Shop

Basislager

  • Blog
  • Shop
Hasta la vista Mexiko – Kletter-Road-trip durch Mexiko

Hasta la vista Mexiko – Kletter-Road-Trip durch Mexiko

Inhaltsverzeichnis

Klara berichtet über das Klettern in Mexiko
Klara berichtet über das Klettern in Mexiko

Es ist nicht lange her, da waren Schreckensmeldungen aus Mexiko fast täglich in den Nachrichten. Zudem ist Mexico City seit langem bekannt als eine der größten und kriminellsten Städte der Welt. Gleichzeitig locken etliche Klettergebiete rund um die Megalopolis und im Landesinneren.

Die Neugierde von Klara und ihrem Kletterpartner hat gesiegt – auf nach Mexiko!

Mexikanischer Kletterlocal Xavier (Foto: Georg Pollinger)
Mexikanischer Kletterlocal Xavier (Foto: Georg Pollinger)

Formel 1 hautnah

Zu Anfang trauen wir uns nur ungern allein vor den Hoteleingang. Bis wir Xavier treffen, einen humorvollen und zuverlässigen mexikanischen Kletterer mit genügend Zeit, um uns die mexikanische Kletter-Welt zu zeigen: Hauptsache es wird viel geklettert. „Das Gefährlichste an Mexiko City sind sowieso die Minibus-Fahrten“, scherzt Xavier. Tatsächlich könnten sich Vettel und Co von den Fahrern noch ein paar Tricks abschauen. Obwohl die ganze Stadt aus einem riesigen Verkehrsstau besteht, rasen sie auf die an Ampeln stehenden Autofronten zu, als gäbe es kein Morgen, während sie essen, simsen und gleichzeitig kassieren. Und doch passiert selten ein Unfall, denn beim Fahren sind sie genauso kreativ wie Andere mit ihrer Autoreparatur. Da klebt schon mal ein rosa Kinderspiegel auf dem kaputten Seitenspiegel, Hauptsache es funktioniert. Auch sonst sind die Mexikaner sehr gelassen und hilfsbereit, sodass wir schon drei Tage nach Ankunft allein Minibus fahren: ohne Spanisch-Kenntnisse, Netzpläne oder Fahrplan eine ganz schöne Herausforderung.

Klettern rund um Mexiko City

In und um Mexiko City gibt es zahlreiche Klettergebiete, die teils per Metro oder Minibus zu erreichen sind. Klettertechnisch begann hier alles in „Los Remedios“. Auf der Rückseite eines grünen Hügels verläuft ein langgestreckter Felsriegel, der an die 50 Baseclimbs bietet. Risse, Platten, Leisten – die Kletterei ist schön abwechslungsreich. Umgeben von Eukalyptusbäumen ist „Los Remedios“ ein ruhiges Kleinod mitten in der Stadt. Auf dem rotbraunen, vulkanischen Gestein haben sich neben den Kletterern auch Graffiti-Künstler verewigt, was dem Gebiet eine bunte Note verleiht. Am besten klettert man hier am Wochenende, wo auch Einheimische unterwegs sind. Aus Sicherheitsgründen, aber vor allem wegen der netten Gesellschaft.

Klettern im dunkelgrünen Wald soweit das Auge reicht (Foto: Georg Pollinger)
Klettern im dunkelgrünen Wald soweit das Auge reicht (Foto: Georg Pollinger)

Höhentraining auf mexikanisch

Dem heißen, stickigen Dunst der Stadt entfliehen wir ins Klettergebiet Las Manzanas, eine Stunde nord-westlich der Stadt. Bis über 3000 Meter schrauben wir uns im Minibus die kurvige Straße hinauf, dunkelgrüner Wald soweit das Auge reicht. Aufgrund der Höhe und der vielen Bäume herrscht hier ein kühles, angenehmes Klima. Die besten Voraussetzungen zum Klettern, es juckt schon in den Fingern. Auf weichen Waldpfaden dirigiert uns der Erschließer des Gebietes Carlos (El Mac) persönlich zu den besten Felsen. Das vulkanische Gestein ist erstaunlich rau, sodass man auf Reibung unglaublich gut stehen und sogar Aufleger super halten kann. Die Strukturen erinnern an Sandstein- teils rundlich, teils kantig und stufig, teils mit wunderschön griffigen Bienenwaben-Strukturen im Ausstieg. Abwechslungsreiche Felsen mit abwechslungsreichen Linien aller Schwierigkeitsgrade. Wem das Sportklettern nicht reicht, der kann sich an den Bouldern entlang des Flusses austoben.

Die Vorzüge des eigenen Autos

Die kleinen Abenteuer in Mexiko kommen unerwartet, wie zum Beispiel beim Versuch ein Auto zu mieten. Ohne festen Wohnsitz geht hier nichts. Keine Quittung vom Hotel, kein Mietauto. An drei Vermietungsstationen blitzen wir ab, bevor es klappt (war es Bestechung?). Egal, kurze Zeit später düsen wir mit einem nagelneuen Ford über die Straßen. Besser gesagt, Xavier. In einer Stadt zu fahren, wo sich vierspurige Autobahnen ohne Ampeln kreuzen, traut sich von uns zunächst keiner.

Auf nach Jilotepec, zwei Stunden nördlich von Mexico City. Im feucht-warmen Klima des kleinen Parks „Las Peñas“ fühlt es sich an wie im mexikanischen Dschungel. Feuchter Nebel steigt vom Boden auf, kleinere und größere Felszapfen ragen hier und dort aus dem grünen Laubwald, Kakteen sprießen in der Wand. Hier gibt es klasse Sportklettereien an Konglomerat verschiedenster Neigungen. Wir lassen es zunächst langsam angehen und testen senkrechte Linien, denn Konglomerat ist nicht gleich Konglomerat. Die eingeschlossenen Steine sind rau und vergleichsweise kantig, die Wände gut strukturiert – so macht das Klettern Spaß. Schnell wagen wir uns in die überhängenden Felsen weiter oben im Wald. An die zwanzig hoch motivierte Einheimische vergnügen sich hier an den athletischen Linien, man hilft sich gegenseitig mit Material und guten Ratschlägen. Und wenn es doch einmal knapp wird zum nächsten Klinker, wird angefeuert bis die Lungen platzen „vamos, vaaamos!“ So kommen selbst bei uns die letzten Kraftreserven zum Einsatz. Rein nach dem Motto: Wer am Abend noch ein Bier in der Hand halten kann, hat verloren.

Abhängen wie die Fledermäuse

„Ich würde euch raten, robuste Kletterhosen mitzunehmen, der Fels dort ist extrem scharf.“ Endlich erfahren wir, was es mit Xaviers zerrissenen Jeans auf sich hat. Etwa sechs Stunden südlich von Mexico City liegt nahe der Stadt Taxco das einzigartige Klettergebiet Chontacoatlan. Nach einer Stunde Fußmarsch durch üppige Landschaft steigen wir durch einen lichten Wald einen Hügel hinauf. Auf dem schattigen Plateau stehen schon die ersten Zelte, dahinter erhebt sich eine mächtige Höhle. Bis zu 7 Seillängen kann man hier durchs Dach turnen und dennoch in den ersten fünf Seillängen leicht abseilen, denn der Höhlenboden verläuft fast parallel zur Decke. Hunderte von riesigen Stalaktiten hängen vom dachartigen Gewölbe herab. Der erste Eindruck ist dennoch ernüchternd: die Höhle ist wie ein furchteinflößendes, klaffendes Maul eines Ungeheuers – ein düsterer, feuchter und mäßig anziehender Ort. Es ist Liebe auf den zweiten Blick, dafür Liebe mit Suchtpotential. Wer die athletischen Züge an den traumhaften Sinterstrukturen probiert hat, klettert bis die Finger brennen. Nicht selten bis weit in den späten Abend hinein. Die Kletterbewegungen sind einfach irre. Es gibt die unglaublichsten Griffe – ein Leichtes, wäre da nicht die Schwerkraft, die mit aller Gewalt am Körper zerrt. Da nutzt man gut und gerne jede Ruheposition, teils mitten im Überhang auf einem Sinter sitzend. „Amate (9-)“, eine der besten Linien, bringt es auf den Punkt. Wir haben unser Lieblingsgebiet gefunden.

Lieblingsgebiet der Amis

Ein Kaltgetränk in der Hand am Pool abhängen, mit Panoramablick auf wohlgeformte Kalkwände. Wenn Chonta für Herausforderung und Abenteuer steht, so steht Potrero Chico für Genussklettern und Komfort. Selbst in den bis zu 600 Meter hohen Kalkplatten wachsen Palmen, ein Paradies zum Entspannen. Drei Mal Stand unter Palmen genießen wir in der Linie „Tres Palmeiras (7-)“. An großen Löchern über seichte Platten oder an schmalen Leisten durch senkrechten Kalk, hier findet jeder was ihm gefällt. Die Routen sind „Same, same but different“ – immer gleich und doch anders. Aufgrund der Nähe zu Texas ist Potrero ein Lieblingsgebiet der Amis. Wer es ruhiger mag, sollte nicht gerade an Weihnachten oder zur Spring Break hier sein. Zuletzt sorgte Alex Honold mit seiner free solo Begehung der 500 Meter hohen „Sendero Luminoso (7b+)“ für Aufruhr. Jeder wie er es mag, bei rund 500 Routen gehen die Ziele nicht so schnell aus.

Wir sind gekommen um zu bleiben?

In der amerikanischen Kletterszene hat Mexiko schon längst Kultstatus, während wir den Schlagzeilen über das gefährliche Mexiko erliegen. Wie so oft sagt die Berichterstattung der Medien reichlich wenig über die wirklichen Zustände im Land aus. Mit ein bisschen Wachsamkeit und gesundem Menschenverstand ist Mexiko lang nicht so gefährlich wie es immer heißt. Es ist ein außergewöhnlich schönes und vielseitiges Land und das Klettern ist phänomenal. Das lernen wir nicht erst vom österreichischen Kollegen, den wir mitten in der Pampa treffen. „…wir haben noch zwei Wochen, und du?“ „ Nur noch drei Tage, aber ich bin schon zehn Jahre hier…“. In Mexiko ist Vorsicht geboten, man könnte länger bleiben als geplant. Als Kletterer kann man es hier nämlich sehr lange aushalten.

Material-Empfehlungen:

Tendon Master 7.8mm (Halbseile), Hattrick 8.7mm (Einfachseil)

Singing Rock Klettergurt Onyx und Garnet, Helm Kappa, Karabiner, Expressen

Totem Cams und Basic Totem Cams

Triop Tiger Kletterschuhe

Optimus Polaris Kocher (Benzin und Gas) mit Optimus Terra Lite HE Cook Set Töpfen

Teile den Artikel mit anderen Bergfreunden

Bergfreundin Klara

Ein Bergunfall brachte mich aufgrund der entwickelten Höhenangst zum Klettern und wenn ich heute an meine schönsten Momente beim Klettern denke, dann ist es die Zeit im Portaledge, hoch droben in einer Bigwall. Ich habe nicht nur meine Angst bezwungen, Klettern hilft mir immer wieder über mich hinaus zu wachsen und die Erfahrung in den Alltag zu übertragen.

One Comment on the Article

  1. Manolo 13. Februar 2017 21:01 Uhr

    Schöner Bericht! Bin letztes Jahr auch in Mexiko gewesen. Portrero Chico und Jilopegec haben mir am besten gefallen. Für alle Intressierten...

Write a Reply or Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke die passenden Produkte im Bergfreunde.de Shop

Diese Artikel könnten dir auch gefallen