike bewegt sich
- Das Bike wird hauptsächlich durch Neigung gesteuert
- Vorausschauende Fahrweise (1-3 Sek)
- Bewegungen werden aus dem Sprunggelenk initiiert
- Bewegungen fließen ineinander Bewegungsfluss entsteht
Im Grundlagenbereich der Fahrsicherheit/-technik geht es also um das Vermitteln und Heranführen an
Dies soll dem Teilnehmer eines Fahrtechnikkurses oder auch auf einer geführten Tour anschaulich näher gebracht werden, um ihm so Sicherheit und folglich hoffentlich mehr Spaß auf den Trails zu ermöglichen.
Die Theorie war schnell abgehakt und es geht hinaus auf den Parkplatz um mit den ersten Übungen zu beginnen.
Ich merke schnell, dass es mir schwer fällt zu unterscheiden, ob es nun um meine eigene Technik geht oder um das übertriebene Demofahren für den virtuellen Kursteilnehmer. Unsere Ausbilder möchten von uns quasi übertriebene Bewegungsabläufe sehen, damit der Schüler überdeutlich den Unterschied zwischen richtig und falsch sehen und nachvollziehen kann. Das ist gar nicht so einfach.
Sehr kurzweilig geht der erste Tag des Lehrgangs zu Ende und es wird bei bestem Wetter im Biergarten des Bullheadhouse am Ochsenkopf gefachsimpelt.
Basismodul Fahrsicherheit – Tag 2
Zweiter Tag, Frühstück und direkt raus an die Luft.
Nach dem „selbst“ erfahren der Grundsätze am Vortag geht es heute um das Erkennen und eventuelle Korrigieren von Bewegungsmustern bei anderen im Gelände.
Die Herausforderung: wie formulieren ich pädagogisch sinnvolles Feedback, so dass der Teilnehmer es auch verstehen und umsetzen kann. Das ist gar nicht so einfach, wie ihr vielleicht denkt!
Der Tag geht rasend schnell vorbei und gegen 16 Uhr ist leider schon Schluss. Es folgt noch Einzel-Feedback und eine Einschätzung der Ausbilder zum weiteren Weg. Dann treten wir den Heimweg an.
An dieser Stelle ganz besonderen Dank an die beiden DIMB Ausbilder Michi Hacker und Stefan Stark. Ebenso möchte ich mich bei Marcus Euerle bedanken, der mir die Möglichkeit gibt bereits jetzt mein erlerntes Wissen in seiner Fahrtechnikschule TrailSkills anzuwenden.
Jetzt wird’s blutig!
Dreieinhalb Wochen nach dem letzten Lehrgang, stehe ich wieder auf dem Parkplatz des Ochsenkopfs im Fichtelgebirge und freu mich auf das Lehrgangsmodul, das ich wahrscheinlich am allerdringendsten gebrauchen kann. Heute geht es darum, wie wir im Notfall am besten Erste Hilfe leisten können.
Basismodul Outdoor Erste Hilfe – Tag 1
Außer mir sind noch sechs weitere Teilnehmer zu diesem Lehrgang gemeldet und wir treffen uns, völlig Corona-gerecht, im extra vom Wirt des Bullheadhouse aufgestellten Partyzelt zu den ersten Stunden Theorieunterricht.
Gleich zu Beginn bekommen wir von DIMB Ausbilder Michi Hacker das wichtigste Werkzeug für Notfallsituationen an die Hand: den Erste Hilfe Algorithmus.
Diese Vorgehensweise stellt den zentralen Leitfaden für die Verhaltensweise als Ersthelfender an einer Unfallstelle dar. Anhand des Algorithmus kann man sich immer wieder selbst auf den richtigen Weg bringen bis Rettungskräfte die Unfallstelle erreichen. Im Falle des Falles kann diese Vorgehensweise dem Verunfallten das Leben retten.
Weiter geht es mit diversen Methoden zur Versorgung von Wunden (Druckverband, Armschlaufe) oder was man bspw. machen kann, wenn sich einer das Schlüsselbein gebrochen hat (Rucksackverband).
Ganze üben wir natürlich noch an der frischen Luft, denn es ist in großer Unterschied, ob die Schulung unter Laborbedingungen in einer Turnhalle stattfindet, oder auf unebenem Waldboden auf dem man bspw. direkt selbst spüren kann, wie schnell man eigentlich auskühlt.
Also raus in die Natur. Anhand diverser Fallbeispiele verinnerlichen wir nochmal den Erste-Hilfe-Algorithmus und darüber hinaus lernen wir, was man machen kann um einen verstauchten Knöchel zu kühlen und man gerade kein Eis dabei hat. Ganz simpel eigentlich, man nehme einen Einweghandschuh und fülle ihn mit Wasser aus der Trinkflasche oder mit feuchter Erde. Der Effekt ist wirklich erstaunlich.
So geht auch dieser Tag sehr schnell zu Ende und ich merke wie ich selbst immer souveräner mit den vorgegebenen Situationen umzugehen lerne. Stressig und fordernd bleiben die Rollenspiele trotzdem, aber allmählich weiß man schon dass man sich auf sein Wissen verlassen kann.
Sehr müde und mit vielen neuen Erfahrungen falle ich an diesem Abend ins Bett.
Basismodul Outdoor Erste Hilfe – Tag 2
Nach einem ausgiebigen Frühstück und der nicht ganz einfachen Klamottenwahl heute (Regen am Morgen), treffen wir uns wieder an unserem „Theoriezelt“. Heute stehen Themen wie Reanimation, Integralhelm abnehmen und speziellere internistische Fälle (Herzinfarkt, Schlaganfall, allergischer Schock, usw.) auf dem Programm.
Ausbilder Michi hat für uns draußen heute einen „1 zu 1 Erste Hilfe Zirkel“ vorbereitet. Das bedeutet, ein Teilnehmer spielt ein Opfer und wird von einem anderen Teilnehmer gefunden. Das Szenario wird abgespult dann aufgelöst und besprochen. Die Stationen waren: ein Herzinfarkt, undefinierte Schmerzen im Unterleib, Überanstrengung/Hungerast, allergischer Schock.
Der Ersthelfer muss herausfinden, was das Opfer hat und mit Hilfe des Algorithmus entscheiden, was zu tun ist.
Zum Ende des Lehrgangs gibt es dann nochmal ein kleines „Highlight“. Erneut gibt es ein etwas größeres Unfallszenario mit einer größeren Bike-Gruppe. Ich darf auch mal Opfer sein und hab mir bei einem Sturz über den Lenker denselben in den Bauch gerammt. Während ich gefunden werde und der Ersthelfer mit meiner Behandlung beginnt, verliere ich das Bewusstsein und bin nicht mehr ansprechbar. Meine Retter stellen sehr schnell fest, dass ich wohl innere Verletzungen habe. Dafür hat mir Michi sogar einen blauen Fleck auf den Bauch „geschminkt“.
Spektakulärer ist der Fall meines Opfer-Kollegen: Er ist auf den Kopf gefallen, hat eine Gehirnerschütterung und sich den linken Arm an einem Ast aufgespießt. Jetzt fließt sogar „richtig“ Blut!
Es ist zwar alles nur gespielt und beim Blut handelt es sich um Lebensmittelfarbe, aber es verstärkt doch unbewusst den Stressfaktor um ein paar Prozent. Alle zusammen kehren wir gesund und munter zurück zum Parkplatz und sind an diesem froh dass alles „nur“ gespielt war.
In der Abschiedsrunde geben wir uns Feedback und wir bedanken uns nochmal ausgiebig bei Michi Hacker. Es ist schon sehr beeindruckend wie professionell und empathisch er auf alle Fragen und Belange eingeht und er sein Wissen an uns Teilnehmer weiter gibt.
Ist das Thema Erste Hilfe an sich ist ja schon recht komplex, nicht zuletzt oder vielleicht auch vor allem auf der emotionalen Ebene, so haben die Corona-Schutzmaßnahmen die Sache nicht unbedingt einfacher gemacht. Es muss ständig auf den Abstand geachtet werden, da es ohne Körperkontakt aber nicht geht sind Einweghandschuhe und Maske das elementarste Handwerkszeug des Wochenendes.
Vielen Dank an die Verantwortlichen der DIMB, die das Sicherheits- und Hygienekonzept erarbeitet haben, ohne welches die Ausbildung sonst in diesen verrückten Zeiten nicht möglich wäre.
Und an alle Outdoor-Dudes da draußen die, wie ich, das letzte Mal beim Führerschein machen was mit Erste Hilfe zu tun hatten. Dani Hornsteiner, ebenfalls Ausbilderin bei der DIMB, bietet auf ihrer Seite www.danihornsteiner.de spezialisierte Erste Hilfe Kurse auch für Kletterer, Skitourengeher, Biker, usw. an. Jeder Euro lohnt sich und kann im Zweifel Leben retten.
Ich kann eine Woche verschnaufen, dann geht es für mich Anfang September mit dem Aufbaumodul Guiding weiter. Da geht’s dann viel um Psychologie….stay tuned!