Shop

Basislager

  • Blog
  • Shop

Membranen: Atmungsaktiv, wasserdicht oder winddicht?

Inhaltsverzeichnis

Softshellajcke im Einsatz beim Klettern
Die Softshell im Einsatz (Quelle TNF)

Es ist ein leidiges Thema – man streift durch die Weiten der Softshelljacken und je mehr man sich mit den technischen Spielereien beschäftigt, desto tiefer dringt man in die Welt der verwirrenden Details vor. Ganz vorn dabei im Ranking für irritierte Blicke – die Membran: atmungsaktiv, wasserdicht oder winddicht.

Wichtige Werte und Eigenschaften von Membranen

In den Produktbeschreibungen stößt man auf Begriffe wie Polartec, Apex, Windstopper, M1. Noch verwirrender sind nur noch Werte wie MVTR, Ret und Wassersäule. Zeit, etwas Licht ins dunkle Labyrinth der Detailfragen zu bringen.

Atmungsaktivität: g/m²/24h oder m²Pa/W?

Zunächst ein kleiner Exkurs zu einem Thema, an dem auch bei Softshells kein Weg vorbei führt – wie atmungsaktiv ist ein Material? Die Atmungsaktivität beschreibt, in welchem Umfang eine Membran in der Lage ist, Wasserdampf von der Innenseite der Jacke nach außen zu transportieren. Dies zu messen ist leider nicht ganz einfach, denn schon hier gibt es zwei verschiedene Indikatoren:

Der MVTR (Moisture Vapor Transmission Rate) Wert

Bei diesem Wert wird gemessen, welche Menge Wasserdampf in 24 Stunden durch einen Quadratmeter Membranfläche hindurch dringt. Dementsprechend lautet hier die Regel: umso höher der MVTR Wert, desto atmungsaktiver. Die Bestmarke liegt hier bei ca. 40.000g/m²/24h – also 40.000g Wasserdampf pro Quadratmeter in 24 Stunden, ab 10.000g/m²/24h gilt eine Membran als sehr atmungsaktiv. Problematisch ist jedoch die Vielzahl an verschiedenen Messverfahren, so gibt es zur Bestimmung des MVTR Werts (Moisture Vapor Transmission Rate) zum Beispiel um die 30 verschiedene Messverfahren. Als der Hersteller Patagonia beispielsweise seine Produkte vor ein paar Jahren auf die Atmungsaktivität hin untersuchen ließ, wurden sechs verschiedene Testlabors beauftragt – Ergebnis: 6 vollkommen unterschiedliche Werte.

Der Ret-Wert

Der Ret-Wert (Resistance to Evaporating Heat Transfer) bestimmt hingegen den Widerstand, den ein Stoff dem Wasserdampf entgegensetzt. Im Gegensatz zum MVTR-Wert gilt hier, umso niedriger der Ret-Wert, desto höher die Atmungsaktivität. Grob über den Daumen gepeilt bedeutet dies, dass Ret-Werte von 0-6 sehr gut, 6-13 gut, 13-20 noch befriedigend sind und alles jenseits der 20 als unbefriedigend eingestuft werden kann.

Die Wassersäule

Nun nützt einem eine hohe Atmungsaktivität leider nichts, wenn von außen mehr Wasser nach innen dringt als auch wieder raus geht. Die gute Nachricht ist: fast alle heutigen Membranen bieten ausreichend Schutz. Nach der europäischen DIN EN 343:2010-05 („Schutzkleidung gegen Regen“) ist ein Produkt mit Wassersäule ab 800 mm „wasserdicht (Klasse 2)“ und ab 1300 mm „wasserdicht (Klasse 3)“. Gerade bei starkem Regen oder beim Sitzen auf nassen Untergründen reichen diese Werte jedoch nicht aus, weshalb die meisten Hersteller Materialien mit höheren Wassersäulen von bis zu 20.000 mm anbieten.

Winddicht oder wasserdicht?

Ein kleiner Stolperstein liegt mal wieder im Detail. So gibt es bei zwei verschiedene Arten von Membranen – die einen halten den Wind draußen und Schützen so den Körper vor dem Auskühlen, andere schützen darüber hinaus auch nachhaltig vor Nässe. Hier ein kleiner Überblick:

Aufbau einer Softshell mit Membran
Der Aufbau einer Softshell mit Membran (Quelle Arc’teryx)

Wasserdichte Membranen

Viele Hersteller wie beispielsweise Arc’teryx setzen hier auf die Softshell-Membran von Gore, welche Wind und Wasser zuverlässig draußen hält und zudem über eine gute Atmungsaktivität verfügt (Ret < 13). Daneben existieren weitere, teils von Herstellern eigens entwickelte Softshellmembranen, die ähnlich gut funktionieren wie die Lösung vom Branchenprimus:

  • Mammut DRYtech
  • Marmot M1
  • The North Face Apex WeatherBlock
  • Polartec Powershield Pro
Windstopper - Zuverlässiger Schutz gegen Wind
Zuverlässiger Schutz gegen Wind

Winddichte Membranen

Eigentlicher Zweck dieser Membranen ist es, den Wind abzuhalten, um den Körper vor dem Auskühlen zu bewahren. In puncto Wasserdichtigkeit verschwimmt hier die Grenze zwischen wasserdicht und wasserabweisend. So halten winddichte Membranen Regen länger stand als eine ausschließlich mit einer haltbaren Imprägnierung beschichtete Softshell. Bricht aber ein kleiner Monsun über einem herunter, sind die Grenzen überschritten. Zu den winddichten Membranen gehören u.a.:

Zu guter Letzt

Die Zeiten, zu denen man einfach zwischen Regenjacke und Softshelljacke unterschied, sind lange Geschichte – die gute Nachricht daran ist: auch bei Regen braucht man auf den Komfort der Softshell nicht mehr zu verzichten. Die schlechte Nachricht: die Entscheidung wird nicht einfacher!

Teile den Artikel mit anderen Bergfreunden

Bergfreund Gastautor

12 Comments on the Article

  1. Michael Wagner 13. November 2012 06:43 Uhr

    Bin mit einem Freund von Augsburg nach Füssen mit dem Mountainbike geradelt. Starker Regen 8-10 C° mit Pausen 9 Stunden Fahrzeit für 120 km. Unsere Wasserdichten Sachen waren nach 2,5 Stunden von innen nass. Wir stellten und oft die Frage kommt, in welcher Richtung fließt das Wasser schneller. Wir hatten viele quallitativ unterschiedlichen Sachen, können aber keine eindeutige Empfehlung abgeben wie man 9 Stunden im Dauerregen trockn bleibt. Rucksack von Deuter Superbike 18EXP, war das beste Teil unserer Ausrüstung (Bekleidung). Michael

  2. Matthias 31. Dezember 2012 20:00 Uhr

    Hier wird von Wiebke, und in verschiedenen Foren von anderen Leuten gesagt dass durchnässte Regenkleidung keinen Dampf ausleiten kann. Klar: Wasser ist nicht wasserduchlässig, das überzeugt. Wasser soll deshalb bereits an der Aussenhaut abperlen. Auch klar. Nur: Wozu brauch ich da drinnen dann noch eine - noch so dampfdurchlässige - Membran? Gar nicht? Wir sind auf dem Stand von 1980? Damals schon gab es Imprägnierungen von Kunstfasergewebe und die Gore-Chemische Entwicklung hätte man sich sparen können? Fragt sich und grüsst Matthias

  3. Dietmar 3. November 2017 15:36 Uhr

    Frage: Wie kann eine Jacke Wasserdampf nach außen abführen, wenn es in Strömen regnet und sich ein Wasserfilm auf der Jacke gebildet hat ? Der Dampftransport, sofern er nicht behindert wird, hängt bei gegebenem Material nur von der Differenz der Wasserdampfkonzentration innen und außen ab und von der Dicke der Diffusionsstrecke( also der Jacke zB). Spätestens bei 37°C Außentemperatur und Wasserdampf gesättigter Luft tut sich gar nichts mehr. Der Dampftransport nach außen kann nur bei sehr niedrigen Außentemperaturen und/oder trockener Luft funktionieren. Bei hohen Außentemperaturen hat man zwar (oft) eine trockene Luft aber produziert auch mächtig Dampf durch's Schwitzen und die Membran geht in die Knie. Fazit: die einzige Möglichkeit bei sportlichen Aktivitäten trocken zu bleiben ist das regelmäßige Wechseln der Unterkleidung, auch bei Regen.

  4. Dietmar 3. November 2017 16:14 Uhr

    Korrektur. Ich komme gerade vom ersten Saunagang und da ist mir eingefallen, dass meine Argumentation nur für einen unrealistischen Spezialfall gilt. Richtig müsste es heißen: Der Wasserdamptransport ist in dem Fall, dass man von einer wasserdampf-gesättigten Luft am Körper ausgehen kann NUR vom Feuchtedefizit der Außenluft (und dem Diffusionswiderstand, also der "Jackenqualität" ) abhängig. Das Feuchtedefizit ist die Wassermenge, die die Außenluft bei Außentemperatur noch aufnehmen kann. Bei 5°C kann die Luft ca 5g/m³ aufnehmen. Der Körper mit 37°C sättigt die Luft mit ca 50g/m³. Ist die relative Luftfeuchtigkeit "draußen" bei 5°C 100%, kann kein Transport stattfinden, weil die Außenluft bereits gesättigt ist.

  5. Rainer 5. November 2018 15:14 Uhr

    Warum verwendet man heute noch Windstopper Material von Gore, wenn doch schon bei den Wassedichten Materialien die gleiche Athmungsaktivitätsleistung beworben wird? In der Anfangszeit waren laut „Werbung“ Gore Windstoppermaterialien Athmungsaktiver als Gore-Tex Laminate und heute werden beide Laminaten als extrem Athmungsfähig beworben. Jetzt lese ich auf der Textilinfo von Goreware, dass alle Gore-Tex Membranen 700 Mal größer sind als ein Wasserdampfmolekühl und Windstoppermembranen 900 Mal größer. Mich würde mal interessieren, wie unabhängige Laborteste die Membranen testen und zu welchen Ergebnissen sie kommen.

  6. con2art 20. Januar 2019 15:37 Uhr

    Hallo, zu der Frage von Michael Wagner habe ich einen Blogpost gefunden. Auch wenn die Frage schon sechs Jahre alt ist, wird sicher jeden interessieren, warum man auch bei bester Membran klatschnass werden kann. Nicht durch den Regen, sondern durch den eigenen Schweiss, die eigene Körperhitze. https://ufpro.de/news/blog/156/die_grenzen_von_gore_tex/ UF Pro ist ein slowenischer Anbieter von Bekleidung für Spezialeinheiten und hatin den letzten Jahren nicht nur den europäischen Markt erobert, sondern machtinzwischen auch Crye in den USA Konkurrenz. Ich denke, wenn ein solches Unternehmen (dessen Kunden keine Budgetlimits haben) von den "Grenzen der Membranen" spricht, wird es wissen, wovon es redet.

  7. Nina Wild 2. August 2021 12:13 Uhr

    Ich habe obige Wortmeldungen gelesen und oft gelesen, dass kühle Luft vermutlich besser den Abtransport von Nässe aus der Kleidung ermöglicht. Dazu möchte ich sagen, dass kalte und auch kühe Luft weniger Feuchtigkeit binden kann, als warme Luft. Haut trocknet im Winter schneller aus, als im Sommer. Und so verbleibt auch nasse Wäsche an der Wäscheleine im Winter draussen länger hängen, bis sie trocken ist, als im Sommer. Das Wasser fliesst nach unten, Eiszapfen bilde sich, doch irgendwann ist die Wäsche zwar nicht schranktrocken, doch man kann sie zum bügeln reinholen. -Ich denke, es braucht viele dünne Schickten Wollunterwäsche, die den Schweiss aufsaugen und vom Körper weghalten, sodass man ihn nicht spürt, und auch nicht Hexenschuss generiert oder Niessen muss, falls bei einer Pause ein nasser Baumewolllappen am Rücken trocknet und durch die Verdunstungskälte dies auslöst. Wolle ist ja atmungsaktiv, also also entsteht trotz Aktivität und Schwizen nur Feuchtigkeit innen in der Jacke durch das Schwitzen und die letzte Schicht, die wasserdicht ist. Da ich Velofahre habe ich einen Regenponcho. Der Regenponcho und Wollkleidung drunter geht gut beim Wandern und auch beim Velofahren, obwohl viel Fahrtwind durchdringt. WEnn ich kann, kaufe ich übergrosse Wollpulover, Norweger, die ich im Feinwaschgang wasche, womit die eingehen UND etwas dichter sind im Gewebe, da die Wolle etwas verfilzt. Das hält den Fahrtwind eher draussen. Die teure Carinthia Jacke atmet nicht so gut, die ist eher gut, um in der Kälte rumzustehen. Ich habe sie auch in XXL oder so gekauft, daher ist sie sehr schwer ... Vielleicht, wenn es die Carinthia in eng anliegend gäbe, würde ich noch eine Jacke kaufen, um zu schauen, ob ich damit mit dem Velo wegfahren kann, es beim Wanderweg oben in 2000 m.ü.M schieben kann, also schwitze, und doch warm und trocken bleibe. Dort oben im Nebel trocknet nichts mehr, wenns mal nass ist ...

  8. Uwe Jacob 3. August 2021 14:37 Uhr

    Regenwasser ist flüssig und da sind die meisten Regenjacken mit ausreichender Wassersäule von aussen "wasserdicht" (= grosse Moleküle/Löcher). Das Ausdünstungsverhalten / "schwitzen" ist bei jedem Menschen verschieden. Der bei körperlicher Aktivität entstehende Schweiss kann nur "dampfförmig" über eine Membran nach aussen gelangen (= kleine Molekühle/Löcher). Dieser dampfförmige Feuchtigkeitsaustausch funktioniert nur bis zu einem Temperaturunterschied von 15 °C , d. h. einem bestimten Druckgefälle innen (warm = hoher Druck) nach aussen (kalt = weniger Druck). Dabei sollte die wasserdichte keine dichten Wasserfilm bilden (Abperleffekt). Bei einer Aussentemperatur von 12° (Temperaturunterschied ca. 20°C = geringer Druckunterschied) ist der Feuchtigkeitsaustausch nach aussen schon sehr eingeschränkt und man wird zwangsläufig nach einer gewissen Zeit von "innen" nass !! Dass der Feuchtigkeitstransport einer Membran je nach sportlicher Aktiviät (= schwitzen) und Aussentemperatur schnell an seine Grenzen kommt ist Realität - wird werbetechnisch verständlicherweise aber nicht gross publiziert! In den Tropen (z. B. aussen + 35°C innen 37°C = Temperaturdiffernz 2°C) kann eine solche Membran nicht mehr funktionieren und man man badet zwangsläufig sozusagen im eingen Schweiss!! Aber mal ehrlich - in den Tropen kühlt man ja auch nicht so schnell aus wie in unseren Breitengraden und da ist eine wasserdichte "Hightech-Jacke" völlig nutzlos. Fazit: Hightech-Jacken können bei wenig Bewegung vor einer Unterkühlung schützen. Naturmaterialien sind heutigen Kunstfasern bezüglich Feuchtetranport in Bewegung als auch umwelttenisch noch immer überlegen!

Write a Reply or Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke die passenden Produkte im Bergfreunde.de Shop

Diese Artikel könnten dir auch gefallen