Ich gehöre zur Generation Sneaker. „Turnschuhe“, wie meine Mutti noch sagt, gehen für mich immer und vor allem schon lange nicht mehr nur zum Sport.
Denke ich an adidas, dann doch eher noch an stylische Sneaker als an solide Wanderschuhe. Auch wenn dieses Klischee natürlich schon lange nicht mehr gilt, denn unter dem Label Terrex bietet adidas schon seit Jahren Ausrüstung für Outdoor-begeisterte Menschen an.
Was kann der Terrex Free Hiker
Ja, Geschmäcker sind verschieden und man muss natürlich konstatieren, dass der Free Hiker zunächst nicht nach einem Wanderschuh aussieht. Eher nach einem Lauf- bzw. Trailrunningschuh. Mir allerdings hat die Optik sofort zu gesagt. Ich war und bin mit der Variante in Schwarz-Weiß unterwegs, wobei ich die „bunte“ Variante fast noch genialer finde.
adidas wirbt damit, dass der Schuh besonders robust und stark wasserabweisend sei (auch ohne Membran). Die bekannte Continental-Sohle soll für sicheres Vorankommen sorgen. Die Zwischensohle hat eine Boost-Technologie, die adidas auch in ihren Laufschuhen verbaut. Diese ist besonders flexibel und soll einen kleinen „Rebound“-Effekt haben – also gespeicherte Energie wieder abgeben.
Beim ersten Anziehen fand ich vor allem den hohen Schaft überraschend gut. Der Schuh sitzt satt am Fuß, könnte für meinen Geschmack am Mittelfuß aber etwas enger sein. Die Stabilität geht aber trotzdem vollkommen klar!
Das Obermaterial nennt sich ‚Primeknit‘ (momentan super im Trend) und sieht aus, als sei es gestrickt. Dadurch wird der Schuh sehr flexibel, bequem und sitzt fast wie ein Socken. Die Kollegen fragten direkt, ob der Schuh sich denn gut an und ausziehen lässt, aber ich hatte damit nie ein Problem, vielleicht auch, weil ich ihn etwas größer trage als meine normalen Straßenschuhe.
Zum Einsatz kam der Free Hiker erstmal im Alltag und im Büro, perfekt zum Einlaufen – und ja, die Berge sind halt doch ein paar Kilometer entfernt. Um ehrlich zu sein, traute ich ihm heikle Bergpassagen auch zu Beginn nicht zu. Aber ich sollte eines Besseren belehrt werden…
Wie schlägt sich der Free Hiker beim Wandern?
Team-Ausflug ins Montafon war angesagt und da durfte der Free Hiker natürlich nicht fehlen. Ende Mai gab es aber noch ziemlich viel Schnee und ich dachte, das könnte zu viel sein für meinen neuen Begleiter. Nichtsdestotrotz ging es direkt ab auf den Berg damit. Auf gut ausgebauten Wanderwegen macht es sich in jedem Fall super. Der Gehkomfort ist klasse, die Conti-Sohle greift gut.
Kurz vorm Gipfel sah ich dann aber schon die ersten Schneefelder und mir wurde schnell klar, dass das jetzt der erste Härtetest werden würde. Ich stellte mich innerlich auf nasse, kalte Füße ein – so ganz ohne Membran müsste ja irgendwann Wasser eindringen – und machte todesmutig den ersten Schritt in die Überbleibsel des langen, schneereichen Winters. Während der ersten Schritte wartete ich gespannt auf das kühle Nass, dass sogleich meine Socken befeuchten sollte. Aber es kam… Nix.
Auch nach knapp einer Stunde mit vielen Schneefeldern, Schmelzwasserbächen und Pfützen waren meine Füße wohlig warm und trocken. Hier hat adidas also nicht zu viel versprochen! Durch den hohen Schaft konnte auch kein Wasser von oben eindringen, welches sich als Problem bei einigen meiner Mitläufer herausstellte. Aber das ist ja nun kein unbedingtes Alleinstellungsmerkmal des Free Hikers.
Auch bei unserer Tour am zweiten Tag hielt das Obermaterial dicht, auch wenn wir da nicht mit ganz so viel Feuchtigkeit in Berührung kamen.
Besonders überzeugt hat mich übrigens auch die Continental-Sohle. Die wird auch immer von unseren Trailrunnern hier bei den Bergfreunden für ihren zuverlässigen Grip gelobt. Da kann ich mich nur ohne Weiteres anschließen!
Die Zwischensohle brilliert vor allem durch viel Dynamik, gutem Abrollverhalten und Komfort. Ob jetzt wirklich Energie zurückgeführt wird, kann ich nicht beurteilen, aber es geht sie ziemlich angenehm darauf.
Viel Licht, wenig Schatten…
Der Nachteil der starken, wasserabweisenden Eigenschaften des Obermaterials in Verbindung mit dem gut schließenden, halbhohen Schaft ist, dass Feuchtigkeit natürlich auch nicht so gut entweichen kann. Es wird also relativ warm in dem Schuh. Daher würde ich auf jeden Fall empfehlen, einen eher leichten Trekking-Socken dazu anzuziehen.
Das Fazit zum Terrex Free Hiker
Insgesamt bin ich wirklich positiv angetan! Der Schuh kann meiner Meinung nach deutlich mehr, als man ihm auf den ersten Blick zutraut. Man sollte sich hier definitiv nicht von der Optik täuschen lassen. Das hier ist ein echter Wanderschuh!
Aufgrund seines Aufbaus sehe ihn vor allem in leichtem Gelände und er dürfte aufgrund seiner Sohlenstruktur für Speed Hiker interessant sein. Und natürlich für alle, die auf eine coole Optik wert legen.
2 Comments on the Article
Ich habe mir Anfang März ein Paar der Schuhe gekauft. Jetzt im Juli konnte ich ihn ausgiebig testen. Mein Fazit ist: Für gut ausgebaute Wanderwege ist das ein super Schuh, aber wenn es mal ein wenig ruppiger wird, hat er Schwächen. Ich war für 14 Tage in den Pyrenäen, in erster Line, um dort zu wandern. Solange wir auf befestigten und ausgebauten Wegen bleiben war der Schuh wirklich sehr angenehm zu tragen. Bei ein paar Wanderungen waren wir aber gezwungen, Geröllfelder zu queren oder über Felsen zu gehen. Bei einer dieser Touren wurde leider fast die gesamte Sohle des Schuhs verstört und der recht dünne, unterste Teil, mit dem Profil an einigen Stellen herausgerissen. Das war für mich recht ärgerlich, zumal Adidas den Schuh ja den Worten "garantiert optimale Traktion auf schwierigem Gelände" und "Strapazierfähigkeit" bewirbt. Man muss Adidas aber auch zugestehen, dass sie den Schuh problemlos zurückgenommen und mir den vollen Kaufpreis erstattet haben, das ist nicht selbstverständlich. Wer sich den Schuh also kaufen möchte, sollte sich vorher überlegen, was er/sie damit machen möchte. Für gemütliche Wanderungen auf Wegen und Pfaden kann ich den Schuh wärmstens empfehlen.