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Wandern in den Bergen

10 kleine Umstellungen für ein nachhaltigeres Outdoor-Leben

Inhaltsverzeichnis

Hier geht es um 10 Tipps, die so ausgewählt sind, dass sie sich ohne viel Zeitaufwand, ohne große Schwierigkeiten und „quasi nebenbei“ umsetzen lassen. Der einzige „Verzicht“ besteht darin, dass man vor bislang gewohnten Entscheidungen und Handlungen kurz innehält und nachsinnt.

Gut, etwas Zeit zum recherchieren muss man sich hier und da wohl nehmen. Doch damit das schneller geht, habe ich schonmal vorrecherchiert und ein paar Umstellungen herausgesucht, die du ohne große Umstände und Mühen umsetzen kannst. Fangen wir zum aufwärmen mit den „kleinsten“ Dingen an und steigern uns dann etwas.

1. Drecksack einpacken

Der erste Tipp ist supersimpel, erfordert aber die vielleicht größte Ego-Überwindung. Denn der Drecksack, diese robuste und wiederverwendbare Mülltüte des Alpenvereins, nimmt jede Menge Müll auf, ohne den Berg der Plastiktüten zu vergrößern. Er ist so groß, dass auch die von Anderen zurückgelassenen Zigarettenstummel und Papiertaschentücher uneigennützig eingesammelt werden können. Dabei bietet der Drecksack den Vorteil, den Müll so dicht und reißfest zu verpacken, dass er keine Gefahr für den übrigen Rucksackinhalt darstellt.

2. Reparieren statt wegschmeißen

Die sich lösende Schuhsohle, der Riss im Außenzelt, das Loch in der Isomatte: auf den ersten Blick scheint alles im Eimer, doch bei genauem Hinsehen zeigt sich oft, dass das gute Stück mit etwas Reparaturband, etwas Kleber und etwas Sorgfalt wieder flottgemacht werden kann. Mit der Firma McNett gibt es sogar einen ausgewiesenen Spezialisten, der sich voll und ganz der Lebensverlängerung von Outdoorprodukten verschrieben hat.

Wenn du einen Kleber oder anderes Reparaturmaterial von McNett zuhause hast, ist der Aufwand dieser nachhaltigen Problemlösung bisweilen gar geringer als der einer Neubestellung. Nützliches Know-how zum Thema Outdoor-Reparaturen findest du, wenn du „mcnett tipps und tricks“ in die Suchmaschine eingibst (auf der Firmenhomepage selbst ist die gut gemachte Broschüre leider etwas versteckt). Auch hier im Basislager findest du Inspration zum Thema Reparatur statt wegschmeißen.

3. Recyceln, upcyceln, kreativ neuverwerten

Warum nicht mal den ausgedienten Rucksack in seine Einzelteile zerlegen und überlegen, was man aus all den Stoffbahnen, Schnallen, Riemen und anderen „Rohstoffen“ Neues machen kann? Oder lässt sich das sprichwörtlich abgekratzte Snowboard vielleicht als Regal wiederbeleben?

Reparierausrüstung
Ein eigenes kleines Upcycling-Projekt kann auch sehr viel Spaß bringen.

Es muss ja nicht immer so ambitioniert kreativ und ausgefallen zugehen wie in einem Berliner Upcycling-Store. Es ist auch schon ein schönes Nachhaltigkeitsprojekt, wenn das Rucksack-Hauptfach als Aufbewahrungstasche für losen Kleinkram im Keller oder Dachboden weiterlebt. Oder wenn sich das verblasste Kunstfasershirt mit ein-zwei Schnitten oder Rissen in ein Set von Putzlappen verwandelt.

4. Muss es immer neu sein?

Klar, der Optimalfall ist das Paket mit frischer Ware aus dem Bergfreunde-Shop 😉 Aber ja, wir brauchen nicht drum herum zu reden, dass das nicht bei jeder Anschaffung Sinn macht. Das gilt vor allem für teure und aufwändige Ausrüstungsgegenstände, die man absehbar nicht oft benötigen oder nicht intensiv im Einsatz haben wird. Hier kann man sich bei den einschlägig bekannten Kleinanzeigen-Websites auf die Suche machen. Als weitere Alternative kann man sich in den meisten Alpenvereinssektionen als Mitglied diverse Ausrüstungsgegenstände ausleihen.

5. Langlebige Lieblingsteile

Sicher kein neue Idee, aber immer wieder gern vergessen: statt viele bunte Schnellkäufe anzusammeln, kann man sich auf zwei-drei Lieblingsteile beschränken. Gut, bei den Unterhosen dürfen es ruhig ein paar mehr sein, aber sonst kann man diesen Grundsatz vom Baselayer-Shirt bis zur Hardshellhose durchziehen. Man nehme dafür nachhaltige, sprich robuste, hochwertige und vielseitig verwendbare Outdoorprodukte. Sie verschleißen deutlich langsamer als Billigware und stecken häufigen Dauereinsatz viel besser weg.

Im Bergfreunde-Shop kannst du viele Produkte nach bis zu einem Dutzend Nachhaltigkeitskriterien filtern. Ob es ein Bluesign-Siegel sein soll, PFC-frei oder Fair Trade – all diese Eigenschaften können vor allem bei Bekleidung als Suchkriterien ausgewählt werden. Das muss entgegen der Erwartungen auch nicht unbedingt teurer sein. Vor allem dann nicht, wenn du bei den Features hier und da etwas abspecken kannst. Vielleicht kommst du ja auch mit zwei statt fünf Taschen aus oder du brauchst keine Kordelzüge, weil das Teil auch so wie angegossen passt. Weniger Features haben außerdem den Vorteil, dass weniger kaputtgehen kann, die Handhabung einfacher ist und Gewicht gespart wird.

6. Materialcheck: gibt’s das auch in grün?

Klean Kanteen marke
Eine gute Alternative zu Plastikbechern und selbst bei der Verpackung werden umweltfreundliche Materialien verwendet.

Bei der nächsten geplanten Neuanschaffung kannst du ja mal nachschauen, ob es vom gewünschten Produkt eine „grünere Variante“ gibt. Warum nicht einfach bei der nächsten Onlinesuche nach Jacken, Klettergurten oder Trinkflaschen ganz plump ein Wörtchen wie „nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“ hinzufügen? Ein netter Nebeneffekt dabei ist, dass man mit den nachhaltigeren Produkten meist auch dem eigenen Körper einen Gefallen tut, weil einfach weniger potentiell belastende Rückstände unterwegs sind. Vor allem bei Kleinigkeiten und Zubehör wie Beuteln und Dosen findet man oft natürlichere und gesündere Alternativmaterialien.

6.1. Synthetik oder Naturprodukt?

Diese nächste kleine Umstellung ist die Verfeinerung und Spezialisierung von Punkt 6. Sie kann vor allem bei den Substanzen und Flüssigkeiten ausprobiert werden, die mit Körperpflege oder Ausrüstungspflege zu tun haben. Die Frage lautet hier: gibt es von dem schnell verfügbaren und allseits bekannten Standardprodukt auch eine natürlichere Variante? Muss beispielsweise das Anti-Mücken-Spray für den Skandinavientrip unbedingt aus der klassischen Chemiekeule bestehen, oder tut es auch ein naturnahes Mittelchen auf Eukalyptusbasis? Auch bei Sonnencremes kann man nach haut- und umweltfreundlichen Alternativen forschen.

Diese kleine Umstellung hat ebenfalls nichts mit Verzicht oder Unbequemlichkeit zu tun, denn meistens sind die Alternativprodukte sogar angenehmer und bequemer im Umgang.

7. Reinigungs- und Hygienemittel

Vielseitige Dinge, die das Outdoorleben vereinfachen, entlasten oftmals auch die Umwelt. Auch dieser Grundsatz wird besonders deutlich bei den Mittelchen und Wässerchen, die im Outdoorurlaub zum Einsatz kommen. So gibt es mittlerweile diverse biologisch abbaubare Wasch-Konzentrate, die all-in-one als Seife, Spüli, Shampoo und Waschmittel dienen.

8. Entschlackungskur beim Material

Hier kommen zwei Aspekte ins Spiel: das Entschlacken unterwegs und das Entschlacken im Materiallager daheim. Entschlacken unterwegs meint, dass man nicht für jeden Abstecher über die Weinberge die Goretex-Montur auspacken muss. Warum nicht stattdessen mal Papas gut erhaltene Kordjacke aus den 80ern mit ihrem coolen Retrolook probieren? Die hat vielleicht Schwächen in der Wasser- und Winddichtigkeit, erweist sich dafür aber als überraschend atmungsaktiv.

Zwei Männer wandern durch den Wald
Wie wär es mit dem alten Wanderrucksack von der Schwester oder der gebrauchten Isomatte der Freundin?

Oder Mamas Wollmantel, der seine Schwächen in der Elastizität mit gutem Trageklima ausgleicht. Das gute Funktions- und Outdoorzeug hält (noch) länger, wenn es nicht für jeden Spaziergang um den Block benutzt wird. Außerdem halten wir so das Andenken an unsere Bergfreund-Vorfahren in Ehren, die die eisigen Höhen in Loden und Kniestrümpfen erklommen … 😉

Mit dem Entschlacken daheim ist der gnadenlos ehrliche Blick in jenen Schrank gemeint, in dem nie benutztes Equipment seit Jahren vergeblich auf seinen Einsatz wartet. Manche würden das als ausmisten bezeichnen, doch ich gehe mal davon aus, dass es sich bei den Sachen nicht um Mist handelt, sondern um gute Stücke, mit denen man bei Ebay noch ordentliche Preise erzielt. Oder beim Verschenken echte Freude macht.

9. Entschlackungskur beim Aufwand

Wer kennt sie nicht, die kurzen und hektischen Wochenendtrips, um „mal schnell“ die Wunschtour abzuhaken. So mancher verbringt dabei mehr Zeit auf der Autobahn als im Gebirge. Der Tipp „Weniger häufige und lange Anfahrten, dafür längere und intensivere Aufenthalte“ ist eigentlich ein uraltes Nachhaltigkeitsrezept. Doch in schnelllebigen Zeiten gerät es immer wieder in Vergessenheit.

Dieses Entschlacken der Ausflugsgewohnheiten kann man auch auf das Equipment übertragen. So kann man im Winter beispielsweise überlegen, ob es wirklich die Skitour mit allem drum und dran sein muss, oder ob nicht auch die Schneeschuhtour oder Winterwanderung das ersehnte Naturerlebnis verschafft. Ich persönlich schätze diesen Ausrüstungsminimalismus zu jeder Jahreszeit – und zwar aus zwei Gründen: erstens, weil viel weniger schweres und behäbiges Zeug am Körper zieht und zweitens, weil viel weniger Zeit für Herumgeräume und Gerödel draufgeht. Die gesparte Zeit und Energie fließt stattdessen in die eigentliche Tour.

Ja ich weiß, diese Entschlackungstipps gehen schon ein bissl in die anstrengende und streberhafte Richtung. Aber deshalb stehen sie ja auch hier hinten im Fortgeschrittenenbereich 😉

10. Warum immer dieselben?

Zum Abschluss noch der nicht ganz uneigennützige Spezial-Tipp: statt immer beim großen G zu gugeln und beim großen A zu kaufen, kannst du auch erstmal schauen, ob nicht dein bewährter Lieblingsdealer das gewünschte Teil hat 😉

Hier bist du nämlich nicht nur ökonomisch nachhaltiger unterwegs, sondern hast auch echte und präzise Produktbeschreibungen, statt der von Bots fabrizierten Buchstabensuppe der Tech-Giganten. Ja, bei den Bergfreunden wird noch oldschool von Menschenhand geschrieben. So auch dieser Basislagerartikel, der dir hoffentlich ein paar brauchbare Anregungen liefern konnte. Falls dir dazu noch etwas einfällt oder fehlt, kannst du es gerne in den Kommentaren ergänzen.

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Bergfreund Stephan

„Flat is boring“, dachte ich mir als Kind des Flachlands immer. Bergsport war die Lösung des Problems. Aber nicht aller Probleme, wie ich beim Durchwursteln der Disziplinen von Bouldern bis Hochtouren herausfand. „Egal“, dachte ich mir und fühle mich heute bei alpinen Touren mit leichtem Gepäck sauwohl.

3 Comments on the Article

  1. Simon 18. Mai 2021 05:53 Uhr

    Ne reine Sahneaktion! Vielen Dank für diesen Artikel!

  2. Jürgen 8. Juni 2021 14:50 Uhr

    Der Artikel trifft den Nagel auf den Kopf.

  3. Hansi 9. Juni 2021 14:07 Uhr

    Der beste Artikel über Nachhaltigkeit den ich von einem Shop gelesen habe. Schade nur, das die Leute die Ihre volle Outdoor-Montur von den großen Herstellern nur zum Einkaufen und Gesehen werden nutzen , diesen Artikel nicht lesen werden. Falls doch, den Sinn hinter diesem Artikel nicht verstehen. Bergfreunde: “Macht weiter so“

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