Seit über 10 Jahren gehört Ines Papert zum Geschehen im Eis- und Mixedklettern. In der chinesischen Stadt Harbin konnte sie kürzlich ein Eiskletterprojekt der etwas anderen Art realisieren.
Ich hatte das Glück Ines Papert auf Ispo in diesem Jahr ein paar Fragen stellen zu dürfen und konnte es mir natürlich auch nicht verkneifen Ihr einen Ausrüstungstipp zu entlocken. Den Tipp, beeindruckende Bilder von ihrem Projekt und drei Last-Minute Eiskletterempfehlungen findet Ihr hier…
Ines Papert im Interview
Hallo Ines – wie beim Klettern darf natürlich das Warm-Up nicht fehlen, daher drei kurze knackige Fragen zum Einstieg…
…nach meinem ersten Weltcupsieg dachte ich…
Dass ich es eigentlich nicht glaube.
…das mache ich im Basislager, wenn Langeweile aufkommt…
Ein Buch lesen.
…nach einem langen Klettertag schmeckt am besten….
Ein Bier.
Das sollte zum Aufwärmen reichen. Nun ans Eingemachte: für Deine Verhältnisse bist du relativ spät zum Klettersport gekommen und dann recht schnell zum Eisklettern – was war es das Dich am Eisklettern besonders gereizt hat?
Ich hänge nicht nur am Eisklettern sondern auch am Felsklettern, beides ist mir nach wie vor wichtig. Ich finde eben den Wechsel toll. Der Winter macht mich richtig heiß aufs Felsklettern und im Sommer denke ich „arrh ich will jetzt wieder ins Eis“. Ich freu mich drauf und so hat jede Jahreszeit seine Reize. Wenn die Wasserfälle sich bilden und dann wieder verschwinden – das Vergängliche fasziniert mich.
Das Eis verändert sich und jedes Mal klettert man eine etwas andere Linie. Ich kenne das Eis und komme mittlerweile gut damit zurecht. Für mich ist das Eis nicht mein Feind, den ich zerstören muss, sondern mein Helfer, um eine Route hoch zu kommen.
Kürzlich warst Du beim Eisfestival im chinesischen Harbin und bist an den beeindruckenden Gebäuden der jährlich neu errichteten Eis-Stadt geklettert. Wie war es für Dich Teil dieses etwas anderen Eisfestivals zu sein?
Es war für mich das erste Eisfestival wo außer mir kein weiterer Eiskletterer vor Ort war. Die Atmosphäre war sehr speziell. Im Gegensatz zu normalen Eiskletterfestivals waren die Besucher hier einfach Stadtmenschen, nicht so Freaks wie wir, die jede freie Minute rausgehen zum Klettern, unterwegs sind und reisen, sondern ganz normale Touristen. Es war für mich eine ganz neue Erfahrung. Die Menschen sind auf mich zu gekommen, haben Fragen gestellt und waren total begeistert, das hat das ganze Event so speziell gemacht.
Genau so möchte ich das Projekt auch für mich bestehen lassen. Da wird es keine weitere Städtereise oder Eisfestivalreise in näherer Zukunft geben. Für mich war Harbin ein einzigartiges Projekt, das mir kulturell viel gegeben hat – insgesamt ein schönes sportkulturelles Ereignis.
Auch das Zusammenkommen mit den Chinesen war eine tolle Erfahrung. Ich bin bei den Chinesen gleich am Flughafen freundlich empfangen worden. Alle waren so herzlich und so dankbar und das war eine total schöne Erfahrung. Bei mir war das Eis schon immer Teil des Kletterns und dies jetzt mit der Kultur, mit den Menschen irgendwie verbinden, sich selbst damit zu identifizieren und an deren Leben teilzuhaben, das gibt mir total viel.
Uns interessiert natürlich immer auch das Thema Ausrüstung. Arc’teryx, einer Deiner Sponsoren, ist bekannt dafür wirklich gute Bekleidung fürs Eisklettern zu schneidern. Was nimmst Du am liebsten zum Eisklettern mit?
Da fallen mir eine ganze Reihe von Sachen ein, die ich seit zwei Jahren fast täglich trage und lieben gelernt habe. Die Bekleidung ist wirklich ziemlich robust. Aber die Entwicklung bei der Ausrüstung geht natürlich ständig voran. Die Materialien werden besser, robuster, leichter, atmungsaktiver und wir Athleten sind auch ständig mit dran diese für unsere Interessen weiter zu entwickeln.
Ein gutes Beispiel ist die Alpha SV von Arc’teryx. Die Jacke ist eines meiner Lieblingsteile, die zum nächsten Winter auch mit einem neuen Gore-Material rauskommen wird (Gore-Tex N80p-X). Ich werde das neue Modell in den kommenden Wochen schon mal mit nach Norwegen nehmen und dort unter härteren Bedingungen testen. Aber ich bin mir sicher, dass die Jacke eines meiner Lieblingsteile bleiben wird, auch wenn ich das neue Modell bisher erst zwei Mal im Einsatz hatte.
Früher als ich noch nicht so erfahren war, habe ich öfters mal den Fehler gemacht und bin mit reiner Softshellbekleidung ins Eis – es war ja kalt und daher ja eigentlich trocken. Das endete am Ende des Tages immer damit, dass ich patschnass und durchgefroren nach Hause bin. So gehört eine gute Gore Ausrüstung für mich mittlerweile genauso zum Eisklettern wie die Eisgeräte. Denn so fängt es erst an Spaß zu machen. Wenn Du nicht nass wirst, dann frierst du nicht und wenn du nicht frierst, dann macht’s einfach Laune. Da kannst du dich richtig bewegen und auch an deine sportliche Leistungsgrenze gehen.
Was hast Du in Norwegen vor?
Geheim!
Vielen Dank für deinen Tipp Ines – hast du zum Abschluss noch ein paar Eisklettertipps für unsere Leser – was sind deine Top 3 Eiskletterspots in diesem Winter?
Langental/Grödnertal in Südtirol – da geht’s im Moment richtig gut (Stand: 28. Januar). Ansonsten gehört Gasteiner Tal zu meinen Lieblingsgebieten, es ist nah bei mir daheim; und Schottland. Da kann man auch einfach jederzeit hinfahren, auch wenn sich die Bedingungen ständig und schnell ändern – es geht entweder alles oder nichts – das finde ich das spannende an Schottland.