Schönster Sonnenschein, nicht zu heiß, eine Traumwand mit herrlichen Routen, die Vögel zwitschern, Du hast Dich gerade eingebunden und dann das … der Typ neben Dir in der Route flucht sich die Seele aus dem Leib, ein Wölkchen von Chemie-Klo weht Dir um die Nase und gleichzeitig versuchst Du mit den nackten Füßen die Glasscherben auf dem Boden zu umgehen.
Kennt Ihr das auch? Da kann einem echt die Hutschnur platzen. Da hat man sich einen Tag frei genommen und freut sich auf einen wunderschönen Klettertag und dann kommt da so ein Kletterrambo daher und verhagelt einem das schöne Erlebnis. Hier daher eine kleine Sammlung, was man nicht machen sollte, als Anregung für alle, die sich in der einen oder anderen Beschreibung wiedererkennen sollten ;-).
Die Unbelehrbaren
Die Wissenlücken beim Klettern sind leider viel zu oft echt gruselig. Darauf angesprochen reagieren die „Übeltäter“ allerdings vollkommen unterschiedlich. Einige sind dankbar über das Mitdenken und Mitschauen und freuen sich über das Mehr an Wissen und Sicherheit.
Andere jedoch, puh die spricht man kein zweites Mal an. Denn kaum angesprochen wird man mit Blicken schier durchbohrt und bekommt die Antwort wie einen nassen Waschlappen vor den Latz geknallt: „Das mache ich seit 20 Jahren so und es ist noch nie etwas passiert!“ Echt schade, denn nicht nur, dass Fehler einfach weitergemacht werden, das freundliche Miteinander beim Klettern wird hier mit Füßen getreten und die Stimmung nachhaltig verpestet. Besonders ärgerlich, weil das häufig mit erfahrenen Kletterern geschieht.
Die Inseldenker
Umwelt, Flora und Fauna sind ihnen unbekannt und „nach mir die Sinnflut“ gehört zu ihrem Lebensmotto. Sie gehen davon aus, dass die Natur sich an Abfall nicht stört, Tiere die Gesellschaft von Menschen äußerst schätzen (besonders wenn sie brüten) und nach ihrem Besuch sicher jemand kommt der ihre Exkremente und andere Hinterlassenschaften wieder wegräumt. Klappt ja in der Halle auch super.
Und Verbotsschilder, Sperrzeiten, Parkverbote sind ihnen gleich ganz egal.
Die Routenreservierer
Ja, manche Hallen oder Klettergärten sind überfüllt und ja, es ist echt sau nervig für eine Kletterroute warten oder gar anstehen zu müssen. Aber Routen reservieren und weggehen oder eine andere Klettern geht gar nicht.
Die Alleinunterhalter
Gibts es in allen möglichen Ausführungen. Das geht alleine, also mit sich in der Wand, z.B. die Kletterer die lauter stöhnen als eigentlich nötig und das bei jedem Zug, permanent schreien à la Chris Sharma oder Selbstgespräche so laut führen, dass man auch drei Routen weiter bestens im Bilde ist, was gerade in der Route Sache ist.
Am Wandfuss indem man die Musik aufdreht und einfach mal davon ausgeht, dass alle Anwesenden den gleichen Musikgeschmack haben und wenn sie schon einen Tag in der Natur sind, sicher nicht auf Musik verzichten möchten. Hallo, Vogelgezwitscher? Wie spießig ist das denn?
Die Draußen-am-Umlenker-Toproper
Im Klettergarten, wie in der Halle das Seil in den Umlenker einhängen und dann stundenlang darüber topropen. Draußen Klettern ist nun mal anders und dazu gehört auch, dass man das vorhandene Material nicht unnötig belastet. Leider findet man immer wieder Umlenker und Schnapper die schwer angeschliffen sind, was nicht nur ärgerlich und teuer ist, es kann auch echt gefährlich werden.
Gegen topropen ist ja nichts zu sagen, aber dann bitte zwei Exen gegenläufig in den Umlenker einhängen und darüber topropen, so schont man das Fix-Material.
Nicht kleckern, klotzen
Ist Magnesium nicht ein Naturprodukt? Daher kann man es ruhig in Hülle und Fülle einsetzen und überhaupt bringt es doch nur was (vor allem für die Psyche) wenn man alles so richtig schön bestäubt.
Und außerdem eignet es sich ja auch ganz wunderbar um die Griffe zu markieren, dann ist es wie in der Halle, man sieht genau, wo man hingreifen muss. Hinterher wegmachen? Warum das denn, dann müssen die anderen ja auch wieder und der Regen wird das schon machen (na klar, auch im Überhang).
Von Route zu Wandfuß: Sehr beliebt bei Pärchen, wenn (häufig) sie nicht richtig sichert und dadurch er (natürlich nur deshalb) der Durchstieg nix wurde. Oder auch von unten nach oben (20m bei starkem Wind): „Der Tritt mit rechts … nein mit rechts. Mit rehechts. Hörst Du schlecht? Der rechte Fuß. … ok, oder so.“
Allen gemein ist, dass ihre Umwelt zwangläufig und ohne ihr Zutun in ihre Angelegenheiten mit einbezogen werden. Böse Blicke prallen an ihnen ab. Da ist nichts zu machen.
Die Naturburschen
Schweiß ist doch was ganz natürliches und warum sollte der jemanden stören? Also auch in Form von Fußschweiß auf Griffen, weil man barfuß gebouldert ist oder wenn Mann nassgeschwitzt oben ohne auf die Bouldermatte klatscht und dort eine nette Chalk-Schweiß-Brei-Spur hinterläßt?
Die Oberkönner
Ein überaus sympatischer Menschenschlag, verpassen sie es doch nie einen darauf hin zu weisen, was man besser machen könnte und das er/sie ohnehin viel besser klettert und natürlich an dieser Stelle sich noch nie so dämlich angestellt hat. Aber hey Anfänger, was will man da schon erwarten? Lieber gleich mal stecken, wer hier der Platzhirsch ist.
Die Matschsteiger
Laufen mit den Stiefeln durch Schlamm und Matsch und kaum angekommen an der Wand testen sie die ersten Züge, ohne die Schuhe zu wechseln. Da wird dann fröhlich frei der Matsch, Sand, Kuhscheiße in die Tritte geschmiert und der Nachfolger hat das Nachsehen.
Warum nicht einfach kurz die Schuhe wechseln?
4 Comments on the Article
Noch zwei Dinge: 1. Wenn jemand einen Versuch macht, egal ob im Sechser und Toprope oder im 11er und Greenpoint, könnte es sein, dass er sich konzentrieren möchte. Es ist echt nett, einfach mal 5 Minuten ruhig zu sein. 2. Wenn man schwer klettert, atmet man notgedrungen ziemlich intensiv, und nichts ist ekelhafter und störender, als dabei Zigarettenrauch ein zu atmen. Man kann auch im Abstand von 100 m zum Fels rauchen, um niemanden zu belästigen.
Sehr cooler Artikel Wiebke!!!! Dieser Artikel braucht unbedingt eine Fortsetzung!!!!!!
Ich glaube, viele (Hallenkletterer) wissen einfach nicht um einige Regeln. Daher bleibt zu hoffen, dass solche Artikel bei einigen zu Verhaltensänderungen führen. Ergänzend zu den genannten Themen fällt mir noch ein, ... ....dass nicht nur das Topropen an den Bohrhaken sondern auch das Ablassen an ihnen ein Unding ist. Bitte seilt doch ab, um die Ringe zu schonen, wenn keine austauschbaren Umlenker wie Sauschwänze oder ähnliches angebracht sind! Auch Nahrungsreste wie Bananenschalen oder Zellstoff u.ä. sollen nicht im Wald entsorgt werden. Denn auch wenn sie "biologisch abbaubar" sind, dauert das doch sehr lange und eine Wiese voller Bananenschalen ist weder ansehnlich noch ortstypisch. Wer vorsteigt, hat Vorfahrt! Will heißen, dass man zwar Topropeseile hängen lassen kann - aber nur, bis jemand die Route klettern will. Tauchen also neue Seilschaften am Fels auf, sollte man schon von sich aus höflichkeitshalber fragen, ob man abziehen soll. Na, und so ganz prinzipiell sind Freundlichkeit und Rücksichtnahme sowie Kommunikationsbereitschaft sehr hilfreich für ein angenehmes Miteinander. Und gottseidank mache ich solche positiven Erfahrungen auch sehr häufig!
siehe auch: http://www.teufelsturm.de/content/show.php?page=kletterknigge